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Eine Initiative von QUADRAT und Coffee Shop No. 1

geschrieben von Christiane Bleumer im Juli 2014

FRISCHGEBRÜHTE NÄCHSTENLIEBE

Zwei zahlen, einen spenden: In anderen Städten hat sich die Initiative des „aufgeschobenen Kaffees“längst etabliert. In Lüneburg „sammelt“ jetzt der Coffee-Shop No. 1 Kaffee für Bedürftige

Neben seinem eigenen Kaffee zahlt man einen weiteren, der dann notiertund an einen Bedürftigen unentgeltlich ausgegeben werden kann.

Die Idee brachte Ed Minhoff, Verleger des QUADRAT-Magazins, aus Spanien mit, wo sie längst zum festen Bestandteil vieler ­Cafés gehört. Mittlerweile ist der so genannte „aufgeschobene Kaffee“ oder auch „Suspended Coffee“ welt- und auch deutschlandweit auf dem Vormarsch; schließlich leben überall Menschen, die selbst nicht über das nötige Kleingeld verfügen, um sich einen Kaffee leisten zu können – dies gilt auch für Lüneburg. Um die Initiative auch in der Salzstadt zu etablieren, hat Minhoff in dem Ehepaar Silke und Heiko Meyer tatkräftige Kooperationspartner gefunden, die in ihrem Coffee-Shop No. 1 in der Schröderstraße ab sofort ein System einführen, das so einfach wie genial ist: „Zwei zahlen, einen trinken“, heißt es –mit anderen Worten: Neben seinem eigenen Kaffee zahlt man einen weiteren, der dann notiert und an einen Bedürftigen unentgeltlich ausgegeben werden kann.
In Italien ist der „Caffè sospeso“ – der „schwebende Kaffee“ — bereits eine alte Tradition. Durch die weltweite Finanzkrise entwickelten sich ab 2008 auch in anderen europäischen Ländern Initiativen, die auf den Zug aufsprangen. Inzwischen bieten auch Cafés in Nord- und Südamerika und in Australien den gespendeten Frischgebrühten an. Deutschland hat das Projekt „Suspended Coffees Germany“ in 2013 erreicht. Mithilfe eines Web­auftritts und einer Facebook-Seite sollen weitere Cafés für das Konzept gewonnen werden. Über 100 Gastronomiebetriebe machen bereits mit – und nun gehört auch Lüneburg dazu.

Silke und Heiko Meyer wollen künftig den „auf­geschobenen Coffee to go“ in ihrem Coffee-Shop No. 1 anbieten und die Sache möglichst unbürokratisch halten: Auf einer Kreidetafel, die gut sichtbar im Café platziert wird, werden die gespendeten Getränke durch eine Strichliste gekennzeichnet, die nach Einlösung von der Tafel gewischt wird. „Gleichzeitig werden die Bons der schon bezahlten aber noch nicht eingelösten Kaffees in einem Glas gesammelt“, erläutert Heiko Meyer; „und natürlich müsse die Bedürftigkeit nicht nachgewiesen werden“, fügt er hinzu. „Ich glaube an die Aufrichtigkeit und hoffe, dass die Menschen so fair sind und sich nicht als bedürftig ausgeben, wenn sie es nicht sind.“

Quasi als Anschubfinanzierung - 200 Striche an der Tafel im Coffee-Shop No. 1

Quasi als Anschubfinanzierung werden schon zu Beginn der Aktion, die im Juli starten soll, 200 Striche an der Tafel im Coffee-Shop No. 1 zu finden sein. Gespendet von Heiko Meyer und dem QUADRAT-Magazin sollen diese „Suspended Coffees“ noch viele weitere Lüneburger Spender motivieren, bei ihrem nächsten Besuch mit einer unkomplizierten Geste auch jenen Menschen einen kleinen Genuss im Alltag zu ermöglichen, für die dieser Luxus sonst nicht erschwinglich wäre. Und vielleicht, so hoffen das Ehepaar Meyer und Ed Minhoff, findet diese Idee ja noch zahlreiche weitere Nachahmer in der Hansestadt.(cb)

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