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Früh übt sich!

geschrieben im Oktober 2016

Wer glaubt, die Gartensaison beginne erst mit Krokus & Tulpen, der irrt gewaltig. Winterblühende Gehölze bereichern die „laublose“ Tristesse und sind Vorboten jahreszeitlichen Neubeginns. Von Christine Schaller, Gartenarchitektin aus Uelzen

Viel früher im Jahr als der beliebte Forsythien-­Strauch setzen Gehölze aus dem Fernen Osten farbige Akzente in unseren Gärten. Zu den bekanntesten zählen die faszinierenden Zaubernüsse (Hamamelis) aus Ostasien und Japan. Die ausladenden Sträucher mit den spinnenförmigen Blüten gibt es vom blassen Schwefelgelb über leuchtendes Goldgelb bis zu Zimt- und Rottönen.

Blüten ab Weihnachten

Schon zur Weihnachtszeit zeigt sich in sattem Gelb der Winterjasmin (Jasminum nudiflorum). Seine bis zu zwei Zentimeter großen Blüten er­öffnen den Reigen der blühenden Gartengehölze. Der „anlehnungsbedürftige“ Strauch lässt sich gut zur Begrünung von Zäunen und Rank-Gittern verwenden, die unter der Vielzahl seiner feinen, grünen Zweige bald verschwinden. In Haustürnähe gepflanzt, begegnet man ihm während der kalten Jahreszeit am häufigsten, wenn der Garten sonst kaum zur Betrachtung einlädt.
Sämtliche Gehölze, die ihre Hochsaison so früh im Jahr haben, verdienen einen besonderen Platz im Garten. Ganz nah am Haus, im Vorgarten oder in Fensternähe, sind sie am wirkungsvollsten und können auch bei ungemütlichem Wetter gebührend bewundert werden. Ein blühendes Gehölz vor dem Fenster kann – bei Dunkelheit mit Lichtspots in Szene gesetzt – ein schöner Blickfang sein. Zur Blütezeit hat die Natur die meisten dieser Pflanzen „entblättert“, einen kontrastierenden Hintergrund können da beispielsweise immergrünen Gewächse wie Eiben bieten. Im Sommer dient das dichte Laubkleid dann als Sichtschutz. Selbst unter den während der Blütezeit eher frostempfindlichen Kirschen gibt es einige echte „Hardliner“, allen voran die Schnee-Kirsche (Prunus subhirtella). Die zierliche Japanerin beginnt mit der Sorte „Autumnalis“ bereits im Oktober zu blühen; im Vorfrühling folgen ein halbes Dutzend andere, zum Beispiel die tief­rosafarbene „Fukubana“.

Duftende Winterüberraschungen

Nicht nur mit Farbe, auch mit Duft geht die Natur so früh im Jahr bereits verschwenderisch um. Die Japanische Aprikose (Prunus mume) duftet süß, die Winterblüte (Chimonanthus praecox) noch intensiver, der Duftschneeball (Viburnum x bodnantense) schwer und würzig wie der Seidelbast (Daphne). Manche Zaubernuss und Scheinhasel (Corylopsis) ver­strömen ein zartes Schlüsselblumenparfum. Am besten entfaltet sich dieses Wunder an einem windstillen Platz, ideal sind Innenhöfe oder Hauswände. Übrigens keine Angst vor Minusgraden! Echte Winterblüher, wie die Zaubernuss (Hamamelis) und der Schneeball, unterbrechen ihre Blüte während der Frostperioden lediglich; anders als bei frühen Magnolien oder Zierkirschen, die keinen Frost in der Blütezeit vertragen. ¶

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