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Erntedank

geschrieben von Anna Kaufmann im Oktober 2014

Herbstzeit ist Erntezeit. Am ersten Sonntag im Oktober wird Erntedank gefeiert, eines der ältesten Feste, das die Menschheit kennt. Traditionell wird Gott für eine reiche Ernte gedankt, heute ist dieser Brauch ein schöner Anlass, um uns bewusst zu machen, dass der Überfluss, in dem wir heute leben, wie auch das Vorhandensein aller Nahrungsmittel nicht selbstverständlich sind. Bedenkt man, dass die Bauern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts den größten Anteil der Bevölkerung ausmachten, wird deutlich, wie wichtig eine gute Ernte war, um die Menschen zu versorgen und Hungersnöte abzuwenden. Die Ernte markierte den Höhepunkt des Jahres. Noch heute wird in vielen Gemeinden das Erntedankfest feierlich mit herbstlich geschmückten Altären zelebriert.
Im Plattdeutschen finden wir ein Gedicht, das so richtig schön herbstlich stimmt: „Sunnenstroahlen, güllene düerlöchtet däern Wold. Leste Wärmde innen Stroahlen; nit mähr lange. Bolle raget bläoß blanket Geäst. Baukeckern un Oikeln, Dännenappel störtet, raskelnder Läow. Muine Schrie foihlt de Arnt. Dräge Kramantselten amme Noadelnhäop; wennige. Welket Kriut op fiueln Pilzen. De Warnraup oiner Makolwe, süss stumme Vüle. Näo lange. Unhoimlieke Stille ringsümme Rugge! Owwer bolle. Datt lätt hoapen.“
Übersetzt: „Sonnenstrahlen, goldene, durchleuchten den Wald. Letzte Wärme in den Strahlen; nicht mehr lange. Bald ragt nur nacktes Geäst. Eckern und Eicheln, Tannenzapfen fallen, raschelndes Laub. Meine Schritte fühlen die Ernte. Träge Ameisen am Nadelberg, wenige. Welkes Kraut auf faulen Pilzen. Der Warnruf des Hähers. Sonst stumme Vögel. Noch lange. Seltsame Ruhe ringsum. Stille! Aber bald. Das macht Hoffnung.“

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