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Kenia in 23 Tagen Teil 2

geschrieben im Dezember 2015

Wiebke Wehrmann und Mirco Wenzel reisten kreuz und quer durch die Republik Kenia — eine Reise durch ein Land, das ihnen eine fremde Kultur, die Freundlichkeit dieser Menschen und faszinierende Naturerlebnisse nahebrachte Teil 2 – von Wiebke Wehrmann und Mirco Wenzel

Die Massai Mara

Zwei Tage in dem wunderschönen Punda Milias Camp waren leider viel zu kurz; schon am Sonntagmorgen checkten wir aus und trafen an der Hauptstraße auf unseren nächsten Transfer und unseren Fahrer Sam. Von Nakuru aus ging es vorbei am Lake Elmenteita, Lake Naivasha, Mount Longonot und rauf auf die B3 bis Narok. Nach kurzem Lunch-Stopp und dem ersten größeren ­Regenschauer ging es 30 Minuten weiter auf asphaltierter Straße, anschließend hieß es 1,5 Stunden auf der „Dirt-Road“ Schlagloch um Schlagloch auszuhalten. Zumindest die spektakuläre Land­schaft entschädigte uns ein wenig. Unsere nächste Station entpuppte sich leider als wenig attraktiver Ort: ein großes Camp, das lieblos geführt wurde und damit das komplette Gegenteil von dem war, was wir gerade verlassen hatten. Am nächsten Morgen starteten wir um 7.00 Uhr in der Frühe. Am Mara Fluss, wo zwei Mal im Jahr riesige Tierherden von der Serengeti in Tansania in die Massai Mara nach Kenia wechseln, machten wir unseren Lunch-­Stopp. 
Dann stand vor unserer Abfahrt ein weiterer Punkt auf unserer Liste — zugegeben ein recht touristischer: der Besuch eines Massai-­Dorfes, zu dem uns unser Guide Dixon abholte. Die Männer hießen uns mit einem jener typischen Tänze willkommen. Später wurden wir in die Kunst des Feuermachens eingeweiht; man erklärte uns, dass nur die unverheirateten Männer lange Haare trügen und führte uns durch das 200-Seelen-Dorf. Etwa alle neun Jahre zieht das Dorf um und muss neu errichtet werden, da die Behausungen von Termiten zerstört werden. In der Regel sind die Frauen für den Bau der Häuser zuständig, die Männer kümmern sich um das Vieh. Viele Massai verkaufen heute auch handgefertigten Perlenschmuck, Decken und kleine Holzfiguren, um das Schulgeld für ihre Kinder bezahlen zu können.

MOMBASA

Für den kommenden Tag buchten wir den Flieger für 70 Euro pro Person nach Mombasa. Nach nur 45 Minuten Flugzeit landeten wir in der Küstenstadt. Da wir uns bereits wie eingefleischte Kenia-­Profis fühlten, was die öffentlichen Verkehrsmittel betraf, versuchten wir bei unserer Ankunft die hartnäckigen Taxifahrer abzuwimmeln. Das führte zu einem Problem, denn was wir nicht wussten: Am Flughafen Mombasas fahren weder Busse noch Matatus oder Tuk Tuks. Tatsächlich bieten ausschließlich Taxifahrer ihre extrem kostspieligen Dienste an. So ließen wir uns also zur Bahnstation bringen, um ein Ticket 1. Klasse mit Vollpension im Nachtzug von Mombasa nach Nairobi für den kommenden Sonntagabend zu buchen. In Mombasa ­offenbart sich der starke arabische Einfluss auf den ersten Blick. Viele Frauen kleideten sich in Burkas und auch den Gebäuden sah man die arabische Architektur an.
Ein weiterer Unterschied zu Nairobi: Hier in Mombasa herrschte eine Hektik, die an den Nerven zu zehren begann. Zudem war man hier nicht mehr Gast, sondern Tourist, der nicht überall gern gesehen war. Obwohl sich Nairobi als verkehrsreiche Stadt nicht weniger lebhaft zeigt, scheint man dort wesentlich entspannter durchs Leben zu gehen. Die hohen Temperaturen gingen schon in der ersten Nacht an die Substanz — es war unglaublich heiß und man spürte sofort den Temperaturunterschied zwischen Nairobis Hochland und der stickigen Hitze im Küstengebiet am Indischen Ozean.

MTWABA

Am nächsten Morgen waren unsere Siebensachen schnell gepackt. Mit dem Tuk Tuk ging es los; von unserem Hostel wussten wir lediglich: „Fahrt bis zur Kenol Tankstelle, von dort mit dem Piki Piki weiter, die wüssten, wo es zur Beach Bar geht.“ Beach Bar, Hostel, wo ist da der Unterschied? Genau! Es gibt keinen! Hinter der Bar versteckten sich, gut geschützt vom Mangrovenwald, unsere kleinen Hüttchen, die uns vier entspannte Tage bescherten. An einem Nachmittag besuchten wir den Bambolulu Handicraft Center, eine große Behindertenwerkstatt, in der wir vieles entdeckten, was auch in deut­schen Eine-Welt-Läden zu finden ist. Auf einem selbstgebauten Katamaran ging es schließlich auf einen Segel- und Schnorchel-Törn. Dieses unver­essliche Erlebnis brachte uns bunte Fische, Seeigel, Seesterne — und ein Hautausschlag ein, den wohl die Malariaprophylaxe in Kombination mit extremer Sonneneinstrahlung auslöste. Doch war der Ausschlag nicht das einzige, das uns quälte. Die Hitze war nahezu unerträglich – in unserem kleinen Haus stand die Luft, an Schlaf war nicht zu denken. Dazu gesellten sich üble Bauchkrämpfe, denn die afrikanische Küche ist nicht gerade leicht verdaulich. Wir sehnten uns zurück aufs Land, auch wenn die Zeit in unserer kleinen Bar toll war.

IM NACHTZUG VON MOMBASA NACH NAIROBI

Auf dem Rückweg verbrachten wir noch ein paar Stunden in Mombasa, bis unser Nachtzug endlich fahren sollte. Da sich die Bauchkrämpfe verschlimmerten, suchten wir vorsichtshalber eine Apotheke auf: „Do you need something to flush or to stop flushing?“. Ordnungsgemäß wurden die Medi­kamente in einem kleinen braunen Papiertütchen überreicht.
Ein Foto-­Stop an den „Tusks“, den großen Elefantenstoßzähnen an der Haupt­straße in die Innenstadt Mombasas und wir saßen am Bahnhof. Lerne: Stelle das nächste Mal nicht die Frage „Is the train in time?“ sondern besser „Is the train going to be in Nairobi in time?“!
Die Wagons standen bereits im Bahnhof; was nur noch fehlte war: die Lok! Die geplante Abfahrt um 19.00 Uhr wurde nicht eingehalten, dafür fuhren wir aber schon gegen 20.30 Uhr los. Allerdings war der Zug längst nicht der noble Luxus-Zug, den wir uns à la „Orient-Express“ vorgestellt hatten. Egal – erst einmal raus aus Mombasa, sanft wurden wir in den Schlaf geruckelt. Gegen 7.00 Uhr morgens wurden wir wach, neben unserem stehenden Zug das Hinweisschild „Tsavo Nationalpark“. Moment – sollten wir nicht um 9.00 Uhr am Montag in Nairobi ankommen? Wenn wir tatsächlich erst im Tsavo wären, hätten wir gerade mal ein Drittel der Strecke geschafft! Wir standen ewig und dies nicht zum letzten Mal. Tatsächlich sollte die Fahrt noch bis in die kommende Nacht hinein dauern; wir erreichten Nairobi schließlich am Dienstagmorgen. Was uns wieder einmal für das Warten entschädigte, war die spektakuläre Landschaft, riesige Aloe-Vera Felder, die sich entlang der Bahnstrecke zogen. Und doch ist auch hier in den kleinen Siedlungen die Armut überall sichtbar – ein omnipräsenter Teil des Alltags.

LETZTE TAGE IN NAIROBI

Nach kleinen Komplikationen beim Check-In landeten wir in unserem eigenen Apartment in jenem Komplex, in dem auch Ruth und Hendrik ihre Wohnung hatten. Zwei letzte Tage galt es noch zu füllen. Wir freuten uns sehr, wieder in Nairobi zu sein. Hendrik hatte uns für Dienstag eine Führung auf einer nahegelegenen Teafarm gebucht. Mit dem Auto fuhren wir eine Dreiviertelstunde an den Stadtrand und rein in die gebirgige Landschaft. Dort oben erwartete uns ein klassisch englisches Cottage mit englischen Rasen und wunderschön angelegtem Garten mit Blick über die Teefelder. Nach fast einstündiger Geschichtsstunde über ihre Familie, die Entstehung dieser Farm und der heutigen Teeproduktion führte uns der Guide über das Grundstück und in den kleinen angrenzenden Wald. Als wir zurück kamen, erwartete uns bereits ein köstliches Mahl! Den letzten Tag nutzen wir, um bei der Fütterung der Elefantenbabys im David Sheldrick Wild Life Trust dabei zu sein. Elefanten-Waisen aus ganz Afrika werden hier aufgepäppelt und sobald wie möglich wieder ausgewildert – eine tolle Einrichtung, die mit viel Liebe und Engagement geführt wird. Die Besuchszeit ist beschränkt auf eine Stunde am Tag, so dass die Elefanten nicht Gefahr laufen, als Zirkus-Attraktion zu enden. Zum Schluss möchten wir auf den sehr engagierten Verein „Reichtum der Herzen e.V.“ hinweisen, der in Subukai, wo wir zu Beginn unserer Reise Station machten, eine Krankenstation, eine mo­bile Klinik sowie ein Heim für Waisenkinder betreut. Die Arbeit, die dort geleistet wird, ist unbedingt unterstützenswert; schauen Sie sich das ­Projekt gerne unter www.rasdorf.de/gemeindeleben/ vereine/reichtum-der-herzen.html an. Vielleicht mögen auch Sie sich für den Erhalt dieser so wichtigen Institution stark machen, das Geld kommt zu 100 % der Arbeit in Subukia zu Gute. ¶

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