Magazin über das Leben in Lüneburg
Themen
Alle Themen und Artikel

„Diese Frau ist ein Naturereignis“

geschrieben von Irene Lange im Januar 2015

Susi Salm, das „ächt Kölsche Mädche“, ist heute eine Institution – als Comedy-Begleiterin von Olli Dittrich und Bastian Pastewka, als Sängerin bei „Rudolf Rock und den Schockern“, und an jedem zweiten Donnerstag als Rockröhre im Lüneburger ZWICK

Diese Frau ist ein Naturereignis. Wenn Susi Salm die Bühne rockt, kann sich wohl kaum ­einer ihrer Ausstrahlung entziehen; schon erstaunlich, über welch kräftige Rockröhre diese zarte Person verfügt und dabei jene mitreißende Energie und Lebenslust ausstrahlt. Dass sie es versteht, ihre gute Laune direkt auf das Publikum zu übertragen, das stellt sie nun jeden zweiten Donnerstag im Lüne­burger ZWICK unter Beweis, wenn sie Lüneburger aber auch Hamburger Musiker zu einer Jam-Session der besonderen Art an den Schrangenplatz einlädt.
Vielleicht ist ihre fröhliche Art, ihre ­gute Laune aber auch ganz einfach genetisch bedingt, schließlich ist sie als „ächt Kölsch Mädche“ in der Karnevalshochburg am Rhein geboren. Als sie fünf Jahre alt war, zogen ihre Eltern nach Hamburg, wo sie bereits im Kindergarten als rheinische Frohnatur ihre Sangeskünste einem erfreuten Publikum vortrug. Später in der Schule waren ihre spontanen musikalischen Intermezzi offensichtlich weniger gefragt, gesteht sie heute, denn ihren Lehrer veranlassten diese zu der Bemerkung im Zeugnis: „Ihre Bewegungsbedürftigkeit wirkt oft störend“. Umso mehr kommt Susi Salm ebendiese heute bei ihren Auftritten zugute.
Doch nach der Schule musste die Sängerkarriere noch warten. Zunächst galt es, einen handfesten Beruf zu erlernen. Sie wurde Krankenschwester und arbeitete mehrere Jahre in der Asklepius Klinik im Bereich Unfallchirurgie in Hamburg Wandsbek. „Ich kann zwar wirklich zupacken und arbeiten“, sagt sie, „aber mich hat das Unglück der Menschen zu sehr mitgenommen, da war ich als Krankenschwester nicht professionell genug“.

Neben der Musik lockte sie auch die Theaterbühne. Mit viel Erfolg spielte sie im Musical „Only you“ die Marilyn Monroe im Theater am Hamburger Holstenwall.

Doch auch in dieser Zeit verlor sie ihr eigentliches Ziel, Sängerin zu werden, nicht aus den Augen. Sie nahm Gesangsunterricht und ließ sich zur Koloratursopranistin ausbilden. In dieser Zeit wurde auch ihre Tochter Jana geboren, die wie ihre Mutter zwar in Hamburg lebt, zurzeit aber an der Leuphana-Universität ihre Doktorarbeit schreibt.
Ihre Gesangskarriere startete Susi Frese – so hieß die heutige Rockröhre damals noch — dennoch nicht als Sopranistin. Um den Geldbeutel etwas aufzufüllen, tingelte sie mit einer Band als Sängerin an den Wochenenden über die Dörfer. Mit ihrer Sopranstimme konnte sie da wenig anfangen, stattdessen erhielt ihre Stimme in dieser Zeit den Schliff, den sie brauchte, um in ihr heutiges Fach zu wechseln. Heute gehört diese unverkennbare Reibeisenstimme zu Susi Salm wie der Eierlikör in das ZWICK. Doch bevor es rockig wurde, gründete sie 1991 „Susis Schlagersextett“ gemeinsam mit Olli Dittrich und „Franny and the Fireballs“, mit denen sie mehrere Jahre quer durch Deutschland tourte.
Doch neben der Musik lockte sie auch die Theaterbühne. Mit viel Erfolg spielte sie ab 1996 im Musical „Only you“ die Marilyn Monroe im Theater am Hamburger Holstenwall, das 1973 von Helga Feddersen gegründet wurde. Die Hauptrolle der Eloise in der Beat-Revue „Yesterday“ ab 1997 in Hamburg brachte sie dann für ein Jahr nach Berlin — ebenfalls ein großer Erfolg, wie sie sich erinnert. Zusammen mit Olli Dittrich und Ralf Hartmann gründete sie 1999 das Comedy-Trio „Die Affen“. Schließlich meldete sich auch das Fernsehen: Ab 2002 trat sie gemeinsam mit dem Affen-Trio und in Olli Dittrichs „Olli-Tiere-Sensationen“ auf. Bis 2004 ging sie anschließend auf Comedy-Tournee mit Bastian Pastewka, Olli Dittrich und Ralf Hartmann.
Ihr heutiger Ehemann Uli Salm trat dann 2004 „für sie sichtbar“ in ihr Leben. Er hatte sie bei Olli Dittrich gesehen und rief an, ob sie nicht in seiner Band „Rudolf Rock und die Schocker“ als Aushilfssängerin auftreten könne. Sie hatte den Bassisten und Mitbegründer der Band zwar irgendwann schon einmal gesehen, kannte ihn aber nicht näher. Das sollte sich spätestens dann ändern, als sie beide ab 2006 mit dem „Roncalli-Witzigmann“-­Programm für ein halbes Jahr nach München gingen, um dort bei den Aufführungen aufzutreten. „Da kamen wir uns näher“. Zwei Jahre später heirateten sie in Hamburg.
„Rudolf Rock und die Schocker“ gibt es auch heute noch – mit Susi Salm, die irgendwann nicht mehr als Aushilfe, sondern als feste Größe in das Musikerteam aufgenommen wurde. Umtriebig sind sowohl Susi als auch Uli Salm nach wie vor, denn vier ZWICK-Clubs bringen eine Menge Organisationsbedarf und Administratives mit sich, zumal immer wieder Auftritte von „Rudolf Rock und den Schockern“ zu koordinieren sind. Auch in ihrem Zuhause bei Jesteburg ist von allzu viel Ruhe nichts zu spüren, denn vier Hunde und zwei Pferde müssen auch zu ihrem Recht kommen. Doch trotz Arbeit und viel Einsatz – inzwischen existiert neben den drei Hamburger Kultclubs ZWICK seit über einem Jahr auch das Lüneburger ZWICK – ist Susi Salms Lust an der Musik ungebrochen. Wie in Hamburg hat sich mittlerweile auch in Lüneburg das „Musikerwohnzimmer“ zu einer bei seinen Fans beliebten Institution entwickelt. Nachdem der Musiker und Moderator Ben Boles aus privaten Gründen Lüneburg den Rücken kehrte, übernahm kurzerhand Susi Salm das Regiment im wöchentlichen „Wohnzimmer“, aus Zeitgründen künftig nur jeden zweiten Donnerstag. „Mir liegt viel daran, hier Lüneburger Musikern weiterhin eine Plattform zu geben, damit sie sich präsentieren und ihrer Leidenschaft, dem Musikmachen, nachgehen können. Da ist jede Altersgruppe herzlich willkommen“, betont sie. Und wie immer gibt es nicht nur viel Musik, sondern auch – Ehrensache – reichlich Eierlikör!!!(ilg)

Fotos: Enno Friedrich

Anzeige