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Zukunftsmusik

geschrieben von André Pluskwa im April 2014

Jürgen Thiele initiiert das Proberaum-Projekt „Let’sRock!“

Wer in Lüneburg Musik machen will, der mag mit den Komplikationen rund um das Finden eines geeigneten Probe­raums vertraut sein. Das Aufspüren von Räum­lichkeiten, die zeitlich flexibel nutzbar, ohne Lärmproblem und zudem noch sicher vor Langfingern sind, kommt der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen gleich. Ex-Profi-Musik-Mastermind Jürgen Thiele, der seit dem Beginn seiner unternehmerischen Karriere in seinem Wirken stets nah am Musiker steht, weiß um die einschneidenden kulturellen Folgen, die ein regionaler Proberaummangel mit sich zu bringen droht. Durch Umstrukturierung des eigenen Unternehmens in die Lage versetzt, sich wieder neuen Herausforderungen und Projekten rund um die geliebte Musik zu widmen, ist er nun die Proberaumthematik mit gewohnt professioneller unternehmerischer Gründlichkeit und Weitsicht angegangen. „Wir werden mit unserem Proberaum-Projekt ‚Let’sRock!‘ auf dem Gelände Liese-Meithner-Straße zwischen Feuerwehr und Waschanlage vier Proberäume schaffen, die sich jeweils zwei Bands teilen sollen. Die künftigen Räume bestehen aus einer Art Container­system, die in einem ‚Raum-in-Raum‘-Prinzip mit einer massiven Außenhülle ummauert werden – mitsamt Niedrigenergiestandard, bauökologisch zeitgemäßem Grasdach und natürlichem Schallschutz. Baubeginn wird im Mai 2014 sein, die Fertigstellung ist für den August dieses Jahres ge­plant. Die Räume sind aufgrund ihrer Konstruktion sieben Tage die Woche rund um die Uhr nutzbar, es gibt eine eigene Einfahrt, so dass auch die daraus resultierende Lärmbelästigung verhindert werden kann. Und: Das Objekt ist vandalismussicher.“

Förderung kreativer Hotspots

Dass zwei Bands sich jeweils einen Raum teilen, ist der zentrale Punkt des Projektes: „Grundsätzlich soll es ja darum gehen, regionale Kultur, ergo kreative Hot Spots wie die Musik der Subkulturen, zu fördern. In diesem Zusammenhang wird es eine Staffelmiete geben. Eine ‚Gutverdiener‘-Band trägt den größeren Anteil der Mietkosten, so dass eine noch unbekannte Band, deren Mitglieder — ob nun Schüler, Studenten oder Erwachsene — finanziell nicht so gut aufgestellt sind, mit einem an ihren Möglichkeiten orientierten finanziellen Aufwand in den Genuss eines Proberaumes kommt.“ Zusätzlich wird auf diese Weise ein neuer künstlerischer Austausch möglich, da durch die Berührungspunkte Grenzen des Genres und des Sozialen fallen können. Allerdings, macht Jürgen Thiele deutlich, wird das Proberaumareal partyfrei bleiben: „Ähnliche Projekte haben in der Vergangenheit gezeigt, dass ein ‚offenes Haus‘ durch Besucheranstürme und Vandalismus kontraproduktiv wirken kann.“ Die Bühne bleibt dennoch ein zentrales Element der Musiker-Kultur. In Kooperation mit dem „1000 Steine“-Projekt um Achim Pelz wird eine Live-­Stage errichtet. Hier können die Bands die Feuerprobe neuer Songs wagen, dazu ihre Leute einladen oder einfach nur dabei sein, wenn die Kollegen die Bühne entern. Dabei sind auch Demo­aufnahmen und Live-Mitschnitte für Bild und Ton möglich. Ob es auch Festivalabend oder ähnliches geben wird, liegt in der Hand des Betreibervereins. Jürgen Thiele erläutert das formale Konstrukt um die Proberäume folgendermaßen: „Das Fundament ist die gemeinnützige Thiele-Stiftung, im Zentrum steht der noch zu errichtende gemeinnützige Verein. Dieser Verein wird auch die Vergabe der Proberäume übernehmen. Da halte ich mich — auch wenn interessierte Bands gern schon ihre Anfragen an mich senden dürfen — inhaltlich raus. Meinen Part sehe ich viel mehr darin, die Wege dafür zu ebnen, eine Idee in die Realität umzusetzen. Von daher hat dieses Projekt auch Modellcharakter. Man könnte dann das Konzept auch in anderen Städten anwenden.“

Unterstützung von allen Seiten

Die frühe Einbindung von zuständigen Behörden, die Gewinnung der Stadt und der Sparkassenstiftung als Kooperationspartner und die sehr gute Zusammenarbeit von allen im Vorfeld Beteiligten sind für den Erfolg des Projektes ausschlaggebend. „Über diese Entwicklung freue ich mich ganz besonders. Ob nun die Arbeit vom Architekten Karl Günther Lange, das Engagement von Herrn Carsten Junge von der Sparkassenstiftung oder die Unterstützung unseres Oberbürgermeisters Ulrich Mägde: Ohne sie wäre eine erfolgreiche Umsetzung der Idee nur schwer vorangekommen. Auch im Kultur­ausschuss wurde das Projekt vorgestellt, dabei haben sich ausschließlich Fürsprecher gefunden!“
Noch werden für die finale Umsetzung Sponsoren gesucht. Dabei darf jeder Sponsor einen konkreten, sichtbaren Part übernehmen, der zum Gelingen von „Let’sRock!“ beiträgt. „Die Außenwände werden z.B. von Karin Greife grafisch gestaltet. Darüber hinaus geht es um die Finanzierung von einem ordentlichen Webauftritt oder bestimmter Bauvorhaben, die Auswahl für die Beteiligung von Sponsoren ist also noch groß!“ Es bleibt also noch viel zu tun, bis aus der Zukunftsmusik ein für alle erfahrbarer akustischer Genuss geworden ist. Weitere Informationen: www.letsrock-lueneburg.de.

(ap)
Fotos: Enno Friedrich


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