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Grußwort und Jahresrückblick von Oberbürgermeister Ulrich Mädge

geschrieben von Ulrich Mädge im Dezember 2015

Die Hilfe für Bürgerkriegsflüchtlinge und Asylbewerber ist ein Thema, das über das Jahr mehr und mehr in die Wahrnehmung und buchstäblich auch in die Nachbarschaft vieler Menschen in der Stadt gerückt ist.“ Mit diesen Worten beginnt unser städtischer Jahres­rückblick … des Jahres 2014. Aktuell, ein Jahr später, gibt es in der Hansestadt Lüneburg wohl praktisch niemand mehr, den dieses Thema nicht ziemlich direkt betrifft. Hunderte Lüneburger engagieren sich in der ehrenamtlichen Arbeit für Flüchtlinge und unterstützen mit Spenden und Projekten. Ob Sportvereine, Kleingärtner oder Kulturbetriebe – es gibt eine ausgeprägte Bereitschaft zu helfen. Das ist schön! Die Zahl unserer Unterkünfte ist binnen zwei Jahren von unserem lange Zeit einzigen „Internationalen Haus“ am Meisterweg auf mittlerweile rund ein Dutzend angewachsen, die schon bewohnt oder demnächst bezogen werden. Die Planung weiterer Standorte ist eine unserer Hauptaufgaben in der Verwaltung. Praktisch jedes Vorhaben stellen wir an Informationsabenden der Nachbarschaft und interessierten Bürgern vor, jede Ratssitzung beginnt mit einem aktuellen Überblick. In diesen Runden, aber nicht nur dort, sind neben Hilfsbereitschaft vermehrt auch Vorbehalte hörbar – und ich sage: zum Glück hörbar. Es ist mir persönlich ein Anliegen, dass wir uns in dieser Stadt ebenso wie die Willkommenskultur auch die Offen­heit bewahren, über Sorgen zu sprechen. Wir haben seit Beginn der großen Wanderungsbewegungen ungefähr 1.000 Männer, Frauen und Kinder als Asylbewerber, Flüchtlinge oder über den Familiennachzug in der Hansestadt aufgenommen. Wir wissen nicht genau, wie sich die Zahlen weiter ent­wickeln werden, aber wir rechnen zunächst mit sicherlich weiteren 2.000 Menschen. Hinter dieser Zahl steht eine enorme gemeinsame Herausfor­derung zur Inte­gration. Diese Entwicklung wird unsere Stadt verändern – und Veränderung macht oft erst einmal Angst, so sind wir Menschen eben gestrickt. Fakt ist aber auch, dass es, wie die Polizei erst jüngst wieder berichtete, keinen nennenswerten Anstieg von Straftaten durch diesen Zuzug gibt. Fakt ist, dass wir, nicht zuletzt dank unseres bewährten Lüneburger Modells, überwiegend ein gutes Miteinander zwischen Flüchtlingen und Nachbarn haben. Was zum guten Miteinander entscheidend beiträgt, ist, wenn unsere Bürgerinnen und Bürger nicht das Gefühl haben müssen, aufgrund der aktuellen Entwicklung zurückzustehen. Auch darum haben wir das laufende Jahr intensiv genutzt, um zwei Zukunftsprojekte anzuschieben: • den Bildungsfonds – ein Investitionspaket in Höhe von 42 Millionen Euro bis 2020, mit dem wir die städtischen Schulen fit machen wollen für Ganztagsunterricht, Inklusion und Klimaschutz • das Wohnungsbauprogramm – die Hansestadt will neun Millionen Euro in die Hand nehmen, um mit Hilfe verschiedener Förderinstrumente bis „Zwanzig21“ 2100 Wohneinheiten zu ­realisieren. Mindestens ein Drittel sollen geförderte Mietwohnungen sein, die auch mit geringeren Einkommen bezahlbar sind. Apropos Bau: Der Erhalt des historischen Rathauses hat uns 2015 ebenso (weiter) beschäftigt wie die Sanierung der Kinder- und Jugendbücherei. Aus dem Tiefbau sind beispielhaft die neue Radwege-­Ver­bindung von der Innenstadt über den Wandrahmpark in Richtung Bahnhof zu nennen, der Umbau der Museumskreuzung oder die Modernisierung der Großen Bäckerstraße für unser Kaufhaus Lüneburg. Es gab noch weitere Ereignisse, die aus 2015 in Erinnerung bleiben: angefangen vom Kita-Streik, der Eltern und Kinder sehr belastet hat, bis zu den terroristischen Angriffen in Paris zu Anfang und zum Ende dieses Jahres – das Jahr der 40-jährigen Städtefreundschaft mit Clamart … Das Museum Lüneburg wurde im März eröffnet und hat inzwischen mehr als 25.000 Besucher gezählt. Das Haus erfüllt überdies eine wertvolle Rolle als Kommunikator von Stadtgeschichte und Gesellschaftspolitik, ein Beispiel ist der 70 Jahrestag des Bergen-­Belsen-Prozesses. Daneben haben wir Beteiligungs­projekte für Kinder und Jugendliche weitergeführt (Open Space) oder auch ganz neu aufgelegt (Demo­kratie leben). Sie sehen, liebe Lüneburgerinnen und Lüneburger: Es bleibt spannend!

Ulrich Mädge Oberbürgermeister

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