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Maximilians Kinder-Arche

geschrieben von Irene Lange im Mai 2017

Max Jasker, 15 Jahre jung, gründete in der gemeinde Amt Neuhaus ein Zuhause für alte Haustierrassen

Schon als kleiner Junge von knapp drei Jahren zeichnete sich bei dem heute 15-jährigen Schüler Maximilian Jasker – kurz Max genannt – aus Amt Neuhaus im Landkreis Lüneburg ein großes Interesse für Tiere ab. Als Steppke wünschte er sich zu Weihnachten weder Autos noch Legosteine, sondern ein Stallgebäude mit einem abnehmbaren Dach. Seine Eltern – Kerstin und Jens Jasker – erfüllten ihm diesen Wunsch. Bald schenkte ihm der ältere Bruder ein Mutterschaf, dessen „Tochter“ noch heute bei ihm ist. Das Schaf sollte nicht das einzige Tier bleiben, das Max begeistert umsorgte. Schon früh träumte der Junge davon, eine eigene Kinder-Arche zu gründen, die alten, bedrohten Haustierrassen ein Zuhause geben sollte. Als Beispiel diente ihm das bereits in Amt Neuhaus existente Archezentrum, dem er mittlerweile ebenfalls angehört — ein gemeinsames Projekt des Landkreises Lüneburg und der Gemeinde Amt Neuhaus.

So manches Stadtkind stand staunend vor den Boxen, um jenes Tier in natura zu sehen, das unsere Frühstückseier liefert.

Mit einem für sein Alter erstaunlichen Willen und Ehrgeiz ließ er seine Idee am 1. Oktober 2016 Realität werden. Unter den 2.000 Besuchern, die zur Eröffnung kamen, befand sich auch ein besonderer Gast: Hundetrainer Martin Rütter, der damit ein Versprechen einlöste, das er Max zuvor in seiner Fernseh­sendung auf VOX gegeben hatte. Dieser war gemeinsam mit seien Eltern eingeladen, um sein Projekt vorzustellen. Dieses kam beim Hundetrainer so gut an, dass er spontan seine Unterstützung zusagte. Mit einer großzügigen Spende von 10.000 Euro für den geplanten Stallausbau setzte er schließlich sein Versprechen in die Tat um. Ein besonderer Wunsch wurde Max dann auch noch mit einer Schafschurmaschine im Wert von 1.000 Euro erfüllt.
Die finanzielle Unterstützung von Martin Rütter wurde durchdacht investiert. Die gesamte Familie Jasker machte sich an die sprichwörtliche Sisyphusarbeit, um das marode Stallgebäude mit eingestürztem Dach auf dem von der Gemeinde gepachteten Gelände im Neuhauser Rosengartenweg instand zu setzen. „Wir erhielten glücklicherweise tatkräftige Unterstützung durch örtliche Handwerker“, erinnert sich Vater Jens. Entstanden sind geräumige, helle Stall­boxen, in denen heute selten gewordene oder vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen leben. Leinegänse zum Beispiel, eine robuste Züchtung aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Auch bunte Lachshühner, Pommersche Enten und Sundheimer Hühner sind hier zu sehen, sanfte ausgeglichene Wesen mit einer guten Legeleistung. „Mit dem Federvieh fing alles an“, erklärt Max, der zu jedem seiner Tiere über deren besondere Eigenarten, ihre Herkunft oder auch Zuchtmöglichkeiten zu berichten weiß. Die Kaninchenrasse mit dem Namen Meißner Widder beeindruckt mit ihren großen Hänge­löffeln, und dass ein Schwein auf Kommando „Sitz“ macht, ist auch nicht alltäglich. Man sieht es den Tieren an: Sie fühlen sich pudel­wohl in ihren geräumigen Stallboxen.

Draußen auf dem weitläufigen Außengelände sind die Bentheimer Landschafe zu Hause, darunter 15 Muttertiere mit ihren Lämmern. Auch ein Lama-Paar lebt hier in friedlicher Eintracht mit den Eseln. Neugierig kommen die Angoraziegen an den Zaun, wenn sie potenzielle Futtergeber oder Streicheleinheiten wittern. Eine Ente ist häufig zu Besuch, die munter zwischen den horntragenden Kameraden herumwatschelt. Ebenfalls mit von der Partie sind die Ziegen Johnny oder Moni, doch der beste Kamerad von Max ist immer noch Funny, der altdeutsche Hütehund.
Es liegt auf der Hand, dass der Unterhalt einer solch umfassenden Tierhaltung nicht von der Familie ­allein aufgebracht werden kann. Durch seine Medienpräsenz findet Max mit seinem Projekt zwar immer wieder Unterstützer, doch auf Dauer ist auch er auf kontinuierliche Spendenbeiträge und Wegbegleiter angewiesen. Denkbar wäre auch eine Kooperationen mit Unternehmen, die beispielsweise Arbeitskleidung zur Verfügung stellen, oder Menschen, die gegen einen geringen Beitrag Tier-­Patenschaften übernehmen.

Leinegänse, Sundheimer Hühner, Kaninchen mit Namen Meißner Widder und Bentheimer Landschafe haben in der Kinder-Arche eine Heimat gefunden.

Um die Finanzierung der Arche für die Zukunft zu sichern, ist zudem ein Streichelzoo geplant. Zahlreiche Besucher haben bereits den Weg in die reizvolle Auenlandschaft gefunden, um Maximilians Kinder-Arche zu bewundern und Wissen über diese besonderen Tierrassen mit zu nehmen. So manches Stadtkind hat schon staunend vor den Boxen gestanden, weil es noch nie jenes Tier in natura gesehen hat, das unsere morgendlichen Frühstücks­eier liefert.
Die Leidenschaft für seine Tiere, die diesen jungen Menschen Max antreibt, seine Vision mehrere Stunden täglich mit viel Liebe weiter zu verfolgen, ist bewundernswert. Unterstützt wird er nicht nur von seinen Eltern, sondern auch von den älteren Brüdern Christoph und Markus. Letzterer hat mittlerweile eine eigene Familie, hilft aber, wenn die Zeit bleibt. „Unsere beiden älteren Söhne haben sich glücklicherweise auch das ‚Tier-Virus‘ eingefangen“, erklärt Kerstin Jasker.
Dass der jüngste Sprössling der Familie nach seinem Schulabschluss „auf alle Fälle etwas mit Tieren“ machen möchte, das steht jedenfalls außer Frage. Doch erst einmal wird er noch einige Jahre interessierte Besucher und Schülergruppen nach Vor­anmeldung empfangen.(ilg)

Fotos: Jasker/Privat, Irene Lange

Weitere Informationen finden Sie unter
www.max-arche.de oder www.facebook.com/
MaximiliansKinderArche

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