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Vom Ochsenmarkt zum Lünepark

geschrieben von Christiane Bleumer im Januar 2017

Die Lüneburger Feuerwehrhäuser: Ein Spiegel der Entwicklung

Die Freiwillige Feuerwehr Lüneburg ist tagtäglich ehrenamtlich für die Sicherheit der Hansestadt und deren Bewohner im Einsatz und das seit über 150 Jahren. In einer kleinen Serie widmen wir uns der wechselvollen Geschichte „unserer“ Feuerwehr und erinnern auch an einige Aufsehen erregende Einsätze, die bis zum heutigen Tag in der Hansestadt geleistet wurden.

Auch wenn es heute am Stintmarkt — zumindest für auswärtige Gäste — so aussehen mag, als habe es den 2. Dezember 2013 gar nicht gegeben, so wird man wohl keinen Lüneburger Bürger finden, der sich nicht an die dramatischen Ereignisse diese Winternacht vor gut drei Jahren erinnert. Einmal mehr konnte die Lüneburger Feuerwehr dabei unter Beweis stellen, wie professionell und einsatzfähig diese Truppe im Ernstfall agiert. Doch bei der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Lüneburg vor mehr als 150 Jahren war sich vermutlich noch niemand bewusst, welche Aufgaben im Laufe der Jahre zu leisten sein werden.
Das A und O einer funktionierenden Wehr ist das Feuerwehrhaus, die „Basisstation“ für Personal, Geräte und Wagen. Das erste eigene, damals noch ‚Spritzenhaus‘ genannte Gebäude wurde für die Lüneburger Wehr 1865 errichtet. Es befand sich im Zentrum der Stadt am Ochsenmarkt 4, Ecke Reitende-Diener-Straße, direkt gegenüber dem Kämmereigebäude, wo heute ein Teil des Amts­gerichtes steht. Das Gebäude stammte aus dem Jahr 1750 und beherbergte wohl schon von Anfang an erste Utensilien, die dem Löschen von Bränden dienten. Ab 1865 wurde der Gerätebestand nach und nach erweitert und modernisiert. Handdruckspritzen kamen hinzu, außerdem ein Rettungswagen, der von Hand gezogen wurde sowie eine erste Ausziehleiter. Das Gerätehaus am Markt wurde folglich schnell zu klein und entsprach auch sonst nicht den Vorstellungen der Feuerwehrleute. Zu klein und eng, zu feucht und dunstig sei es dort, beschwerten sich die Männer beim Magistrat im Jahr 1883. Kurz – ein neues, großzügigeres Haus musste her. Auch dies lag im Zentrum der Stadt und zieht gerade heute wieder das besondre Interesse der Lüneburger auf sich, ist es doch der Teil des ehemaligen Musikschul- und Jugendzentrumskomplexes an der Katzen­straße 1 a, das derzeit in großem Umfang umgestaltet wird. 1888 fand die Einweihung des Hauses statt, das man bis 1966 nutzte. Die sechs Tore boten den Pferdegespannen und Hand­druck­spritzen bei Einsätzen zunächst noch genügend Platz. Doch als 1921 die ersten motorisierten Feuer­löschfahrzeuge in Betrieb genommen wurden, standen schon die nächsten Umbauarbeiten an: Große Klapptore kündeten von der neuen Ära.

Viele werden sich noch an die Feuerwache in der Katzenstraße erinnern, die die Innenstadtbewohner mit manch nächtlichem Alarm aus dem Schlaf riss.

Viele Lüneburger werden sich noch an die Feuerwache in der Katzenstraße erinnern, die immerhin fast 80 Jahre in Betrieb war und die Innenstadt­bewohner mit manch nächtlichem Alarm aus dem Schlaf riss. Weniger bekannt ist ein zweites Geräte­haus, das 1942 in Betrieb genommen wurde und sich in der Verlängerung der Reitenden-Diener-­Straße befand. Hier nutzte man einen unter dem Wall liegenden Tunnel, um Großfahrzeuge, Schläuche und andere Gerätschaften unterzubringen.
Die Räumlichkeiten jenseits des großen Tores Hinter der Bardowicker Mauer wurden schließlich ebenso wie das Gebäude in der Katzenstraße mit dem Umzug in den modernen Neubau in der Kaufhausstraße am Stintmarkt nicht mehr benötigt. Im Jahr 1966 bezog die Lüneburger Feuerwehr das Gebäude, das damals eine der modernsten Wachen Norddeutschlands beherbergte. Zwölf Fahrzeugplätze und eine rund um die Uhr besetzte Einsatzzentrale, dazu eine eigene Atemschutzübungs­strecke, eine Kfz-Werkstatt und zwölf Wohnungen für Feuerwehrleute mit ihren Familien fanden dort Platz. Die markante barocke Giebelfront hatte man erhalten. Doch ein einziger Standort im Herzen der Stadt schien der Feuerwehr nicht ausreichend, und so wurde 1994 ein zweites Feuerwehrhaus im südlichen Lüneburg eingeweiht, damit von hier aus alle drei südlichen Ortsfeuerwehren ausrücken können, wenn „Not am Mann“ war
Die Einsatzzahlen und auch die Anforderungen an eine moderne Feuerwehr stiegen im Laufe der Zeit, und so stieß die Feuerwache an der Kaufhausstraße Mitte der 1990er Jahre bald erneut an ihre räumlichen Grenzen. Oft mussten die Fahrzeuge hintereinander stehen und aufwändig rangiert werden. Ein schnelles Ausrücken war aber auch durch die Wandlung des alten Hafens in ein beliebtes Kneipenviertel kaum noch möglich. Der Ruf nach einem Neubau mit größeren Kapazitäten wurde daher immer lauter.
Im Oktober 2007 stand dann erneut ein Umzug an, der die Feuerwehr Lüneburg-Mitte in ihr neues Domizil an der Lise-Meitner-Straße 12 im Lünepark führte. Bei einem Einsatz verlassen die Fahrzeuge das Gelände nun über eine spezielle Alarmausfahrt, die mit einer Ampelvorrangschaltung versehen ist. Parkraum und ausreichende Übungsflächen sind weitere Vorteile des neuen Standortes. Zudem stehen hier nun 15 Einstellplätze für Großfahrzeuge zur Verfügung, es gibt eine Übungshalle, Werkstätten, eine eigene Wäscherei für die verschmutzte Einsatzkleidung und getrennte Umkleidekabinen für weibliche und männliche Einsatzkräfte. Denn auch das hat die Entwicklung im Laufe der Jahre mit sich gebracht: 1991 traten die ersten acht Frauen in die Lüneburger Feuerwehr ein. Bis heute hat sich diese Zahl auf knapp 20 erhöht, die genau die gleiche Arbeit verrichten wie ihre männlichen Kollegen. Schließlich handeln alle freiwilligen Feuerwehrleute nach dem Wahlspruch: „Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr!“(cb)

Foto: Feuerwehr Lüneburg-Archiv

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