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Lüneburger Klönschnack Teil 7

geschrieben von Irene Lange im September 2014

Claus Göpfert – sportbegeisterter Pädagoge mit Herz

Täglich um die Mittagszeit findet sich seit einem Jahrzehnt eine Runde munterer älterer Herren – manchmal auch Damen – am runden Tisch im COMODO zum Klönschnack ein; ein fester Termin, an dem man sich über „Gott und die Welt“ austauscht. Künftig werden hier aktuelle und vergangene Geschichten aus dem Leben der „Silberlocken“ erzählt

Meine Kindheit war zu Ende, als ich 11 Jahre alt war“, erzählt Claus Göpfert, Jahrgang 1947. Davor verlebte er behütete Jahre eine „wunderschöne“ Kinderzeit mit vielen Freunden in seinem Geburtsort Salzwedel in der ehemaligen DDR. Doch diese ließ er hinter sich, als die Eltern mit ihm und seinem Bruder 1958 in den Westen flohen. Erste Station: West-Berlin. Später kam die Familie nach Lüneburg, seine Mutter hatte dort Verwandte.
Es fiel dem jungen Claus Göpfert schwer, sich in der neuen und fremden Umgebung einzugewöhnen. Er vermisste seine Freunde, sein gewohntes Umfeld in der Heimat. Einen weiteren schweren Schicksalsschlag musste er mit dem frühen Tod seines Vaters verwinden, der im Alter von 49 Jahren unerwartet verstarb. Dennoch schaffte er zwei Jahre später das Abitur am Johanneum und entschied sich gleich darauf für eine Lehre als Industriekaufmann bei Siemens. Lüneburg, seine neue und inzwischen liebgewonnene Heimat, galt es nun zeitweise den Rücken zu kehren, um an verschiedenen Standorten des Unternehmens die Ausbildung zu durchlaufen. Die ersten zwei Jahre der Lehrzeit verbrachte er in Hannover; in guter Erinnerung hat er noch heute die Unterbringung bei seiner Gastfamilie in einem Dorf nahe der Stadt. Später wechselte er nach München und Berlin.
Sein Ausbildungsweg sollte hier jedoch längst noch nicht zu Ende sein. Nach Abschluss seiner Lehre studierte er von 1969 bis 1974 Betriebswirtschaftlehre und Wirtschaftspädagogik in West-Berlin. Er geriet in die turbulenten Zeiten der 68er, die für ihn, wie er heute rückblickend sagt, sehr prägend waren. Damals erfolgte sein Beitritt zu den „Jusos“, und vielleicht ist auch seine endgültige Berufswahl diesem Schritt zu verdanken: Er wollte junge Menschen auf ihrem Weg in den Beruf begleiten und unterrichten. So war er seit 1974 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2010 mit Leib und Seele als Berufsschullehrer tätig.
Die Berufsschulen in Papen­burg, Leer und Stade gehörten zu seinem Wirkungs­kreis, ehe er 1989 wieder nach Lüneburg zurückkehren konnte, in die Stadt, in der er letztlich doch ein Zuhause gefunden hat. Und als er dort dann auch noch seiner ­Waltraut begegnete, war sein Glück perfekt. Seit 1992 ist er glücklich mit ihr in zweiter Ehe verheiratet. „Sie ist bis heute meine große Liebe“, schwärmt er immer noch.
Nicht nur sein Lehrerberuf bereitete ihm viel Freude, wobei ihm die Beschäftigung mit jungen Menschen ohnehin am Herzen lag und immer noch liegt. Neben dem Unterrichten in Wirtschaftslehre, Politik und Sport war er Vertrauenslehrer in verschiedenen Bereichen und 15 Jahre Coach von Schülervertretungen im Auftrage der Landesschulbehörde.
Auch der Sport — neben anderen Hobbys wie das Fahrradfahren – spielt bis heute eine große Rolle in seinem Leben. Die aktive Zeit beim THC Lüneburg als erfolgreicher Tennisspieler gehört heute zwar der Vergangenheit an, stattdessen ist er aber bei den Fußballspielen in Lüneburg und Umgebung als begeisterter Zuschauer dabei. Sein Lieblingsverein ist der LSK – dass er selbst dort Mitglied ist, liegt nahe.
Claus Göpfert bezeichnet sich selbst als geselligen Menschen, der ein klares Wort redet und Offenheit auch bei anderen schätzt. Noch heute kennt er nicht nur etliche seiner ehemaligen Schüler, sondern auch viele Menschen aus der Sportszene, mit denen er gern im Straßencafé einen Klönschnack über die Dinge des Lebens hält – so wie auch am Stammtisch mit den „Silberlocken“ im COMODO, wo er mit seiner temperamentvollen Art immer wieder für gute Gespräche sorgt, getreu seinem Lebensmotto nach dem dänischen Philosophen Sören Kierkegaard: „Verstehen kann man das Leben nur rückwärts; leben muss man es aber vorwärts.“(ilg)

Foto: Enno Friedrich

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