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„Rock Around the Clock“

geschrieben von Christiane Bleumer im Mai 2016

Mehr Platz für Musik: Das Probenraumprojekt „Let’s Rock“ hat sich um zwei Probenräume vergrößert

Eine Erfolgsgeschichte wird fortgesetzt: Im Mai 2016 geht das Projekt „Let’s Rock“ in die zweite Runde und bietet damit noch mehr Platz für Musik und Kreativität in Lüneburg. Zwei zusätzliche großzügige Probenräume werden am 21. Mai eingeweiht und erweitern damit das schon seit dem Jahr 2014 bestehende Angebot. Ebenso wie bei der Initiierung des Projektes vor zwei Jahren geht es auch jetzt darum, Bands die Möglichkeit zum Proben zu bieten, denn das Problem, einen adäquaten Raum zu finden, kennt wohl jeder Musiker und jede Gruppe. Die Instrumente sind da, die Ideen sind im Kopf, doch wo soll man bloß üben? Räumlichkeiten zu finden, die zeitlich flexibel nutzbar, beheizbar und trocken sind und zudem eine Lärmbelästigung der An­wohner ausschließen, das kann tatsächlich eine mühselige Angelegenheit sein — nicht nur für New­comer Bands, sondern auch für etablierte Musikgruppen.
Abhilfe schuf im Jahr 2013 der Lüneburger Unternehmer Jürgen Thiele gemeinsam mit der Sparkassenstiftung Lüneburg. Er gründete eine Treuhandstiftung mit dem Ziel, Lüneburger Bands richtig gute Proberäume zur Verfügung zu stellen. „Wir fanden das Grundstück in der Lise-Meitner-Straße 8, das nah zum Zentrum der Hansestadt liegt“, freut sich Jürgen Thiele noch heute. Über den gemeinnützigen Verein „Let’s Rock“, dessen erster Vorsitzender Jürgen Thiele ist, wird die Sache seitdem organisiert. Vor allem Doreen Haase als Kassenwartin und Schatzmeisterin setzt sich hier besonders ein. „Seither gibt es hier im wahrsten Sinne des Wortes „Rock around the clock“, so der musikbegeisterte Unternehmer. Statt in zugigen Räumen in abgelegenen Industriegebieten können die Bands nun zwischen Feuerwehr und Autowaschanlage unter professionellen Bedingungen proben. Bands wie „The Peppones“, „Loifior“, „Shity Beatles“ oder „Aus’m Blauen“ nutzen das Angebot in schöner Regelmäßigkeit.

Zwei zusätzliche großzügige Probenräume werden am 21. Mai eingeweiht und erweitern damit das schon seit dem Jahr 2014 bestehende Angebot.

Bauabschnittes zogen bereits im Oktober 2014 die ersten Bands ein. Neben vier Proberäumen, jeweils ewas über 20 Quadratmeter groß, gibt es auch einen Bereich, der über gut 30 Quadratmeter verfügt. Die Räume bestehen aus einer Art Con­tainersystem, die in einem „Raum-in-Raum“-Prinzip mit einer massiven Außenhülle ummauert werden. Sie bieten einen Niedrigenergiestandard und haben ein bauökologisch zeitgemäßes Grasdach. Kai Schewe, zweiter Vorsitzender des Vereins und Mitglied der Band „Achtung ­Baby“, erinnert sich an die ersten Hörproben: „Wir haben einen Schalltest gemacht und in unserem Probenraum so richtig losgelegt.“ Kurze Zeit später sei von draußen die Frage gekommen, ob wir nicht langsam mal anfangen wollten. Der Lärmschutz funktionierte also perfekt, daher können die Bands auch alle gleichzeitig proben, ohne sich gegenseitig zu stören. Ein echter Traum für jeden Musiker.
Diesen Luxus können durch die Erweiterung nun ab Ende Mai noch weitere Bands genießen. Zwei weitere Probenräume sind in den vergangenen Monaten entstanden, einer ist behindertengerecht ausgestattet und wird darum auch der perfekte Ort für musikalische Projekte der Lebenshilfe sein. Da die Räume über deutlich mehr Fläche verfügen als die des ersten Bauabschnittes, sollen sich jeweils drei Bands einen Bereich teilen, während im schon bestehenden Teil zwei Bands einen Probenraum gemeinsam nutzen. „Das bedarf einer klaren Absprache, wer wann dran ist, klappt aber sehr gut.“, hat Jürgen Thiele erfahren. Ähnliche Absprachen gelten, wenn es um die Instrumente geht, die in der Lise-­Meitner-Straße untergebracht werden. Während Gitarren und andere handliche Instrumente zur jeweiligen Probe mitgebracht werden können, gestaltet sich dies bei Schlagzeugen oder roßen Verstärkern schon schwieriger. Doch auch hier sei die Kollegialität unter den Musikern groß, hat Kai Schewe festgestellt. Daher werden bei Bedarf auch schon einmal die Instrumente geteilt. Genau das sei auch das Besonderes dieses Projektes: „Jeder kann etwas vom Spirit der anderen mitnehmen“, sagt der Musiker. Die finanzielle Regelung sieht vor, dass es gestaffelte Mieten gibt.

Rund 40 % der Lüneburger Musikszene ist in der Lise-Meitner-Str. 8 angesiedelt. Am 21. Mai wird von 12.00 bis 18.00 Uhr zum Flohmarkt für Hobbymusiker geladen.

Eine Band mit guten Einnahmen trägt also den größeren Anteil der Mietkosten, sodass eine noch unbekannte Band mit einem geringeren finan­ziellen Aufwand ebenfalls in den Genuss eines Proberaumes kommen kann. Um auch in den Pausen oder nach Feierabend gemeinsame Zeit verbringen zu können, ist für den Sommer ein Sonnensegel geplant, das den Vorplatz zu einem wetterunabhängigen Treffpunkt für die musikalischen Mieter macht. „Rund 40 Prozent der Lüne­burger Musikszene ist nach Eröffnung der neuen Räume am Standort der Lise-Meitner-Straße angesiedelt“, schätzt Initiator Jürgen Thiele. „Ich kenne keine Stadt, die bereits Ähnliches umgesetzt hat“, lobt er die Kooperationsbereitschaft und Hilfsbereitschaft aller Beteiligten, denn nur dadurch habe dieser Ort der kreativen Musikentwicklung überhaupt wachsen können – ein echter Gewinn also für die sowieso schon vielseitige Lüneburger Kulturlandschaft.
Anlässlich der Eröffnung des „Let’s Rock“-­Neubaus am 21. Mai wird ein Flohmarkt für Hobbymusiker und die, die es noch werden möchten, organisiert. Von 12.00 bis 18.00 Uhr besteht die Möglichkeit, eigene Instrumente anzubieten oder auch ein gebrauchtes Schnäppchen zu machen. Weitere Infos unter www.letsrock-lueneburg.de.(cb)

Fotos: Enno Friedrich

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