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„Raum zum Leben“

geschrieben von Christiane Bleumer im September 2014

Wohnraum für Bedürftige: Die Sieb & Meyer Stiftung unterstützt benachteiligte Menschen

Es gibt viele Menschen, die auf dem freien Wohnungsmarkt Probleme haben, eine passende Bleibe zu finden – sei es, dass sie körperlich oder psychisch erkrankt sind, oder dass sie aus anderen Gründen in eine Lebenssituation geraten sind, in der sie Hilfe benötigen. Die Lüneburger Sieb & Meyer Stiftung hat es sich zur Aufgabe gemacht, solchen Menschen zu helfen. Ihnen soll „Raum zum Leben“ gegeben werden, so der Leitgedanke der gemeinnützigen Stiftung, die im Jahr 2003 gegründet wurde.
Doch der Gedanke des Helfenwollens war bei dem Elektroingenieur Reinhard Sieb und dem Physiker Johannes Meyer schon länger vorhanden. Und so hatten die beiden Gründer der Firma Sieb & Meyer schon 1989 und 2000 jeweils eine eigene Stiftung ins Leben gerufen. Beide einte das Ziel, sich sozial zu engagieren und der Gesellschaft etwas zurückzugeben. Menschen, denen es nicht so gut ging, wollten sie Wohnraum, ein würdiges Umfeld und damit Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft ermöglichen. So lag es nahe, die beiden Stiftungen mit ihren ähnlichen Satzungen zusammenzulegen und weiterhin im Sinne der beiden inzwischen verstorbenen Gründer tätig zu sein.
Mehrere Wohnprojekte hat die Stiftung im Laufe der Zeit realisiert, wobei der Plan, „Im Tiefen Tal“ angemessenen Wohnraum für Bedürftige zu schaffen, wohl das aufwendigste und größte Vorhaben gewesen ist. 2004 konnten die 1,8 Millionen Euro teuren Baumaßnahmen, die aus Sanierungen und Neubauten bestanden, abgeschlossen werden. Seit gut zehn Jahren leben rund 40 Menschen in den 30 Wohnungen. Hell und freundlich sind die Zimmer, und manch einer hat seinen kleinen Balkon liebevoll möbliert. Aber am Erhalt dieser friedlichen Atmosphäre muss beständig gearbeitet ­werden. „Wohnen will gelernt sein“, betont Hedi Wegener, Mitglied des vierköpfigen Vorstandes. Gemeinsam mit Markus Meyer, dem Vorstandsvorsitzenden und Sohn des Stiftungsgründers, dem stellvertretenden Vorsitzenden Rudolf Sembritzki und Eckhard Ahrens kümmert sie sich um die Geschicke der Sieb & Meyer Stiftung. „Es reicht nicht, den Bewohnern nur ein Dach über dem Kopf anzubieten“. Man müsse sich auch weiter um sie kümmern und dafür Sorge tragen, dass das Zusammenleben reibungslos funktioniert.
So wurde ein so genanntes Nachbarschaftsprojekt ins Leben gerufen, dessen Personalkosten ebenfalls von der Sieb & Meyer Stiftung übernommen werden. Mit festen Sprechstunden sind Ralf Klein und Irena Hessler regelmäßig vor Ort, ein Engagement, das von den Bewohnern gerne angenommen wird. Auch Petra Grebe vom Herbergsverein, der sich um die Betreuung und Vermietung kümmert, ist für das Projekt zuständig.

Mehrere Wohnprojekte hat die Stiftung im Laufe der Zeit realisiert, wie auch „Im Tiefen Tal“, wo man Wohnraum für Bedürftige schuf.

Eine Wohnküche ist der Treffpunkt, in dem verschiedene Angebote stattfinden. Bei schönem Wetter finden auch Aktivitäten auf dem großzügigen Hof­ge­lände statt. So zum Beispiel werde gerne gegrillt, berichtet Petra Grebe. „Im Herbst veranstalten wir auch Lichterfeste und zu Ostern gibt es ein Feuer in einer Feuerschale.“ Auch die thematischen Angebote „Im Tiefen Tal“ sind sehr beliebt. Zu den Zeiten der Fußball-WM trafen sich immer wieder lockere Gruppen zum gemeinsamen Fernsehen. Durch neue, interessante Themen lassen sich immer wieder auch andere Bewohner ansprechen. „Ein großer Erfolg war eine Veranstaltung mit einer Hundetrainerin“, berichtet Hedi Wegener. Dies ­habe erheblich zur Entspannung zwischen den Hundehaltern und den Mietern beigetragen, die sich manchmal von den Tieren gestört gefühlt hätten.
Da der demographische Wandel auch vor solchen Einrichtungen wie dem Wohnprojekt nicht Halt macht, ist jetzt ein Infoabend des Seniorenservice­büros in Planung. Dabei sollen die oft allein stehenden Bewohner über Themen wie Vorsorgevollmachten oder Patientenverfügungen informiert werden.
Sämtliche Angebote haben sich positiv auf das Zusammenleben ausgewirkt, hat Hedi Wegener beobachtet. „Die Bewohner fühlen sich ernst genommen und merken, dass sich jemand um ihre Interessen kümmert.“
Bei einem weiteren Betätigungsfeld der Sieb & Meyer Stiftung geht es zwar um eine andere Klientel, doch das sensible Eingehen auf die Befindlichkeit anderer Menschen prägt auch dieses Engagement. Das Beratungszentrum „Leben mit Krebs“ wendet sich sowohl an Menschen mit einer Krebserkrankung als auch an die Personen, die ihnen nahe stehen. Denn: „Die Diagnose Krebs wirft viele ­Fragen auf und kann den Betroffenen buchstäblich den Boden unter den Füßen wegreißen“, so Vorstandsmitglied Hedi Wegener. In Einzel- oder Paargesprächen kann mit extra ausgebildeten Fachkräften über alle Ängste und Sorgen gesprochen werden
Die Beratungsstelle ist dabei kostenfrei und an keine ärztliche Verordnung gebunden. Vielmehr geht es darum, krebskranke Menschen dabei zu unterstützen, ihren individuellen Weg im Umgang mit der Erkrankung zu finden und den Mut zum Leben wieder neu zu entdecken. Das Beratungszentrum, das Anfang 2008 ins Leben gerufen wurde, hat seinen Platz in den Räumen der Stiftung, Auf dem Schmaarkamp 21, und damit in dem ersten Firmengebäude der Sieb & Meyer AG, das die beiden Stiftungsgründer in den 60er Jahren erbauten.(cb)

Fotos: Enno Friedrich

Weitere Informationen: www.sieb-meyer-stiftung.de

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