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Lüneburger Klönschnack Teil 3

geschrieben von Irene Lange im April 2014

Horst Girod – Zeit seines Lebens ein bodenständiger Lüneburger

Täglich um die Mittagszeit findet sich seit einem Jahrzehnt eine Runde munterer älterer Herren – manchmal auch Damen –
am runden Tisch im COMODO zum Klönschnack ein; ein fester Termin, an dem man sich über „Gott und die Welt“ austauscht.
Künftig werden hier aktuelle und vergangene Geschichten aus dem Leben der „Silberlocken“ erzählt

Die Gesprächsthemen gehen bei den „Silberlocken“ am runden Stammtisch im COMODO nicht aus – seit gut zehn Jahren treffen sich dort die rüstigen älteren Herren – manchmal auch mit Damen – zum täglichen Klönschnack. Auch Horst Girod ist seit Jahren regelmäßiger Stammtischgast. Seiner Heimatstadt Lüneburg, in der er 1934 geboren wurde, ist ein Leben lang treu geblieben. Mit drei Jahren zog er mit seiner Mutter an die Sülzmauer – nahe an die dort heute noch exis­tierenden Bordelle, im Volksmund „Kitzelbuden“ genannt. Er erinnert sich, dass er als halbwüchsiger Junge für die Damen dort gerne Einkäufe er­ledigte, weil er hinterher immer ein für damaligen Zeiten reichliches Trinkgeld von 50 Pfennig oder sogar einer Mark erhielt.
Nach einer Lehre als Handformer für Metallguss arbeitete er später viele Jahre als Geselle in der Gießerei im Lüneburger Eisenwerk, „eine schwere Arbeit“, wie er sich erinnert. Und viel leichter wurde es in der nächsten Arbeitsstelle als Filtrierer im Filterkeller der Lüneburger Kronen-Brauerei auch nicht, wenn auch nicht ganz so hart wie in der Gießerei.
Seine schönste Zeit aber, so schwärmt er noch heute, sei die Zeit als Angestellter in der Bezirksregierung gewesen, wo er bis zu seinem Ruhestand beschäftigt war. Zu seinen Aufgaben zählte die Annahme von Unterlagen und Schriftstücken und deren Verteilung. „Ich war sozusagen Arbeitnehmer und „Arbeitgeber“ in einer Person“.

Auch der Sport spielte in seinem Leben von je her eine große Rolle. Bereits als 15-Jähriger spielte er Handball beim ATL (Arbeiter-Turnerschaft Lüneburg) und übte sich als Boxer beim „Kraftsport Lüneburg“, bevor er sich dem Fußballspielen beim „LSK - Alte Herren“ widmete. In früheren Jahren unternahm er mit seinen Fußball-Freunden einmal jährlich eine Reise in die Alpen oder nach Süd­tirol. Die Zeiten sind zwar vorbei, aber noch heute trifft er sich mit den verbliebenen Sportfreunden einmal im Monat zum gemeinsamen Frühstück in der „Krone“.

Mit drei Jahren zog er mit seiner Mutter an die Sülzmauer – nahe an die dort heute noch existierenden Bordelle, im Volksmund „Kitzelbuden“ genannt.

Über 20 Jahre hat er die Freizeit mit seiner Ehefrau Christa, die 1995 mit erst 56 Jahren verstarb, in seinem Garten in der Gartenkolonie verbracht. Ein weiteres Hobby war für ihn das Angeln – sogar zu den Urlauben nach Mallorca nahm er die Angel mit und spendierte die gefangenen Fische der ­Hotelküche. „Eigentlich bin ich ja ein Hinterwäld­ler“, sagt Horst Girod, den es nie in die Fremde zog – und eine gewisse Bodenständigkeit kann man ihm in der Tat nicht absprechen. Fast jedoch – nach seiner Lehre – hätte er seiner Heimat zumindest für einige Zeit den Rücken gekehrt, als ihm eine Arbeitsstelle beim Bahnbau in Südafrika angeboten wurde, die er gern angenommen hätte. Doch vorher war eine ärztliche Untersuchung notwendig; dabei wurde festgestellt, dass bei ihm ein Herzproblem bestand, das einen Einsatz im dortigen Klima nicht ratsam machte. „Darüber hat sich damals zumindest meine Mutter sehr gefreut“, so Girod. Und so sei er eben hier hängengeblieben, was er allerdings bis heute nicht bereut hat.(ilg)

Fotos: Enno Friedrich

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