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Alexander Wilhelm Julius Rasch

geschrieben von Irene Lange im April 2017

Landrat der ersten Stunde im Landkreis Lüneburg – Aus unserer Reihe „Six feet under“

Hannover war 1866 von Preußen annektiert worden und als Provinz Bestandteil des preußischen Staates. Ein Jahr später wurde eine Amts- und Kreisverfassung verordnet. Vornehmlich für Militär- und Steuerangelegenheiten wurden eigene Bezirke geschaffen, Kreise genannt; 37 dieser Kreise entstanden, indem man 101 Ämter und 43 Städte der Provinz zusammenfasste. Das war auch die Geburtsstunde des Kreises Lüneburg, der aus den Ämtern Lüneburg und Bleckede sowie der selbständigen Stadt Lüneburg bestand. In diesem Zusammenhang wurde ebenfalls erwähnt, dass hier erstmals ein Landrat ernannt wurde. Es war Alexander Wilhelm Julius Rasch, der 1885 zum ersten preußischen Landrat des neuen Landkreises Lüneburg und zugleich zum Königlich Preußischen Regierungsrat ernannt wurde.
Nur wenige Details sind aus seinem Leben bekannt. Am 18. August 1825 wurde ­„Julius“ Rasch in Groß Lobke bei Hildesheim, das damals noch zum Königreich Hannover zählte, geboren. Sein Vater war Pächter des Klos­ter­guts Himmelsthür, später Oberkommissar der königlich hannoverschen Domänen­kammer. Seine Mutter Johanna war eine geborene v. Lüpke aus Bilm bei Ilten.

1843 trat Julius Rasch sein Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Göttingen an und war seit 1844 Mitglied des Corps Hannovera. Bereits mit 28 Jahren begann er seine politische Laufbahn. 1853 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Nienburg an der Weser gewählt, seit 1864 war er als Amtsassessor in Hildesheim tätig, avancierte vier Jahre später zum Amtshauptmann des Landkreises Bremervörde in der preußischen Provinz Hannover, was in etwa dem heutigen Berufsbild des Landrats entsprach. Bevor er 1885 der erste Landrat des Landkreises ­Lüneburg wurde, nahm er 1876 eine Stelle als Amtshauptmann in Osterode an.
Aus seiner beruflichen Laufbahn geht hervor, dass er nicht nur ein zielstrebiger, sondern offensichtlich auch ein äußerst flexibler Mensch war, der um seiner Karriere willen den Ortswechsel nicht scheute. An seiner Seite stand Anna, eine geborene Mertens aus Schwiechelt bei Peine, die am 30. November 1854 seine Ehefrau wurde.
Mit 73 Jahren verstarb Julius Rasch; seine Ehefrau folgte ihm 1905. Beide sind auf dem Michaelis-Friedhof in Lüneburg be­graben. Hier befindet sich auch ihr sehenswertes Grabmal auf dem alten Friedhof mitten in der Stadt, der um 1651 errichtet wurde.
Nicht allein das Grab erinnert an die eins­tige Bedeutung des Landrats und seiner Frau. Ihre Porträts finden sich im Lüneburger Museum, gemalt von Heinrich „Harry“ Jochmus, geboren 1855 in Harburg, gestorben 1915 in Lüneburg. Er war der Enkel des Amtmanns von Lüne, Philipp Wilhelm Joch­mus (1765–1847), der wiederum gewisser­maßen ein Vorgänger von Julius Rasch war. Die beiden Einzelporträts des Ehepaars Rasch wirken beeindruckend lebendig. Meisterhaft hat es der Maler verstanden, in der ernsten Mimik des Julius Rasch wohl die Bürde seines Amtes auszudrücken.
Am 8. April 2010 konnte der Landkreis Lüneburg übrigens auf 125 Jahre Geschichte zurückblicken. Rund 400 Gäste hatte Landrat Manfred Nahrstedt aus diesem Anlass in das Kulturforum Gut Wienebüttel eingeladen. In verschiedenen Festreden wurde an 125 Jahre Kreisgeschichte erinnert. (ilg)

Fotos: Enno Friedrich

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