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Sanftmütige Riesen

geschrieben von Irene Lange im Juni 2016

Einst waren sie die Jagdhunde des Adels: Die alte Rasse der Irischen Wolfshunde blickt auf eine lange Geschichte zurück

Ein Besuch bei Heike Schröder und Andreas Otte auf dem Vierkehof bei Uelzen bescherte mir eine Begegnung der besonderen Art: Vier geradezu gigantische Hunde und zehn umherwuselnde bezaubernde Welpen tummeln sich derzeit auf dem weitläufigen Gartenareal — Irische Wolfshunde (Irish Wolfhounds), die größte Hunderasse der Welt. Trotz ihrer imponierenden Erscheinung mit einer Schulterhöhe bis zu einem Meter haben sie einen äußerst friedfertigen Charakter, sie tragen daher nicht grundlos den Beinamen „sanfte graue Riesen“. Auch Hazelnut, Anouk (als einzige „Blonde“), Bintou und Clooney zeigen sich Be­suchern von ihrer charmantesten Seite – ein Wesenszug, der es schwer macht, sich der Präsenz dieser Tiere zu entziehen. Ihre Schönheit, Eleganz und auch ihre natürliche Würde sind beeindruckend; ein Blick in die braunen Augen lässt ihre Klugheit erahnen.
Die Rasse dieser „Giganten“ blickt auf eine lange Geschichte zurück. Archäologischen Funden zufolge gab es derart große Hunde schon um 7.000 vor Christus in Irland und Wales. Aber auch die Kelten hielten sich ähnliche Vierbeinber. Bei den Römern sorgten sie bei entsprechenden Spielen und Auftritten für Aufsehen, doch ihre große Zeit hatten sie vor allem im mittelalterlichen Irland, wo der Adel sie zur Jagd auf Wölfe und Rotwild einsetzte.
Heike Schröder erfüllte sich mit ihren Hunden einen Traum, nachdem sie im Bekanntenkreis einen Welpen dieser Rasse aufwachsen sah und sich verliebte. Einige Zeit nach dem Tod ihrer Briard-­Hündin kam 2007 der Irische Wolfshund-Rüde Farkas zu ihr. Als Gefährtin folgte die Hündin Hazelnut, inzwischen sieben Jahre alt und damit die Älteste im Rudel. Wie bei großen Hunden üblich, ist die Lebenserwartung nicht sehr hoch. Etwa zwölf Jahre kann so ein Hundeleben dauern, ­Farkas ist bereits im vergangenen Jahr „tief betrauert gestorben – über die Regenbogenbrücke gegangen, wie wir es nennen, wenn ein Hund von uns geht“, erzählt Heike Schröder.
Während Bintou bisher noch kinderlos geblieben ist, haben die Hündinnen Hazelnut und Anouk jeweils zwei Würfe zur Welt gebracht. „Ein wunderschönes Ereignis“, so die stolze Besitzerin, „deshalb immer wieder schwer, wenn man die Welpen abgibt“. Der Kontakt zu den neuen Besitzern wird jedoch gewissenhaft gepflegt, nicht selten trifft man sich einmal jährlich, um sich über die vierbeinigen Schützlinge auszutauschen.

ie sind im Umgang mit anderen Hunden äußerst verträglich, loyal zu „ihren“ Menschen, freundlich, geduldig und tolerant. Dennoch darf man nicht vergessen, dass die Irischen Wolfshunde zu den Windhunden zählen, die zur Jagd gezüchtet wurden. Daher heißt es auch: „Zu Hause ein Schäfchen, aber ein Löwe auf der Jagd“. Trotz dieser seiner Wurzeln ist er eigentlich ein „Schoßhund“, der die Nähe zu der Familie sucht. Bei aller Faszination für diese Tiere gilt es immer zu bedenken: Ihr Körperformat ist nichts für kleine Etagenwohnungen und auch für das Treppensteigen sind sie nicht geeignet. Um gesund und fit zu bleiben, braucht er Platz und eine gute Ernährung, für die Andreas Otte als „Futtermeister“ auf dem Vierkehof sorgt. Etwa 700 bis 1.000 Gramm verputzt ein Hunderiese pro Tag. Auf zur Raubtierfütterung!(ilg)

Fotos: Irene Lange

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