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Kenia in 23 Tagen

geschrieben von Wiebke Wehrmann und Mirco Wenzel im November 2015

Wiebke Wehrmann und Mirco Wenzel reisten kreuz und quer durch die Republik Kenia — eine Reise durch ein Land, das ihnen eine fremde Kultur, die Freundlichkeit dieser Menschen und faszinierende Naturerlebnisse nahebrachte Teil 1

Kenias Hauptstadt Nairobi – wir landeten bei herrlichstem Sonnenschein. In der Ankunfts­halle wurde schnell deutlich: Hier gleicht nichts dem perfekt organisierten Flughafen in ­Dubai, unserem Zwischenstopp. In Nairobi empfing uns zunächst die mit einer Wärmebildkamera durchgeführte „Fieber-Kontrolle“ und gleich dahinter die Passkontrolle: einfache Schalter und ein ausgeklügeltes „Ablage-System“: Visa-­Anträge in den einen Pappkarton, die 50$ Visagebühr in den anderen. Welcome to Africa!
Kaum vom Flughafengelände runter, durften wir in die Rush-Hour Nairobis eintauchen; gute drei Stunden krochen wir durch die Auto-, LKW- und Bus-Massen. Dafür gab es jede Menge zu sehen. Was sofort ins Auge fiel, waren die Busse: bunt, und über und über bemalt und beklebt: „God is alive“, „Bayern München“, „Hip hop rules“ und am allerschönsten „God can move obstacles“ („Gott kann Hindernisse versetzen“). Sollte er es doch bitte in diesem Stau tun! Unsere erste Unterkunft bei unserer Freundin Ruth, die in Nairobi ein Auslandsjahr einlegte: „The King Post“ in den Westlands, eine Appartement-­Anlage in einem der besseren Stadtteile Nairobis. Bei einem Tusker Bier begossen wir den ersten Abend.
Für den nächsten Tag planten wir den Besuch im Giraffen-Center. Erste Lektion: „Giraffen-­Speichel ist antiseptisch“! Na dann kann uns ja ab jetzt nix mehr passieren … Wir lernten die Rothschild-Giraffe „Helen“ kennen und unser Guide Peter erklärte uns die Regeln: „No food, no friend­ship“!


Aberdare Nationalpark Nach den ersten Tagen in dieser rastlosen Großstadt freuten wir uns darauf, in den Aberdare Nationalpark zu fahren! Nächste Lektion: In Kenia niemals nach GPS fahren, sondern immer vorzugsweise handgeschriebenen Wegbeschreibungen folgen. Nach herzlichem Empfang bei Kaffee und Kuchen von Petra, der deutschen Farm-Inhaberin, bezogen wir unser kleines Ferienhaus auf der „Sandai-Farm“. Gleich am nächsten Tag ging es los auf unsere erste Safari. Mit unserem Fahrer Paul starteten wir früh am Morgen und waren überwältigt von all der grünen Landschaft, die uns dort oben auf fast 1.800 Höhenmetern empfing, mit ihren
Affen, Warzenschweine, Wasserbüffel, Bush- und Waterbocks  … und natürlich den Wasserfällen! In der Dämmerung sahen wir die ersten Elefanten, die sich trotz ihrer Größe hinter kleinen Bäumen und Büschen verstecken können und ganz plötzlich wie aus dem Nichts auftauchen. Nach zwei wundervollen und entspannten Tagen hieß es „bye bye Sandai Farm“. Ruth und Hendrik setzen uns in der nächst größeren Stadt Nyeri am „White Rhino Hotel“ ab. An der Rezeption trafen wir auf einen Vater mit seinen beiden Söhnen. Als beide vor allem Mirco, den großen weißen Mann mit Bart, ängstlich anstarrten, sagte der Vater zu ihnen: „He is a good man. Go and greet him!“ Ähnliche Situationen haben wir häufiger vor allem auf dem Lande erlebt. Während die Kinder ängstlich schauten, das sie vermutlich nur selten Weiße zu Gesicht bekommen, begegneten uns die Erwachsenen mit großer Offenheit und Hilfsbereitschaft.

Franziskaner Orden Subukia und Punda Milias Camp Das Matatu, der typische Kleinbus — meist ein Toyota, der in Deutschland für neun, in Kenia problemlos für 19 Erwachsene plus Kinder ausgelegt ist — brachte uns am nächsten Morgen von Nyeri über den Äquator nach Nyahururuo. Dort trafen wir auf Miro, den Mönch vom Franziskaner Orden Subukia. Auf den letzten geteerten Straßen ging es rund eine Stunde bis nach Subukia Town; nach weiteren 45 Minuten erreichten wir auf Schotterpisten den Orden, der mit seinen gepflasterten Wegen, angelegten Gärten vor den Häusern und dem Basketballplatz recht europäisch an­mutete. Der Ablauf für die nächsten vier Tage: 7.00 Uhr Morgenandacht, 07.45 Uhr Frühstück. 18.45 Uhr Abendandacht und um 19.00 Abendessen. Nach dem ersten gemeinsamen Frühstück nahm uns Helena mit zur Kranken­station, der einzigen medizinischen Versorgungsmöglichkeit im Umkreis von etwa 80 km. Betrieben wird sie hauptsächlich von den Schwestern, die ebenfalls zu dem Orden gehören. Vor einigen Monaten erhielt die Krankenstation einen Zahnarztstuhl als Geschenk, seitdem werden auch Zähne behandelt und gezogen. Hauptsächlich aber werden die Patienten hier gegen Infektionen behandelt, oder die Schwestern fahren mit ihrem Jeep über die Dörfer, um die Bevölkerung zu impfen. Nachmittags stand unsere nächste Station auf dem Programm: die St. Francis-Secondary School. Wir kamen pünktlich zum Unterricht, stellten uns in den vier Klassen vor und erzählten von uns und unserem Heimatland.

Derzeit bietet die Schule Platz für 250 Schüler, deren Unterricht um 6.00 Uhr beginnt und bis ca. 19.00 Uhr dauert. Etwa 200 von ihnen zahlen Schulgeld, 50 werden meist durch Spenden unterstützt. Mit der Modernisierung des Schulgebäudes plant Pater Miro, bald bis zu 400 Schüler aufnehmen zu können, doch bis es soweit ist, müssen erst einmal die Spendengelder in Höhe von 30.000 Euro gesammelt werden. Physik- und Chemie-­Räume sind bereits vorhanden, doch sind die Schulbücher überwiegend veraltet. Was für deutsche Schüler sicherlich eher eine Ausnahme ist: Die Kinder hatten große Lust am Lernen. Sie wissen, welche Chancen ihnen durch den Besuch einer weiterführenden Schule eröffnet werden. An diesem Tag stand auch noch Sport auf dem Programm – in rund 1.800 Meter Höhe eine ganz schöne Herausforderung für Lunge und Kreislauf!
Der kommende Tag war reserviert für Projekt Nr. 3: Das „Small Home“, ein Heim für Waisenkinder und Kinder mit körperlicher und/oder geistiger Behinderung. Zurzeit leben etwa 30 Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 20 Jahren dort. Anfängliche Berührungsängste und Unsicherheiten unsererseits verflogen schnell, als uns die Kinder auf ganz natürliche Art zeigten, wie sie ihren Alltag mit malen, Musik hören und Hausaufgaben verbringen. So verging die Zeit rasend schnell und wir machten uns auf den Rückweg. Es war ein extrem heißer Tag. Kurz vor dem Ordensgelände trafen wir auf drei Hirten mit ihren Ziegen- und Kuhherden. Einer von ihnen hielt uns bittend eine Tasse entgegen. Was wir zunächst fälschlicherweise als Betteln deuteten, war lediglich eine Geste, mit der man uns um Wasser bat, denn es herrschte Trocken­zeit. Nach einem solchen Erlebnis fühlt es sich seltsam und falsch an, wenn man selbst Wasser in Hülle und Fülle zur Verfügung hat, während andere Menschen erst viele Kilometer zurücklegen müssen, um nicht zu verdursten und ihr Vieh am Leben zu halten. Nach einem letzten entspannten Tag auf dem Ordensgelände bestellten wir unsere Motorrad-Taxis, die Piki Piki. Auf zwei Rädern ging es bis Subukia, von Subukia mit dem Matatu nach Nakuru. Am frühen Abend holte uns Ruth mit dem Auto in der Stadt ab und wir fuhren zu unserem Wochenendziel: dem Punda Milias Camp in der Nähe des Lake Nakuru, einer wunderschönen Unterkunft, wie man sie aus den Luxus-Reisekatalogen kennt: ein abseits gelegenes Zelt im Busch mit einem großen Queens Bett mit Moskitonetz und einem Badezimmer unter freiem Himmel. Fotos: Privat — Die Fortsetzung dieser Reise lesen Sie in unserer Dezemberausgabe 2015.

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