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Charakteristische Baukunst

geschrieben von Irene Lange ( im November 2014

Direkt hinter dem imposanten Neubau des Lüneburger Museums verbirgt sich ein weiteres bauliches Kleinod der Stadt Lüneburg: der sogenannte Krügerbau, mit seiner charakteristischen Giebelfassade und dem romantischen Blick auf die dahin fließende Ilmenau. Im Jahre 1908 durch den Lüneburger Architekten Franz Krüger (1873 – 1936) als Museum erbaut, gehörte er seither zum Lüneburger Stadtbild, ebenso wie der ursprüngliche Museumsbau von 1891, der zu einem Teil dem Bombeneinschlag im Zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel und an den sich heute der Neubau des neuen Museums anschließt.
Dessen Entstehung führte schließlich zu der Frage über die Zukunft des Krügerbaus, denn das Gebäude war als sanierungsbedürftig eingestuft worden und folglich nicht mehr der geeignete Ort, um die Ausstellungsstücke, darunter mittelalterliche Globen, Dielenschränke und Bauernstuben – angemessen unterzubringen. Also kam auch ein Abriss ins Gespräch. Gegen diesen allerdings protestierte der Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg, allen voran dessen Vorstandsvorsitzender Dr. Rolf Johannes und Mitglied Ulrich Gersie. Aus der Bürgerschaft folgte ebenfalls ein Sturm der Entrüstung gegen dieses Vorhaben. Zahlreiche Leserbriefe erinnerten daran, welche Bedeutung der Erbauer Franz Krüger für die Stadt erlangte, der mit seiner signifikanten Architektursprache das Stadtbild Lüneburgs wie kaum ein anderer prägte und zahlreiche Publika­tionen zur Geschichte der Stadt hinterließ. Darüber hinaus war er dem Museum zeitlebens eng verbunden, unterstützte und förderte die Sammlungstätigkeit, die historische Forschung, die Dokumentation und archäologische Arbeit des Museums. Er, der als Junggeselle ohne Nachkommen verstarb, hinterließ dem Museum schließlich auch sein Vermögen.

Es ist dem Museumsverein zwar vorläufig gelungen, den Abriss des Krügerbaus zu verhindern. „Doch um eine Sanierung finanzieren zu können, sind wir auf die rege Unterstützung von Sponsoren angewiesen“, sagt Museumsdirektorin Dr. Heike Düselder, die mit ihren Mitarbeitern bereits an einem inhaltlichen Konzept für die Nutzung des Krügerbaus arbeitet. Dr. Johannes fügt hinzu: „Da muss noch mancher Kraftakt geleistet werden“. Man hoffe nicht allein auf die Spendengroßzügigkeit der Bürger, da müsse auch die Stadt noch einiges hinzutun. Der Museums­verein allein könne dieses Vorhaben nicht stemmen.
Ein Zugang zum neuen Museumsgebäude ist zwar geschaffen, dieser wird allerdings erst dann zugäng­lich gemacht, wenn der Krügerbau saniert und für museale Zwecke hergerichtet ist. Heike Düselder ist überzeugt, dass das Gebäude eine Menge Potential bereit hält, um Exponate attraktiv zu präsentieren. Doch bis dieses Vorhaben in die Realität umgesetzt ist, mag wohl noch einige Zeit verstreichen. „Für das neue Museum bereiten wir jedoch die Eröffnungsveranstaltung am 1. März 2015 definitiv vor“, kündigt die Museumsdirektorin an.
„Wir haben versucht, die Lüneburger Bürger soweit wie möglich für den Museumsneubau zu begeistern und ins Boot zu holen, sei es durch Veranstaltungen wie die Museumsnacht, die große Modenschau und vieles mehr“, ruft Dr. Düselder die zurückliegenden Aktivitäten in Erinnerung. Unzählige Gruppen seien bereits vor der Fertigstellung durch die Gebäudeteile geführt worden. Dabei lobt sie ausdrücklich das Entgegenkommen der Stadt, die trotz der Bauphase die öffentlichen Veranstaltungen toleriert habe. Erst dadurch sei eine intensive Öffentlichkeitsarbeit möglich geworden.
Der nächste Schritt, den Krügerbau stärker ins öffent­liche Bewusstsein zu rücken, ist ein Rundgang, bei dem den Besuchern die Großzügigkeit des Eingangs­bereichs ins Auge fällt sowie der imposante Treppen­aufgang, der zu einem bleiverglasten Pano­rama­fenster führt. Zehn Räume sind auf drei Stockwerken und einem Zwischengeschoss über 450 qm verteilt. Die Binnenstruktur soll im Wesentlichen erhalten bleiben, insbesondere mit den zwei eingebauten Bauern- und der Bürgerstube. Mit ein wenig Fantasie kann man sich vorstellen, dass das Gebäude — sollte es künftig wieder in altem Glanz erstrahlen und in die im neuen Museumsbau stattfindende Dauerausstellung integriert werden — eine reizvolle Ergänzung bilden wird.(ilg)

Fotos: Hajo Boldt
Fotos: Enno Friedrich

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