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Rauf auf’s Parkett

geschrieben im März 2016

Wer sich nur ungern an seine Tanzschulzeiten zurückerinnert, sollte dringend einen Neustart wagen: In lockerer Atmosphäre wird heute mit viel Spaß die Lust auf Standard und Latein geweckt — zum Beispiel bei „Tanzkult“

Ich gestehe, liebe Leserinnen und Leser, ich bin — was dieses Thema betrifft — im positivsten Sinne vorbelastet. Nichts anderes hatte mich und meinen Mann vor gut einem Jahr dazu bewogen einen Tanzkurs zu buchen, als der Verdacht, dass wir uns zwar in vielen Lebensbereichen vorzüglich ergänzen, das Tanzen hingegen nicht dazu gehört. Es war sozusagen der letzte Versuch nach einem missglückten Tango-Kurs, bevor wir dieses Kapitel endgültig zu Grabe tragen wollten. Mittlerweile sind wir kurz vor dem Abschluss unseres ­Platinkurses — mehr muss ich nicht sagen, oder? Und so ist es wohl an der Zeit, ein Loblied auf das Tanzen im Allgemeinen, und auf „unseren“ Tanzlehrer im Speziellen zu texten. Mirco Gerdau nämlich (den Namen sollten Sie sich merken!), seit gut sechs Jahren in der Tanzschule Tanzkult am Bilmer Berg unter Vertrag, schafft es nicht nur, aus wahren Tanzmuffeln begeisterte Bewegungsfanatiker zu machen. Es gelingt ihm auch, in jeder Stunde auf unnachahmlich humorige Art die hohe Kunst von Haltung und Schrittfolgen zu vermitteln. Bierernstes Tanzschulklima kommt da gar nicht erst auf, man bewegt sich unter Paaren gleichen Alters, und nach und nach entwickeln sich auf dem Parkett nicht nur Freundschaften, sondern tatsächlich auch das erhebende Gefühl, sich adäquat zur Musik bewegen zu können. Sollten Sie schon einmal eine Paartherapie in Erwägung gezogen haben, machen Sie es nicht, tanzen Sie! Nichts schult den verbalen Umgang unter Ehepartnern nachhaltiger als die unanfechtbare Aussage von Mirco: „Ganz egal, wie er führt: Der Mann hat grundsätzlich recht!“
Eröffnet hat „Tanzkult“ vor 13 Jahren. Claudia Sachs leitete in Hamburg ihre eigene Tanzschule, bevor sie die Hansestädte wechselte und geeignete Räumlichkeiten in der August-Horch-Straße 17 fand. Über Mitgliedermangel kann sie sich seither nicht beklagen. „Das Tanzen erfährt seit einigen Jahren eine wunderbare Renaissance“, freut sie sich, „doch hat es einen Generationswechsel gegeben.“ Wo vor Jahren noch die 14- bis 16-Jährigen zum Tanzunterricht kamen, verhindern dies mittlerweile die Schulzeiten. Natürlich gibt es nach wie vor Angebote für Kinder und Jugendliche, doch nehmen vor allem Menschen ab 30 Tanzhaltung ein, um im schnellen Walzerschritt oder Cha-Cha-Cha ihr Können zu optimieren. „Unsere Philosophie ist es, qualitativ guten Unterricht zu geben und das in einer lockeren und entspannten Atmosphäre, wobei der Spaßfaktor ganz oben steht“, sagt Claudia Sachs, die selbst seit ihrem fünften Lebensjahr Ballett tanzt, schon als Schülerin unterrichtete, sich später zur Tanzlehrerin und schließlich an der Stage School in Hamburg zur Musical-Darstellerin ausbilden ließ. Mittlerweile unterrichtet sie erfolgreich in ihrer Lüneburger Tanzschule, in der sie schon die „Roten Rosen“-­Darsteller für den Tango Argentino fit machte. Wie sie, trägt auch Mirco Gerdau von Kindesbeinen an Tanzschuhe an den Füßen, schlüpfte ebenfalls früh in die vermittelnde Rolle, die ihm zweifels­ohne auf den Leib geschneidert ist. Neue Inspirationen für seinen Unterricht schöpft er aus den Turnieren, an denen er kontinuierlich gemeinsam mit Christine Loesdau in den oberen deutschen Klassen teilnimmt.

Das beharrliche Trainieren zahlte sich jüngst aus: Im Februar nahm das Tanzpaar den Titel des Landesmeisters Hamburg in der Senioren 1B und 1A und den Titel des norddeutschen Meisters der Senioren 1B mit nach Hause.
Das siebenköpfige Team um Inhaberin Claudia Sachs bestreitet das vielfältige Programm der Tanzschule, bestehend aus den regulären Tanzkursen, den Hochzeits-Crashkursen sowie Salsa- und Disco­fox-Workshops. Auch Hiphop, Videoclip-Dancing und Zumba werden hier in schweißtreibenden Stunden vermittelt, letzteres übrigens — man merke auf — von Mirco, der einst als erster männlicher Zumba-Instructor in Lüneburg auftrat.
Wenn ich Sie nun hoffentlich mit dem Tanz-Virus angesteckt habe, so haben Sie noch die Möglichkeit, sich für einen der am 7. März beginnenden Kurse anzumelden. Am 30. April wird ab 19.30 Uhr mit Maibowle und guter Laune in den Mai getanzt, wozu auch Nichtmitglieder herzlich eingeladen sind, und ab September wird es einen neuen Wochentermin für die jüngste Tanzgeneration geben: Die Tanzzwerge treffen sich dann mit einem Elternteil immer donnerstags um 16.00 Uhr zur Bewegung mit Musik.
Übrigens: Tango zählt mittlerweile zu unseren Lieblingstänzen; mein Mann verweigert sich zwar nach wie vor beim Discofox, der lässige Hüftschwung im Samba fällt bei uns beiden etwas hölzern aus — macht aber nichts. Wir bleiben dran. Nach dem Platinkurs folgt nämlich der Tanzkreis, und der läuft „open end“!(nf)
Fotos: Enno Friedrich

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