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Enge Teamarbeit mit „Partner Hund“

geschrieben im Juli 2016

in der Zollhundeschule Bleckede werden Mensch und Tier Ausgebildet

Ein Zollhund sollte ein selbstbewusstes, offenes Wesen haben“. Das seien wichtige charakterliche Voraussetzungen für den Dienst an der Seite seines Zollhundeführers, bringt es die Leiterin der Zollamtsschule Bleckede, Jennifer Egyptien, auf den Punkt. Die 46-jährige Zollamtsrätin erfüllte sich einen Traum, als sie 2012 als „ächt Kölsche Mädche“ vom Rhein an die Elbe zog und im Zollhundewesen zu arbeiten begann: „Damit konnte ich mein Hobby zum Beruf machen“. Sie selbst ist Besitzerin der Rottweiler-Hündin Heidi und war zuvor jahrelang privat im Bereich Hundetraining unter anderem für den Tierschutz aktiv. „Für Diensthunde im Zollbereich ist es weiterhin wichtig“, betont sie, „dass der Hund verspielt ist, denn damit bringt er die Eigenschaften mit, neugierig zu sein und mitarbeiten zu wollen. Er sollte sich durch Geräusche und Ablenkungen nicht beirren lassen und keine Angst vor Unbekanntem haben“, führt sie aus und setzt hinzu: „Sind alle diese Eigenschaften vorhanden, lassen sich die Tiere gut ausbilden, so dass später Mensch und Hund ein Team bilden können und eine verlässliche Partnerschaft entsteht“.
Zwei Zollhundeschulen führt die Generalzolldirektion mit Hauptsitz in Bonn, die eine befindet sich in Bleckede, die andere in Neuendettelsau. Beide Ausbildungsstandorte gelten als zertifizierte Zollhundeschulen der Weltzollorganisation (World Cus­toms Organisation) und bieten die Aus- und Fort­bildung für rund 400 Zollhunde in Deutschland. Im Jahr 2014 wurden die beiden Einrichtungen als „Regional Dog Training Centre“ zertifiziert. Diese hohe Anerkennung wird auch international als besonderes Qualitätsmerkmal wahrgenommen und erleichtert die Zusammenarbeit im Bereich der Zollhundeausbildung mit ausländischen Behörden — mittlerweile auch in islamischen Ländern.
Seit 1958 existiert die Bleckeder Zollhundeschule; 23 Beschäftigte — ein Leiter und neun hauptamtlich Lehrende — sind dort beschäftigt. Schwerpunkte ihrer Tätigkeit sind die Ausbildung der rund 200 Zollhundeteams im Norden Deutschlands, die fachliche Betreuung der Zollhundetrainer, Eignungs­überprüfung von Zollhunden und der fachliche Austausch mit anderen Behörden, die ebenfalls Diensthunde einsetzen. Die Lehraufträge sind umfassend. Zum einen werden hier die sogenannten Spürhunde ausgebildet, zum anderen erhält die Mehrzahl der Hunde eine zusätzliche Schutzhundausbildung, wodurch sie sich als „duale Diensthunde“ qualifizieren. Zum Einsatz kommen sie in den immer wichtiger werdenden Bereichen „Prävention“ und „Deeskalation“.
Doch nicht nur die Tiere erfahren in Bleckede eine gründliche Ausbildung, die — gegliedert in Module von jeweils mehreren Wochen – etwa eineinhalb Jahre dauert. Auch „ihre Menschen“ — als Zollhundeführer bezeichnet — werden im Umgang mit ihren künftigen vierbeinigen Partnern eingehend geschult. Zudem erhalten in Bleckede die lokalen Trainer oder Trainerinnen ihre Ausbildung; jene, die die weitere Betreuung der Zollhundeteams in ihren Einsatzbezirken sicherstellen. Zudem wird seit einigen Jahren in Bleckede als einziger und erster Behörde bundesweit ein Verhaltenstraining für Zollfahndungsbeamte im Bereich „Verhalten beim Antreffen von Hunden im Einsatzgeschehen“ angeboten, ein Angebot, das großen Zuspruch findet und eine echte Hilfe für die Einsatzbeamten in der Praxis darstellt.
Da die Aus- und Weiterbildung von Hund und Mensch mehrere Wochen in Anspruch nimmt, ist die Zollhundeschule Bleckede ein „Internatsbetrieb“ mit Vollverpflegung und Mensa sowie einem Casino. Für die Hunde stehen rund 50 geräumige Zwinger zur Verfügung, die nach modernstem Standard artgerecht ausgestattet sind.

Wie eingangs erwähnt, ist der ausgeprägte Spieltrieb eines angehenden Diensthundes eine unerlässliche Voraussetzung, um sich für die Ausbildung zu qualifizieren. Die Rasse ist dabei zweitrangig, doch sollte der Hund etwa ein bis zwei Jahre alt sein, eine gewisse Größe haben und zu seinem Einsatzfeld passen – „Schoßhunde“ und Doggenarten wird man daher in diesem Bereich eher selten finden, stattdessen sind Schäferhunde häufig in diesem Einsatzfeld zu finden.
Bei der Ausbildung der Hunde wird auf Härte weitgehend verzichtet. Schon seit Jahrzehnten ver­lässt man sich bei der Arbeit auf den „Klicker“, wie er auch in der Hundeschulen eingesetzt wird und der eine spätere Belohnung mit einem Leckerli oder Spielzeug in Aussicht stellt. Dem Hund wird mit dem Geräusch des Klickens suggeriert, dass er etwas richtig gemacht hat, dementsprechend hoch bleibt die Motivation. Doch sollte das Spielen für einen Zollhund immer die größte Motivation bleiben. „Das ist bei Cleo gegeben“, bekräftigt Zollhundetrainer Dieter Maibaum vom Hauptzollamt Hannover und deutet auf die Malinois-Hündin, die ihn gerade bei der Schutzhundausbildung – selbstverständlich gewollt – gebissen hat. Jetzt freut sie sich nach getaner Arbeit über ihr Spielzeug, was sie gar nicht mehr hergeben mag.
Wie eifrig und begierig die Hunde sind, wenn es zu einem Arbeitseinsatz geht, zeigt sich beim Rüden Joe, der am ganzen Leib vor Aufregung zittert, bevor er an oder in einem Auto zuvor versteckte Drogen finden soll. Auf das Kommando „Such“ legt er los, und es braucht nur wenige Minuten, bis er fündig wird. Das Klickgeräusch kündigt an, dass er es gut gemacht hat, und nun bekommt auch er – endlich — das ersehnte Spielzeug!
Nach einer gründlichen Ausbildung entgeht einem Zollhund nichts, was er mit seinem geschärften Geruchssinn erschnüffelt, ganz gleich, ob es sich um Drogen, Tabak, um Menschen, Tiere oder um Bargeld handelt. Ist er fündig geworden, zeigt er es durch das sogenannte „Einfrieren“ in der Bewegung an, eine Anzeigeart, die erst seit einigen Jahren ausgebildet wird. Zuvor wurde das eifrige Kratzen an der Fundstelle vermittelt, was von älteren Hunden nach wie vor praktiziert wird.
Die Zollhundeteams in Bleckede legen großen Wert auf den nationalen und internationalen Erfahrungs­austausch. Neueste Erkenntnisse und Erfahrungen können so fortlaufend in die Ausbildungsmethoden einfließen. Dies dient zum einen der Steigerung der Qualität, um das große Potential der Hunde zu entwickeln, vor allem aber auch der Fairness dem vierbeinigen Partner gegenüber. (ilg)
Fotos: Irene Lange

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