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Wilhelm Friedrich Volger

geschrieben von Irene Lange im Februar 2017

Direktor des Johanneums, Bürgervorsteher, Archivar und Historiker — aus unserer Reihe „Six feet under“

Zu den bedeutenden Bürgern der Stadt, nach denen eine Straße benannt wurde, zählt auch Dr. Wilhelm Friedrich Volger. Zu seiner Zeit erwarb er eine Vielzahl von Verdiensten im Wirken um seine von ihm geliebte Heimatstadt, so auch als ­Direktor der Realschule des Johanneums, als Bürger­vorsteher, Archivar und Historiker.
Geboren wurde er am 31. März 1794 im Pfarrhaus zu Neetze. Als er in jungen Jahren seine Eltern verlor, nahmen ihn Verwandte in Lüneburg auf. In den bewegten Franzosenzeiten besuchte der Schüler von 1801 bis 1812 das Johanneum. Nach dem Studium der Philologie und den Fächern Geografie und Geschichte in Göttingen, das er mit der Promotion und dem Titel Dr. phil. abschloss, kehrte er 1815 als Lehrender an seine alte Schule zurück. Nach zweijähriger Tätigkeit im Lehramt wurde er zum Subcon­rektor gewählt, nach weiteren 13 Jahren zum Rektor.

Unter seiner Leitung entstand 1834 als Ergänzung zur Lateinschule das Realgymnasium am Johanneum. Dem Aufbau dieses Zweigs widmete er sich mit besonderem Einsatz. Während seiner über 50 Jahre währenden Tätigkeit im Dienste „seiner“ Schule verfasste Dr. Wilhelm Friedrich Volger geschichtliche und geografische Lehrbücher, insbesondere über die Historie der Hansestadt Lüneburg, über die er unermüdlich forschte. Als 1850 die alte Ritterakademie aufgelöst wurde, sorgte er dafür, dass aus deren Bücherei sowohl der Ratsbibliothek als auch dem Johanneum viele wertvolle Bände zugeführt wurden. Überhaupt war er Zeit seines Lebens bestrebt, seine Begeisterung für die Vergangenheit der Stadt an seine Mitmenschen weiter­zugeben. Er gründete den Naturwissenschaftlichen wie auch den Altertumsverein, den er bis zu seinem Tod am 6. März 1879 leitete.
Erst mit 73 Jahren trat er in den Ruhestand ein, den er aktiv nutzte, um sich vollends seinen schrift­stellerischen und gemeinnützigen Tätigkeiten zu widmen, so auch als Stadtbibliothekar und Stadt­archivar der Stadt Lüneburg. Noch im Alter von mehr als 75 Jahren begann er mit der Herausgabe des Lüneburger Urkundenbuches, von dem bis 1877 die ersten drei bis zum Jahre 1402 reichenden Bände erschienen. In ihnen vereinten sich über 1.500 Urkunden.
Auch für gemeinnützige Zwecke setzte er sich im Kirchenerneuerungsverein ein. Zehn Jahre war er zudem als gewählter Ratsherr im Amt, machte sich dafür stark, dass man auf eine Ver­äußerung des berühmten Lüneburger Ratssilbers verzichtete. In den Jahren 1828 bis 1873 war er durchgängig Meister vom Stuhl der Lüneburger Freimaurer. Eine weitere Leistung, die ihm zugesprochen wird, ist das große Engagement für die Pressefreiheit in der Stadt Lüneburg im Revolutionsjahr 1848.
Aus seinem Privatleben ist bekannt, dass er zwei Töchter und einen Sohn hatte. Zur Zerstreuung soll er in seiner Freizeit regelmäßige Spaziergänge zur Roten Schleuse und nach Böhmsholz unternommen haben. Bis zu seinem Tode lebte er in der Lüneburger Papenstraße Nr. 6. Dort erinnerte noch bis vor einiger Zeit eine Gedenktafel an ihn. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Lüneburger Micha­elisfriedhof.(ilg)

Foto: Enno Friedrich; Archiv Stadt Lüneburg:
StadtALg, BS, VII-34

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