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Swingin’ Lüneburg

geschrieben von Kirsten Rinke im Juni 2014

Echte Beinarbeit: Seit Beginn des Jahres etabliert sich in Lüneburg eine aktive Swing-Szene – mit großem Erfolg

Lebensgefühl Swing — unter diesem Motto wird in Lüneburg seit Beginn des Jahres geswingt, was das Zeug hält. Kein Wunder, denn das Charakteristische an dieser Musik ist, dass sie gehörig in die Beine geht.
Der Tanz entstand in den 1920er Jahren, genauer gesagt in den großen Ballsälen New Yorks zur Musik der Big Bands, die die Jazzmusik in eine orchestralen Swing-Musik verwandelten – und er wurde zum Massenphänomen, nicht zuletzt durch die spektakulären Erfolge der Band des Klarinettisten Benny Goodman oder des Jazz-Pianisten Count Basie. Und wo tanzbare Musik ist, da bleibt niemand lange auf den Stühlen sitzen. Entstanden sind daraus Tanzstile wie Charleston, Balboa und Lindy Hop, das derzeit eine gigantische Renaissance-­Welle erlebt. Swing zu tanzen, das bedeutet damals wie heute, sich den Staub des Tages von der Seele zu klopfen und von der Musik mitreißen zu lassen. Der Virus ist mittlerweile auch in Lüneburg ausgebrochen, infiziert haben sich auch Friederike Guzy und Cathleen Heil. Die ausgebildete ADTV-­Tanzlehrerin und die Mathematikerin bieten Swing-­Kurse im „Casino“ in der Theodor-Körner-­Kaserne an. Anfänger wie Fortgeschrittene sind gleichermaßen willkommen, ganz gleich, welchen Alters, ob in Schlips und Kragen, mit Hosenträgern und gegeltem Haar, im „kleinen Schwarzen“ oder lässig in Jeans, mit oder ohne Partner. Verfallen ist dem Zauber auch die Lüneburgerin Mirja Robrahn.

Die Körper- und Gesprächstherapeutin ist ganz beseelt und begeistert von diesem neuen Hobby und freut sich, dass man jetzt endlich auch in „ihrer“ Stadt swingen kann. „Der Rhythmus, das so genannte ‚Bouncen‘, geht sofort ins Blut. Man nimmt ihn mit in den Alltag, und das bedeutet ganz einfach Glück“, lächelt sie.
Als der Swingtanz aus den USA nach Europa herüberschwappte, fanden sich schnell Interessierte und bildeten in Städten wie London, Paris, Berlin, Hamburg oder München eine Szene, die sich regelmäßig in Tanzkursen und Workshops traf. Eine vergleichbare Entwicklung wünschen sich die beiden Tanzlehrerinnen auch für Lüneburg. Kooperationspartner wie die „Mondbasis“ in der Lünertorstraße 20 oder die Wandelhalle im Kurpark ermöglichen es den beiden, die Räumlichkeiten kostenfrei für Tanztees und freie Tanzabende zu nutzen. Unter dem Titel „Swingin’ Lüneburg wagt seine ersten Triple Steps“ treffen sich mehr und mehr Tanzbegeisterte, genießen die gemeinsame Freude an der Bewegung zur Musik und tauschen sich über Schrittkombinationen oder das nächste Tanzevent aus.
Swing ist ein extrem kreativer Tanz, so Friederike und Lene. Zwar gibt es feste Schrittfolgen, doch hat man immer wieder Möglichkeiten, diese miteinander zu kombinieren. Das Schöne: Beim Swing gibt’s viel Raum für Improvisation. Man spürt in die Musik hinein und setzt sie für sich nach Lust und Laune in Bewegung um – das beschreibt es wohl am besten. Jeder tanzt übrigens nicht nur mit einem Partner, sondern es wird ständig gewechselt, so ist es jedes Mal auch ein bisschen anders.
Auch für Männer ist dieser Tanz hervorragend geeignet, da er viel Freiheit zulässt: Er hat langsame, gefühlvolle Elemente und im nächsten Moment wird’s wieder sehr flippig. Friederike und Lene geben genaue Anleitungen, wie man seinen Körper nutzen kann, um Freude zu haben. Alles kann, nichts muss! Für die Mathematikerin Cathleen Heil ist Swing eine kleine Insel im Alltagsleben, auf der immer die Sonne scheint. „Ich weiß, dass ich dort jeden Abend hinrudern und mir die Musik anhören kann – und wenn ich dann dazu tanze, ist das für mich pure Entspannung. Auf diese Insel möchte ich viele Menschen einladen.“ Wer jetzt schon mitswingen möchte, der findet im Internet unter www.casino-lueneburg.de regel­mäßige Angebote für Einsteiger. Der nächste Tanztee in der Mondbasis startet am 22. Juni, alle Neugierigen können sich auch via E-Mail an
info.swinginlg@gmail.com informieren, wann es die nächsten Tanzveranstaltungen gibt. Im Kurpark soll es zwei Mal im Monat ein „After-Work-Swing“ geben, den Auftakt bildet der 16. Juni für alle Neugierigen.(kr)

Fotos: Enno Friedrich

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