Magazin über das Leben in Lüneburg
Themen
Alle Themen und Artikel

Im Dienst für den Nächsten

geschrieben von Christiane Bleumer im September 2015

Ehrenamtliche Helfer engagieren sich für Flüchtlinge und Asylbewerber

Täglich gibt es in der Presse neue Meldungen von gestrandeten Menschen, die einen weiten und riskanten Weg auf sich genommen haben, um in Deutschland Schutz vor Krieg und Verfolgung oder einfach eine bessere Zukunft für sich und ihre Kinder zu finden. Die oftmals tragischen Schicksale vieler Flüchtlinge lassen niemanden unberührt. So finden sich immer mehr Lüneburger oder Bewohner des Landkreises, die diesen Menschen helfen wollen. Mit viel Engagement, Anteilnahme und innovativen Ideen wird versucht, den oft traumatisierten Flüchtlingen den Einstieg in ihr neues Leben zu erleichtern. Dass sich dabei eine große Welle der Hilfsbereitschaft entwickelt hat, freut auch den Stiftungsrat der Friedensstiftung Günter Manzke, die kürzlich beispielhaft einige Menschen ehrte, die sich in besonderer Weise auf diesem Gebiet verdient gemacht haben. „Sie alle bringen ihre Zeit und Kenntnisse ein, um die Lebenssituation der hier untergebrachten Flüchtlinge zu verbessern“, betonte Johanna Gerhard als Vorsitzende des Rates. Zehn Einzelpersonen wurden ausgezeichnet, und sie hat jeden einzelnen und seine individuelle Geschichte und Motivation kennengelernt. „Jedes ehrenamtliche Engagement der Helfer hat seinen ganz eigenen Anfang“, erfuhr sie bei den Gesprächen. Mal gehe der Impuls von den Flüchtlingen selbst aus, die dringend Beistand bei der Übersetzung einer wichtigen Urkunde benötigen. In diesem speziellen Fall bekommen sie spontan Hilfe bei Frank Hagedorn und Ute Schierholz, für die dies der Startschuss für ein langfristiges Engagement ist. Ein anderes Beispiel ist der Lüneburger Sönke Blum, der eines Tages Licht in der Flüchtlingsunter­kunft am Ochtmisser Kirchsteig sieht. Wie er von sich selbst sagt, ist er eher der „Machertyp“ und so geht er kurz entschlossen hinein und fragt ganz einfach, ob Unterstützung benötigt wird. Diese wird sogar dringend gebraucht und so beginnt Blum zu organisieren. Ob Betten oder anderes Möbiliar — da er über ein großes Netzwerk verfügt, ist es kein großes Problem, kurzfristig benötigte Hilfsmittel zu beschaffen. Zurzeit hat er eine irakische Familie unter seine Fittiche genommen und bemüht sich, für den Vater als gelernten Kraftfahrer einen Job zu finden. Bei seiner ehrenamtlichen Unterstützung entwickelte sich mit der Zeit eine freundschaftliche und geradezu familiäre Beziehung, denn wenn die Kinder der Familie Fußball spielen, lässt es sich Sönke Blum nicht nehmen, den sportlichen Nachwuchs anzufeuern.

Ehrenamtlich tätig ist auch die Syrerin Dibestan Youssef, die der Liebe wegen nach Lüneburg gekommen ist. Die junge Frau erkundigte sich angesichts des Elends ihrer Landsleute bei der AWO, was sie tun kann. Sie spricht kurdisch, syrisch, arabisch und deutsch und ist daher eine perfekte Mittlerin zwischen den Kulturen. Besonders aktiv ist sie in der Anne Frank Schule, wo sie die schulpflichtigen Flüchtlingskinder unterstützt und ihnen hilft, dem Unterreicht zu folgen und dadurch eine Chance im deutschen Bildungssystem zu haben. Doch ihre Hilfe beginnt schon im angegliederten Schulkindergarten, wo die Kleineren fit für den Schulstart gemacht werden – eine Unterstützung also, die dort ansetzt, wo sie am dringendsten gebraucht wird: bei der Bildung. Drei beispielhafte Geschichten, die davon erzählen, wie man schnell, unbürokratisch und mit persönlicher Anteilnahme wertvolle Unterstützung leisten kann. Alle, die daran beteiligt sind, sagen übereinstimmend, dass es einfach Freude macht. „Helfen ist keine Einbahnstraße“, sagte auch Zaki Ali Alagrmi, der ebenfalls von der Manzke Friedensstiftung geehrt wurde, so treffend. Eigentlich ist es gar nicht schwer, diesen guten Beispielen zu folgen. „Gehen Sie einfach in die Unterkünfte und fragen Sie nach, was zu tun ist“, macht Johanna Gerhard Mut, über den eigenen Schatten zu springen. Denn ob Hilfe beim Erlernen der deutschen Sprache, bei Behördengängen oder beim Transport zum Sport — die Möglichkeiten sind unerschöpflich.(cb)

Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie unter www.willkommensinitiative.de oder www.manzke.com.

Fotos: Winfried Machel, Christiane Bleumer

Anzeige