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Platz genommen Familie Elfers

geschrieben von Natascha Mester im Februar 2014

Vier Herzen, die für das Thema Mode schlagen; vier kreative Köpfe, die seit Oktober vergangenen Jahres nicht nur durch die Familienbande verbunden sind, sondern seither auch beruflich an einem Strang ziehen: Ralf und Angelika Elfers legten mit ihrem kleinen Modeimperium den Grundstein, ihre Kinder Anna-Lena und André begleiten dieses nun als die „New Generation“ weiter in die Zukunft.

Ralf und Angelika, Ihr habt vor vielen Jahren den Weg in die Modebranche eingeschlagen. Bis heute ist es eine berufliche Liebe. Beschreibt einmal Euren Weg.

Ralf Elfers: Ich habe im Einzelhandel, in einem großen Unternehmen in Buxtehude, gelernt. Dort gab es die unterschiedlichsten Bereiche, darunter auch die Modeabteilung, für die ich mich schnell begeisterte. Nach der Ausbildung hatte ich das Glück, direkt von einem Stader Textilunternehmen übernommen zu werden. Wilhelmi hieß es und ist im positivsten Sinne schuld daran ist, dass ich nach Lüneburg gekommen bin. So wuchs ich von der Pieke auf in das Fachgebiet hinein, wurde erst Filialleiter und machte mich dann mit HOLD selbständig.

Angelika Elfers: Ich machte im gleichen Unternehmen wie Ralf meine Ausbildung zur Einzelhandels­kauffrau. Dort lernten wir uns übrigens auch kennen, da waren wir gerade einmal 19. Ich hatte ursprüng­lich auf Spielwaren gelernt und mit dem Verkauf von Mode zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts am Hut, doch Ralf steckte mich schließlich mit seiner Leidenschaft an. Drei Jahre später, als auch ich meine Lehre abgeschlossen und ein wenig Berufserfahrung gesammelt hatte, folgte ich 1980 nach Lüneburg.

Ralf, es gibt da ja einen sonderbaren Zufall, was den Standort Eures heutigen Geschäftes „Trendholder“ betrifft.

Ralf Elfers: Das stimmt, Trendholder ist heute in den Räumen des ehemaligen Wilhelmi-Ladens zu Hause, in dem ich quasi groß geworden bin.

Aber es wäre nicht das reale Leben, wenn es Euch im Laufe der Zeit nicht auch ein paar Steine in den Weg gelegt hätte.

Ralf Elfers: So ist es. Unser erstes „Hold“-Ladenprojekt, das wir in Hamburg eröffneten, ging leider in die Hose. Das war schon ein großer Tiefpunkt – für die ganze Familie — denn wir mussten uns nun ernsthaft Gedanken machen, wie es weiter gehen sollte. Heute bin ich mir bewusst, dass unser familiäres, persönliches Konzept einfach nicht auf Großstädte zugeschnitten ist. Es sind die mittleren und kleineren Städte wie Lüneburg, wo wir passgenau auf die Bedürfnisse der Kunden antworten können – und dort gibt es auch die besten und treuesten Mitarbeiter!

In solch einem Moment den Glauben an die Zukunft aufzubringen, ist nicht leicht. Woraus schöpftet Ihr die Energie?

Ralf Elfers: Das ist eine lustige Geschichte: Unser Sohn machte damals eine Klassenfahrt nach Ratze­burg, wo sie auch die Nachbarstadt Mölln besuchten. Als er wieder zu Hause war, überraschte er uns beim Abendbrot mit der Aussage: „Papa, in Mölln ist in einer 1A-Lage ein Laden frei.“ Diese Worte aus dem Mund eines Zehnjährigen! Wir mussten alle herzlich lachen. Da ich Mölln noch nicht kannte, beschloss ich aus reiner Neugierde, mir das leerstehende Geschäft anzusehen. Eine Stunde später saß ich beim Vermieter im Garten. 1996 eröffneten wir unseren ersten Laden in Mölln. Dass es dann funktionierte, haben wir zu einem Großteil auch unserem tollen Verkaufsteam zu verdanken. Dank einer tollen Filialleitung, die übrigens immer noch im Team ist, konnte ich mich um die zweite Filiale in Soltau kümmern.

Bei dieser einen Filiale in Mölln blieb es nicht. Heute seid Ihr in elf Städten vertreten.

Ralf Elfers: Von einem Geschäft allein konnten wir nicht leben, also folgten weitere Läden. In Lüneburg fingen wir mit dem „Street One“-Store in der Bäckerstraße an, den wir schließen mussten, weil wir den damaligen Mietvertrag nicht weiterent­wickeln konnten. Dann eröffnete erst „HOLD“ in der Bäckerstraße und später „Trendholder“ in der Grapengießerstraße. Demnächst werden es insgesamt 15 Filialen in Norddeutschland sein, wenn wir mit „My Hold“ auch in Kiel und Preetz vertreten sein werden. In Lüneburg, in den ehemaligen Räumen der Buchhandlung Perl, eröffnen wir im März wieder einen neuen „Street One“-Store.

Ende 2013 hat sich das Modeunternehmen zum Familienunternehmen gemausert; bekommt man in der Familie Elfers das Mode-Gen vererbt?

Angelika Elfers: Ich denke, das bleibt nicht aus. Unsere Kinder waren immer dabei, wenn wir beispielsweise unsere Filialen an einem verkaufsoffenen Sonntag betreuten. Ich habe mich sehr intensiv um beide Kinder gekümmert, dies war immer mein Anspruch als Mutter – und wenn unsere Leih-Omi in Lüneburg nicht konnte, nahm ich sie eben überall mit hin.

André Elfers: Ich erinnere mich gut daran, dass wir schon als kleine Kinder mit den Kleiderbügeln unter den Kleiderständern spielten und uns aus Kartons Roboter bauten. Allein dadurch war man immer nah an der Materie dran.

Anna-Lena, André – habt Ihr Euren beruflichen Werdegang von Anfang an bewusst auf das Thema Mode ausgerichtet?
Anna-Lena Elfers: Bei mir war es tatsächlich so. Bevor ich an der Fachakademie für Textil und Schuhe, der LDT Nagold in Baden-Württemberg, studierte, absolvierte ich Praktika im Vertrieb und in der Zentrale bei der Tochtermarke „Campus“ von Marc O’Polo, später bei „Street One“ in Hannover im Bereich Produktmanagement. Dann folgte ein zweijähriges Studium an der LDT Nagold, wo ich im Juli letzten Jahres meinen Abschluss zur Textilbetriebswirtin machte.

André Elfers: Nach dem Abitur schlugen zwei Herzen in meiner Brust, das eine galt dem Automobil, das andere den Textilien. Ich entschied mich für die Automobilbranche. An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg studierte ich also Fahrzeugbau mit dem Schwerpunkt Karosserie­konstruktion, war ein halbes Jahr in Singapur und Indien, um dort in der Automobilindustrie erste Praxiserfahrungen zu sammeln, und schloss mein Studium schließlich als Bachelor of Engineering ab. Bei Audi habe ich im Bereich Design meine Abschlussarbeit geschrieben. Super interessant, doch schon während dessen war mir recht klar, dass dies nicht mein Traumjob sein würde.

André, war dies der Zeitpunkt, wo die Modewelt wieder mehr in Deinen Fokus rückte?

André Elfers: Richtig, ich vermisste es, in einem Bereich zu arbeiten, in welchem ich ein direktes Feedback bekomme. In der Automobilindustrie dauert es mitunter Jahre, bis Verbrauchermeinungen zu den Herstellern durchdringen. Ich bewarb mich also direkt in der Textilindustrie und heuerte bei der Bekleidungsmarke „Mexx“ als Assistent des Produktmanagers in Amsterdam an. Innerhalb von zwei Jahren arbeitete ich mich zum Product-­Manager hoch und wurde schließlich von „Street One“ in Hannover abgeworben. Was mir jedoch fehlte, das war die familiäre Atmosphäre, die ich aus dem Unternehmen unserer Eltern kannte. Anna-­Lena und ich haben uns dann ganz unabhängig voneinander entschieden, ins elterliche Unternehmen zu wechseln.

Aus der weiten Welt zurück in das beschauliche Lüneburg: War es die richtige Entscheidung?

André Elfers: Absolut, Lüneburg hat sich in den vergangenen Jahren unglaublich positiv entwickelt. Und wer einmal Großstadtluft geschnuppert hat, der weiß auch wieder die Qualitäten einer kleineren Stadt zu schätzen – das beginnt beim schnellen Knüpfen von Netzwerken und hört noch längst nicht bei den kurzen Wegen und dem persönlicheren Flair auf.
Sicher wurde die Rückkehr der Kinder seit Langem schon am elterlichen Esstisch geplant.

Angelika Elfers: Nein, erstaunlicherweise gar nicht, diese Entscheidung kam ganz spontan. Wir haben unsere Kinder in ihrer ­Berufswahl nie beeinflussen wollen.

Ralf Elfers: Wir haben, ehrlich gesagt, gar nicht damit gerechnet. Umso überraschender und schöner war es dann, als die beiden uns ihre Entscheidung mitteilten.

Wie hat sich die „New Generation“ im Unternehmen aufgestellt?

Anna-Lena Elfers: Uns war von Beginn an wichtig, dass wir die Filialen nicht untereinander aufteilen, sondern alle Filialen – jeder in seinem Aufgabenfeld — gemeinsam betreuen. Ich bin für den Einkauf zuständig, für die Store-Betreuung und die Shop-­Präsentation.

André Elfers: Ich habe das Marketing übernommen, den Ladenbau und auch die Zahlen – das Warenwirtschaftssystem – fallen in meinen Aufgaben­bereich. Spannend ist für mich vor allem die Umsetzung von Eigenproduktionen unter der Marke „HOLD“, die wir künftig stärker ausbauen wollen.

Wie viel Verantwortung erhält der Nachwuchs, welche Position nimmt Ralf als Gründer ein?

Ralf Elfers: Die Verantwortung möchte ich zu einem größtmöglichen Teil nach und nach an die neue Generation abgeben. Die Schnittstellen werden vorerst noch der Ladenbau und die Sortimentsgestaltung sein. Vor allem aber stehe ich unseren Kindern noch mit Rat und Tat zur Seite, will ihnen gleichzeitig aber allen Gestaltungsfreiraum lassen. Trotzdem müssen Fehler gemacht werden, um aus ihnen zu lernen. „Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man dran zieht“. Die letzten Jahre waren sehr fruchtbar aber auch anstrengend. Ich möchte mich ein wenig aus dem Betrieb zurückziehen und mit Angelika das Leben genießen. Daher heißt meine Devise auch: Die letzte Woche im Monat machen wir blau.

Anna-Lena Elfers: Wir fragen unseren Vater oft und gerne um Rat. Schön ist, dass er die Verantwortung tatsächlich abgeben kann und auch möchte. Das ist nicht immer üblich, wenn die Nachfolge ihren Dienst antritt. Natürlich haben wir auch mal unterschiedliche Meinungen, aber diese zu lösen empfinde ich momentan eher als einen kreativen und spannenden Prozess. Eine unserer Stärken ist sicher unsere Fähigkeit, uns ergebnisorientiert auseinanderzusetzen.

Angelika, in wiefern bist Du noch in dem Unternehmen eingebunden?

Angelika Elfers: Ich kümmere mich nach wie vor in Teilzeit um die Dekoration. Was mir allerdings sehr am Herzen liegt, das ist meine ehrenamtliche Tätigkeit, die ich seit 2007 über die Kirche übernommen habe und in der ich mich um Menschen kümmere, denen es in ihrem Lebensalltag nicht so gut geht.

Was ist das Positive daran, mit der eigenen Familie zusammenzuarbeiten?

André Elfers: Ich habe es mir tatsächlich schwieriger vorgestellt, schließlich ist eine ganze Menge Emotion mit im Spiel, ganz anders, als wenn man in einem fremden Unternehmen arbeitet. Eine der positiven Seiten ist sicherlich, dass wir uns alle sehr respektieren. Dies setzt sich bei unseren Mitarbeitern fort, die wir zum Teil schon aus Kindertagen kennen. Dies lässt ein großes Wir-Gefühl entstehen.

Seid Ihr Euch eher ähnlich oder sind es vielleicht sogar die Gegensätze, die die Arbeit bereichern? Welche Eigenschaften schätzt Ihr am jeweils Anderen?

Anna-Lena Elfers: Mama und mich eint die künstlerische Ader und die Liebe zum Detail; charakter­lich komme ich mit meiner Frohnatur wohl eher nach unserem Vater. André ist der Genaue der Familie, der zum Perfektionismus neigt.

André Elfers: Meinen Vater und mich verbindet die Liebe zum Design, wir könnten stundenlang durch tolle Design-Shops laufen und uns inspirieren lassen. Von meiner Mutter habe ich die Wissbegierde geerbt, wir sind unglaublich neugierig, wollen hinter die Fassaden gucken.

Angelika Elfers: Ralf und Anna-Lena sind die Träumer, die Visionäre in unserer Familie, sie haben die Ideen und preschen voran. André und ich sind nicht weniger ideenreich, doch sind wir auch die Realisten, die eher noch einmal zum Nachdenken anregen.

Ralf Elfers: Und, in diesem Fall kann ich für uns alle sprechen, wir sind alle sehr emotional.(nm)


Fotos: Enno Friedrich, FOTOGRAFIERT IN ANNA’S CAFÉ

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