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Tapetenmanufaktur Penseler & Sohn

geschrieben von Irene Lange im Februar 2017

Schmuckes für die heimischen Wände: Friedrich Penseler eröffnete 1821 die Lüneburger Tapetenfabrik

Zu allen Zeiten und in allen Kulturen haben Menschen die Wände ihrer Behausungen geschmückt. Schon die Höhlenbewohner hinterließen beeindruckende Malereien an den Felswänden. Im Laufe der Jahrtausende wurde die Wandgestaltung immer fantasievoller. In der Antike entstanden Mosaike und Fresken, die noch heute beeindrucken. Vor allem im Orient verkleideten Monarchen die Wände ihrer Paläste mit großen Wandteppichen, während französische Adlige wertvolle gewebte Gobelins bevorzugten. Bürgerliche Haushalte konnten sich einen einfachen Wandschmuck aus Papier erst im späten Mittelalter leisten. Die Papierherstellung galt seinerzeit noch als handwerkliche Kunst, die zunächst in französischen und englischen Manufakturen ausgeübt wurde, sie entwickelten quasi den Vorläufer der heutigen Tapete. Im 17. Jahrhundert wurde Papier mit so genannten Modeln — Stempeln aus Holz — bedruckt, mit denen eine fortlaufende Flächengestaltung möglich war.
Erste Papiertapeten als Meterware kamen gegen Ende des 17. Jahrhunderts in England auf. Sie bestanden aus zusammengefügten Bahnen, die mit raffinierten Motiven bedruckt oder sogar mit Hilfe von Schablonen handbemalt wurden. Ganze Landschaften oder Stadtansichten konnten so entstehen. Erst gegen Anfang des 19. Jahrhunderts machte der technische Fortschritt eine industrielle Fertigung der Tapeten im Rotationsdruck möglich. In Lüneburg gründete der aus Goslar stammende Friedrich Penseler 1821 eine Tapetenfabrik, die nicht zuletzt durch die Anschaffung der neuesten Maschinen und deren Leistungsfähigkeit schnell expandierte. Da sich die Produktion hauptsächlich auf einfachere Tapeten und Bordüren beschränkte, konnten sich wohl viele Lüneburger Bürgerhäuser seine Produkte leisten. Auf Wunsch fertigte man jedoch auch teurere Handdruckbordüren an. Bevor das Jahr 1900 vor der Tür stand, war die Jahresproduktion auf rund 1 Million Tapeten angewachsen, über 100 Arbeiter waren an der Fertigung beteiligt.

Da die Geschäfte sich zunächst lukrativ zeigten, konnte sich Penseler ein repräsentatives Wohn- und Geschäftshaus leisten, das er 1873 im Neo-­Renaissancestil erbauen ließ. Einbezogen wurde in den Neubau vermutlich ein früheres Patriziergiebelhaus. Der helle Putzbau mit den Doppel­giebeln steht noch heute Am Berge Nr. 8 und beherbergt unter anderem einen Spielsalon.
Aus einem noch überlieferten Reklameblatt, das Anfang des 19. Jahrhunderts herausgebracht wurde, geht hervor, dass der Nachfolger des Firmengründers sein Schwiegersohn Friedrich Mirow war. Im Jahre 1902 wurde der Betrieb durch ein Produktionsgebäude erweitert, und zwar an der Stelle, wo sich heute das Karstadt-Parkhaus befindet. Doch offensichtlich verließ den Firmeninhaber nach einigen Jahren das glückliche „Händchen“ für das Tapetengeschäft. Lüneburgs Tapetenmanu­faktur Penseler & Sohn schloss bereits 1916 ihre Tore.(ilg)
Fotos: Enno Friedrich

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