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geschrieben im Juni 2014

Einer für Alle – Alle für Einen: Die Freiwillige Feuerwehr Lüneburg feiert am 28. Juni ihr 150-jähges Dienstjubiläum

Am 28. Juni 2014 begeht eine der wichtigsten Institutionen unserer Stadt ein bedeutendes Jubiläum: Die Freiwillige Feuerwehr Lüneburg, genauer die Schwerpunktfeuerwehr Mitte, feiert ihr 150-jähriges Bestehen. Im Jahr 1864 wurde sie gegründet, ging aus dem MTV Treubund hervor, zu jener Zeit ein üblicher Vorgang. Man brauchte fitte, junge Männer für die harten Einsätze.
Heute ist die Lüneburger Truppe ist eine der ältes­ten in der Region, denn der Großteil der Feuerwehren wurden erst seit 1900 ins Leben gerufen. Die Lüneburger Wehr ist seit ihrem Bestehen eine aus freiwillig tätigen Bürgern bestehende Initiative; sämtliche Mitglieder arbeiten aus Überzeugung und lediglich für eine geringe Aufwandsentschädigung. Dass es diese unentbehrlichen Helfer in dieser unserer Stadt gibt, überrascht manch einen, denn in der Regel verfügen Städte erst ab einer Einwohnerzahl von 100.000 über eine eigene ­Berufsfeuerwehr.

Lüneburgs Stadthistorie ist geprägt durch große Brände, von denen hier einige Erwähnung finden sollten: Ende des 19. Jahrhunderts brannte die Reichenbach’sche Fassfabrik im Nikolai-Viertel. Dem Großbrand vielen über 30 Häuser zum Opfer, die Kirche konnte mit Mühe und Not verteidigt werden. Zwischen November 1959 und Februar 1960 trieb der Brandstifter Herbert Rademacher sein Unwesen in der Salzstadt. Der 20-jährige Hilfsarbeiter legte über 23 Brände mit teilweise verheerenden Folgen: Er zündete bedeutende his­torische Ge­bäude wie etwa die Ratsbücherei, das Gasthaus zur Krone, den Viskulenhof und das Alte Kaufhaus an, und legte die Gebäude teilweise in Schutt und Asche. Über Monate hielt er die Bürger der Stadt in Atem, bevor er nach seiner Verhaftung im Juni 1960 zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde.
Doch auch heute ist Lüneburg nicht gefeit vor dem Feuer: Der Brand des „Lösecke-Hauses“ am Stint Anfang Dezember letzten Jahres hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig eine reibungslos funktionierende Feuerwehr ist. Dabei sind Großbrände in den kleinen Gassen und historischen Straßenzügen wie dem Stintmarkt für die Retter eine große logistische Herausforderung, denn der Platzmangel macht ein uneingeschränktes Erreichen des Brand­herdes meist nicht möglich; hinzu kommt die Angst, das Feuer könnte auf die umliegenden Gebäude übergreifen.

nen, verfügte die Lüneburger Feuerwehr immer schon über eine innovative Alarmmeldetechnik in der Stadt. Seit 1912 war im Zentrum ein System aus Feuermeldern, roten Drahtleitungen und Isolatoren installiert. Die Häuser der einzelnen Feuer­wehrleute waren per Draht miteinander verbunden, jeder hatte in seiner Wohnung einen Alarmwecker, der im Fall der Fälle drei Mal bimmelte und zum Einsatz rief. Bis 1964 war dieses System aktiv und wurde erst mit Einführung des Funknotrufsystems außer Dienst gesetzt. Nach wie vor sind die roten Isolatoren an einigen Häusern in der Lüneburger Altstadt zu sehen.

is heute funktioniert die Freiwillige Feuerwehr nur aufgrund der Einsatzbereitschaft ihrer ehrenamtlichen Mitglieder. In Lüneburg stehen zurzeit etwa 240 Männer und Frauen als Einsatzkräfte auf Abruf, um jederzeit im Fall der Fälle schnell vor Ort zu sein, damit ist die Truppe relativ klein für eine Stadt wie Lüneburg. Im Durchschnitt rückt die Feuerwehr etwa zweimal täglich zu einem Einsatz aus, dennoch funktioniert der reibungslose Ablauf dank einer ausgeklügelten Alarm- und Einsatzplanung reibungslos. Zehn Gerätewarte sind dafür verantwortlich, werktags die Einsatzmittel zu warten, zu reinigen und zu reparieren und in Stand zu halten. Sie sind Angestellte der Hansestadt Lüneburg und werden bei einem Alarm für den Einsatzdienst bei der Freiwilligen Feuerwehr freigestellt. Damit sind sie auch die Ersten auf den Wagen, um im Brandfall ohne Verzögerung ausrücken zu können. Den schnellen „ersten Abmarsch“ in der Nacht garantieren Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, die mit ihren Familien in einer der 17 Wohnungen leben, die sich direkt neben der Wache in einem Wohnhaus der Feuerwehr befinden. Das Haus ist in drei Rufkreise unterteilt, wodurch die Retter in der Not gezielt informiert werden können. Alle anderen Mitglieder der Einsatzabteilung werden über einen Pieper alarmiert und kommen dann direkt von ihren Arbeitsplätzen oder von zu Hause zum Einsatz.
In einer Institution mit einer solch beachtlichen Tradition wird sich selbstredend auch um den Nachwuchs gekümmert. Ab einem Alter von sechs Jahren können schon die Kleinen Mitglied in der Kinderfeuerwehr werden und so bereits früh den spielerischen Umgang mit dem Feuer erlernen. Ab dem Alter von zehn Jahren gibt es die Möglichkeit in der Jugendfeuerwehr aktiv zu sein, ab 17 ist eine Arbeit als aktives Einsatzmitglied möglich.
Am 28. Juni 2014 ist es an der Zeit, die Mitglieder und freiwilligen Helfer zu ehren und mit ihnen gemeinsam zu feiern. Auf dem Lüneburger Marktplatz lädt dazu ein großer Empfang und Festumzug jeden ein, der Lust hat, mitzufeiern. In der gesamten Lüneburger Innenstadt wird dann auch eine Feuerwehrmeile erlebbar gemacht, auf der sich Kinder und Erwachsene über die vielseitigen Tätig­keiten und Einsatzgebiete der Feuerwehr informieren und unterhalten lassen können.
In der Zeit vom 29. bis 31. August 2014 findet zudem auf dem Gelände der Feuerwache an der Lise-Meitner-Straße das jährliche Feuerwehrfest statt. Auch hier wird noch einmal Gelegenheit gegeben, sich ausführlich zu informieren und die Arbeit der Männer und Frauen der Freiwilligen Feuer­wehr Lüneburg gebührend zu würdigen! Zum Jubi­läum haben Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Lüneburg übrigens eine umfangreiche Chronik erstellt, die auch für Nicht-Feuerwehrleute einen besonderen Blick auf ein Stück Stadtgeschichte gewährt, und auch das Museum der Feuerwehr gibt einen Einblick in die Vergangenheit. Liebevoll res­taurierte historische Uniformen, Löschfahrzeuge, Feuermeldesysteme und Werkzeuge verdeutlichen die Arbeit der Lüneburger Retter.(ng)

Fotos: Enno Friedrich, Daniel Roemer FF LG (1), Archiv FF LG (1)

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