Magazin über das Leben in Lüneburg
Themen
Alle Themen und Artikel

Mit dem Dreirad über die Anden

geschrieben von Kirsten Rinke im Februar 2014

Olaf Jansen ist Ingenieur, leidenschaftlicher Motorradfahrer und Moderator; bei Radio ZuSa moderiert er die Radiosendung
„rastenschleifer“. Im Oktober des letzten Jahres ging er gemeinsam mit seinem Kumpel Sven Freund bei der so genannten
„Mototaxi Junket“ in Peru an den Start. In 14 Tage ging es mit 11 PS von Cuzco bis Colàn 3.000 km über die Anden

Herr Jansen, was kann man sich unter einem Mototaxi vorstellen?

Olaf Jansen: Mit diesem besonderen Ve­hikel, dem Mototaxi, haben wir an einem 14-tägigen Charity Run teilgenommen, quer durch Peru. Moto­taxis, das sind jene landestypischen Taxen in den Städten. Für Fahrten über geschotterte Pass­straßen bis fast 5.000 m NN und Steigungen bis zu 18 % ist dieses Bike allerdings nicht gebaut und auch nur bedingt tauglich. Mit den kleinen dreirädrigen Motorrädern ging es 3.000 Kilometer kreuz und quer über die Anden, über die gefährlichsten Passstraßen der Welt und durch den Dschungel des Amazonas Quellengebiets. Eine Vergnügungsreise war das sicher nicht, denn die Mototaxis haben nur 125 ccm und ca. 11 PS. Bergauf mussten wir teilweise schieben, bergab schafften wir aber immerhin satte 80 km/h.

Waren Sie auf der Reise auf sich alleine gestellt?

Alles, was auf der Fahrt erforderlich wurde, wie Unterkunft, Verpflegung, Reparaturen etc. ist von den 30 Teams aus aller Welt in Eigenregie zu meistern gewesen. Kartenmaterial gibt es in Peru so gut wie gar nicht zu kaufen. Zum Glück haben wir eine peruanische Straßenkarte in Deutschland erstanden, so dass wir bei undurchsichtigen Straßenverhältnissen wenigstens einen Überblick behalten konnten.

Hat Ihre „Maschine“, Ihr Motortaxi die 3.000 km durchgehalten?

Das kann man nicht unbedingt sagen, denn gleich am ersten Abend passierte das, was eigentlich nicht passieren sollte: der Supergau – ein Motor­schaden. Hoch oben in den einsamen Bergen wurde es dunkel, weit und breit keine Möglichkeit Hilfe zu organisieren. Also entschieden wir uns, die Passstraße ohne die Kraft der Motorbremse hinab zu rollen. 40 Kilometer auf einer geschotterten, teilweise durch Wasserfälle verschlammten Passstraße hinabzurollen, das war schon etwas sehr Gewagtes. Im Tal konnte schließlich ein kleiner LKW mit Fahrer organisiert werden, der uns zur nächsten Unterkunft mit einer Werkstatt im Ort bringen konnte. Die Ursache des Motorschadens wurde schnell gefunden. Dauer der Reparatur: einen ganzen Tag.

Eine Panne kommt selten allein, wie ging es weiter?

Es ging weiter durch eines der gefährlichsten Gebiete Südamerikas. Zwischen Quellabamba und Ayacucho war das Gebiet der Guerillagruppe „Leuchtender Pfad“ zu durchqueren. Erst kürzlich hat die Polizei im Gebiet zwei deren Anführer getötet. Und mitten im siedlungsärmsten Gebiet blieben wir erneut stecken: Wieder ein Motorschaden! Es folgten zwei abenteuerliche Nächte in einem Bauarbeitercamp und wieder eine Reparatur. Danach konnten wir das Guerillagebiet relativ sicher passieren. Inzwischen lief uns die Zeit davon. Mindestens 2.250 km mussten wir noch zurücklegen und das in einer Woche. Gefahren wurde nun von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang. Um Zeit zu sparen, fuhren wir auf asphaltierten Straßen Richtung Norden. Kurz vor Caraz ereilte uns dann — wie sollte es anders sein — abermals ein Motorschaden. Die Kurbelwelle wollte nicht mehr, die Reparatur dauerte bis spät abends. Die letzte Etappe über ca. 300 km führte uns über die Panamericana und wurde in neun Stunden mit beschädigter Kopfdichtung bewältigt. Am Nachmittag des 26. Oktober erreichten wir unser Ziel Colàn gerade noch rechtzeitig.

Fazit:

Die Ziele, die sich die beiden Lüneburger Abenteurer setzten, haben sie fast alle erreicht. Jansen und Freund sammelten Spendengelder in Höhe von 3.000 Euro für die internationale Kinder­hilfsorganisation „Plan Deutschland“, die in Peru Präventivmaßnahmen zur Eindämmung von Gewalt gegen Kinder durchführt. Mit einem Mototaxi wird Jansen nicht mehr reisen wollen; ihn zieht es nun eher ostwärts in Richtung Sibirien, wo einmal jährlich im Winter der sogenannte „Ice Run“ veranstaltet wird.
Wer Interesse hat, in 2015 oder 2016 dabei zu sein oder Einzelheiten über die ­Mototaxi-Reise und den Ice-Run erfahren möchte, der kann sich bei Olaf Jansen melden. Alle weiteren Infos sind auf www.rastenschleifer.net erhältlich.(kr)

Fotos: Cord Holsten, Olaf Jansen, Sven Freund

Anzeige