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Nur echt mit Ausweis

geschrieben von Irene Lange im Juli 2014

In den vergangenen Monaten kam es immer wieder vor, dass Nicht-Berechtigte das Straßen­magazin „Hinz & Kunzt“ verkauften. Hans-Peter Bühle ist einer von zwei
autorisierten Verkäufern in Lüneburg

Vielen ist er mittlerweile ein bekanntes Gesicht: Hans-Peter Bühler, der mit seinem unverkennbar schwäbischen Dialekt und immer freundlich das Hamburger Straßenmagazin „Hinz & Kunzt“ mit höflicher Zurückhaltung zum Verkauf anbietet. Der 65-Jährige ist in Freiburg geboren und in der Nähe des Kaiserstuhls aufgewachsen. Heute lebt er in Hamburg-Stellingen und pendelt als „Hand­lungsreisender“ täglich nach Lüneburg. „Die Stadt erinnert mich an Freiburg“, sagt er, „mir fehlt nur das Bächle“.
Der ausgebildete Verwaltungsfachmann folgte seiner aus Norddeutschland stammenden Frau 1978 nach Hamburg und war dort für viele Jahre in der Verwaltung tätig. Sein Leben verlief in glücklichen Bahnen, bis 1995 seine Frau im Alter von 54 Jahren plötzlich verstarb. Ihr Tod warf ihn völlig aus der Bahn. Er wurde zutiefst depressiv, überstand zwei Herzinfarkte, verlor seine Arbeit und schließlich die Wohnung, lebte lange Zeit auf der Straße. Das ging soweit, dass er sich Heiligabend 1999 umbringen wollte. „Doch nicht einmal dazu hatte ich mehr die Kraft“, erinnert er sich. Er fand Hilfe in einer Fachklinik, und allmählich ging langsam wieder aufwärts. „Es ist keine Schande krank zu sein, aber es ist eine, nichts dagegen zu tun“, sagt er heute zurückblickend. Als er dann vor vier Jahren eine ­Wohnung zugewiesen bekam, in der er sich heute noch wohlfühlt, war der Schritt aus der Abwärts­spirale geschafft. Als einen Glücksfall bezeichnet Bühler die Begegnung mit Verkäufern von „Hinz & Kunzt“ wie auch mit Dr. Jens Ade, dem Geschäftsführer des Verlages, als er sich dort um eine Ver­käuferstelle bewarb. Mit den Worten „Sie sind der Richtige für uns!“ wurde er eingestellt. Dies war sein Einstieg als Verkäufer eines mittlerweile bes­tens etablierten Straßenmagazins, das von professionel­len Journalisten geschrieben, von versierten Grafikern gestaltet und von interessierten Lesern erworben wird, denn hier findet man hervorragend recherchierte und durchaus auch einmal kritische Texte aus den Bereichen Soziales, Politik, Kultur und Stadtentwicklung der Stadt Hamburg. Herausgeber des seit 1993 monatlich erscheinenden Magazins „Hinz & Kunzt“ ist Landespastor Dirk Ahrens des Diakonischen Werkes in Hamburg.
Die Exemplare müssen von jedem Verkäufer vorab selbst erworben werden, so dass jeweils 1 Euro vom späteren Verkaufspreis in Höhe von 1,90 Euro für den Verkäufer bzw. die Verkäuferin übrig bleibt. In den vergangenen Monaten waren leider immer ­wieder Verkäufer, die nicht dem „Hinz&Kunzt“-­Team angehören, unterwegs, die zum Teil alte, liegen gebliebene Ausgaben an den Mann oder an die Frau bringen wollten. Um dies zu unterbinden, trägt jeder, der vom Verlag autorisiert wurde, einen entsprechenden Ausweis mit Verkäufernummer gut sichtbar bei sich – Orientierung für jeden Käufer und Interessierten.

Nur echt mit Ausweis

Derzeit verkauft außer Hans-Peter Bühler im Innenstadtbereich Lüneburgs noch ein weiterer Kollege am Löwe-Center die Magazine mit Autorisierung des Verlages und jeweiligem Gebietsschutz. Wie der Verlag mitteilt, ist man jedoch bestrebt, künftig weitere legitimierte Verkäufer auch in Lüneburg einzusetzen.
„Für mich ist ‚Hinz & Kunzt‘ wie eine Familie, nicht nur wirtschaftliches Zubrot, sondern auch ein Anker“, bekräftigt der stets gutgelaunte Hans-Peter Bühler. Besonders wichtig sei ihm der Kontakt mit den Menschen, und die seien in Lüneburg besonders freundlich zu ihm.(ilg)

Fotos: Enno Friedrich

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