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Afrikanische Laufvögel in Bahlburg

geschrieben von Irene Lange im November 2016

Seit 2012 betreibt die Familie Johannsen in Bahlburg bei Winsen/Luhe eine Straußenfarm und hat sich damit einen Lebenstraum erfüllt

Dass ein Strauß bei Gefahr den Kopf in den Sand steckt, ist ein weit verbreitetes Gerücht. Vielmehr zieht er es vor, buchstäblich die Beine in die Hand zu nehmen und das Weite zu suchen, denn als größter Laufvogel erreicht er eine Geschwindigkeit von bis zu 70 km/h. Wird er jedoch in die Enge getrieben, weiß er sich zu wehren. Mit einem gezielten Tritt kann er mit seiner Kralle einem Angreifer tödliche Verletzungen zufügen. Seit 2012 betreibt die Familie Johannsen in Bahlburg bei Winsen/Luhe eine Straußenfarm und hat sich damit einen Lebenstraum erfüllt. Auf dem rund drei Hektar großen Areal leben derzeit etwa 70 junge Blauhalsstrauße aus Simbabwe. Vom Nachwuchs getrennt werden deren Eltern in einem separaten Gehege gehalten: der vierjährige schwarze Straußenhahn und Stammvater Willi und seine beiden graugefiederten Hennen Helene und Hedwig. Wenn Willi mit seiner beachtlichen Größe von fast drei Metern sein schwarzes Gefieder aufplustert und kokett mit den Flügeln schlägt, bietet er ein äußerst imposantes Bild. Doch ganz gleich, wie faszinierend dieses Gebaren wirkt: Von einer Annäherung sollte auf jeden Fall abgeraten werden, Heimatländern schwanken die Temperaturen von tagsüber 50 °C auf nachts um 0 °C. Selbst Schnee macht ihnen nichts aus – manch einer wälzt sich mit Vergnügen darin. Lediglich die Küken sind empfindlich gegenüber Kälte und Nässe. Hennen können in der Brutsaison 40 bis 60 Eier legen, die ein Gewicht von bis zu 2,5 kg erreichen. Nach 42 Tagen schlüpfen die Jungen, die bereits 25 cm messen.
Drei Rassen unterscheidet man: die Blauhals-, Rot­hals- und Schwarzhalsstrauß. Der sehr aggressive Rothals ist zur Zucht in Deutschland verboten, während der Schwarzhals für Feder- und Ledergewinnung und der Blauhals wie auf dem Johannsen-­Hof hauptsächlich zur Fleischproduktion gezüchtet wird. Strauße können 60 bis 70 Jahre alt werden, wobei die Jungtiere bereits im Alter von 12 Monaten schlachtreif sind.

Straußenfleisch erfreut sich aufgrund seiner zarten Struktur einiger Beliebtheit. In ihrem Hof­laden bietet die Johannsen-Farm alles „rund um den Strauß“ an, angefangen von Fleisch und Wurst bis hin zu dekorativen Eiern oder Staubwedeln aus seinem Federkleid. Besucher — ob Gruppen oder Einzelpersonen — sind gern gesehen, sollten sich allerdings zuvor für eine Führungen anmelden, die meistens der Senior übernimmt.
Nachdem Detlef Johannsen, Sohn Stefan und dessen Ehefrau Doris den Entschluss gefasst hatten, eine Straußenfarm zu eröffnen, ahnten sie noch nicht, wie viele Hürden es seitens der Behörden zu überwinden galt. Es musste eine Reihe von Auflagen des Veterinäramtes, der Landwirtschaftskammer, des Bauamtes sowie der Wasser- und ­Naturschutzbehörde erfüllt werden, zudem diverse Tierschutzbestimmungen hinsichtlich Haltung und Schlachtung. Auch eine Halle von 400 qm musste her, obwohl den Tieren in den Gehegen genügend Auslauf und ein geräumiger Stall zur Verfügung steht.
Nachdem alle Auflagen zur Einrichtung ihrer Straußenfarm erfüllt waren, konnten nach einem Jahr Vorbereitungszeit die ersten Zuchttiere angeschafft werden. Seither betreiben hauptsächlich Detlef Johannsen und seine Schwiegertochter ­Doris Johannsen die Farm. Die Strauße sind mittlerweile liebgewonnene Mitglieder der Großfamilie, die immer noch fasziniert ist von ihrem exotischen Tierpark, zu dem auch vier Shetlandponys und zwei Hunde gehören.

Fotos: Irene Lange

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