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Wo brennts?

geschrieben von Irena Lange im Juni 2016

Lernen um Leben zu retten: Die Kinder- und Jugendfeuerwehr Lüneburg bildet den Nachwuchs für eine der wichtigsten Institutionen der Stadt aus

Das ist mal eine eine erfreuliche Tatsache: Die Kinderfeuerwehr in Lüneburg hat keine Nachwuchssorgen – im Gegenteil; es stehen zurzeit sogar zehn Stepkes auf der Warteliste. Woran es mangelt, sind Betreuer. Nur drei Erwachsene sind es derzeit für rund 20 Kinder.
Der 25-jährige Daniel Müller ist leitender Kinderfeuerwehrwart für den Bezirk Lüneburg Mitte. Der gelernte Hörgeräteakustiker trat vor sechs Jahren in die Feuerwehr ein. Immer schon hatte er Freude daran, sein Wissen an den Nachwuchs weiterzu­geben, und so gab er seinen ursprünglichen Beruf auf, um eine Ausbildung zum Sozialassistenten zu absolvieren. Neben seiner Teilnahme an zahlreichen Feuerwehreinsätzen fällt es nun auch in seinen Bereich, die kleinen Feuerwehrleute an alle wichtigen Aufgaben heranzuführen und sie für dieses wichtige Ehrenamt zu begeistern. 2010 war Daniel Müller bereits bei der Gründung der Kinderfeuerwehr dabei und leitet diese nun seit drei Jahren. Zugleich ist er Ansprechpartner für alle Kinderfeuerwehren der Stadtteile Rettmer, Häcklingen, Oedeme und Ochtmissen, wobei diese ebenfalls eigenständig durch Kinderfeuerwehrwarte vertreten werden.
Es ist also gut bestellt um den Nachwuchs der ­Lüneburger Kinderfeuerwehr; etwa 70 Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren sind derzeit aktiv – gut die Hälfte davon sind Mädchen. Wie David Müller berichtet, war noch nicht einmal eine besondere Werbung seit der Gründung im Jahre 2010 erforderlich. „Die beste Werbung haben die Kinder selbst gemacht, indem sie ihren Freunden von uns erzählten“, berichtet er. „Offensichtlich ist es uns im Anschluss gelungen, die Kinder so zu begeistern, dass sie dabei blieben.“
Das Lernen interessant zu gestalten, auch das zählt zu den Aufgaben der Feuerwehrwarte. Dabei geht es um verschiedene Themen wie Brandschutzerziehung — Wie verhalte ich mich im Brandfall? — oder Erste Hilfe. Die Kinder lernen zum Beispiel, einen Erwachsenen in die stabile Seitenlage zu bringen, Verbände anzulegen oder einen Notruf abzusetzen. Auch Umweltschutz und Verkehrserziehung haben im Unterricht ihren festen Platz. Praktische Übungen mit Feuer und Wasser gibt es bei der Kinderfeuerwehr jedoch noch nicht.
Einmal im Jahr geht es mit der Kreiskinderfeuerwehr übers Wochenende ins Zeltlager. Dieses Jahr nehmen rund 20 Kinderfeuerwehren daran teil. Diejenigen, die schon ein Jahr Mitglied und mindestens neun Jahre alt sind, können verschiedene kindgerechte Prüfungen mit Fragen rund um die Tätigkeit der Feuerwehr ablegen. Wer alle Aufgaben löst, erhält als Auszeichnung den begehrten Anstecker: den Brandfloh.
Mit dem 10. Lebensjahr ist die Zeit bei der Kinder­feuerwehr vorbei. Dann geht es weiter in die Jugendfeuerwehr. Nachwuchsmangel bestünde derzeit auch hier nicht, aber es könnten doch noch einige Jugendliche zu den momentan 90 Mitgliedern im Alter von 10 bis 16 Jahren hinzukommen. Das meint Marcel Fricke, der Stadt­jugend­feuer­wehrwart der Feuerwehr Lüneburg. Hauptberuflich ist der 27-­jährige Hausmeister an der St. Ursula-­Schule. Zur Feuerwehr kam er durch seinen älteren Bruder Dennis. Da vor 17 Jahren noch keine Kinderfeuerwehr in Lüneburg existierte, trat er mit zehn Jahren in die Jugendfeuerwehr ein. Vom 16. Lebensjahr an betreute er über acht Jahre die Jugend­abteilung der Feuerwehr Lüneburg-­Oedeme, bevor er ab dem 1. Mai 2014 für den gesamten Stadtbereich mit den Ortsteilen Rettmer, Häcklingen, Oedeme, Ochtmissen und Mitte zuständig wurde.
Zu der Ausbildung der Feuerwehr-­­As­piranten, die einmal wöchentlich an den Dienstabenden stattfindet, ge­hören immer wieder Auffrischungen der Maßnahmen zur Ersten Hilfe, teilweise unterstützt von Kameraden der Einsatzabteilung, die beruflich im Rettungsdienst tätig sind. So dürfen die Jugendlichen schon das professionelle Bedienen des Feuerlöschers an echter Flamme üben. Ganz wichtig, betont Stadtjugendfeuerwehrwart Fricke, sei der Umgang mit feuerwehrtechnischen Geräten wie Schläuchen und Strahlrohren, denn die ­Jugendlichen arbeiten mit den gleichen Gerätschaften, die die aktiven ­Kameraden für den Einsatzdienst benutzen. Auch werde bei der Jugend­feuerwehr die körperliche Fitness gestärkt und Team­fähigkeit trainiert, und natürlich schließt das umfassende Programm der Jugend­arbeit auch den aktiven Umweltschutz – darunter beispielsweise das Pflanzen von Bäumen — ein.
Wie bei der Kinderfeuerwehr, so lautet auch bei den Jugendlichen das Credo: etwas Sinnvolles tun und dabei den Spaß nicht vergessen. Daher werden zahlreichen Zeltlager, Ausflüge und Freizeitveranstaltungen wie ein Besuch am Hamburger Flughafen bei der dortigen Flughafenfeuerwehr organisiert. Auch einige Wettbewerbe wie Orientierungsmärsche am Tage und in der Nacht werden bestritten. Die Lüneburger Feue­rwehrjugend kann sich dort mit anderen messen. Das Programm scheint den Nachwuchs zu überzeugen. Der Großteil bleibt seiner Feuerwehr-­Familie treu, auch später im Erwachsenenalter. „Wir alle sind rgendwann „feuerwehrinfiziert“, lacht Marcel Fricke. Eine gute Prognose für den Fortbestand einer der wichtigsten Institutionen ­Lüneburgs!
(ilg)

Fotos: Enno Friedrich, Jugensfeuerwehr Lüneburg

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