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„Fundskerle“ gesucht

geschrieben von Christiane Bleumer im Dezember 2014

Aus „Fundraising“ und „Pfundskerl“ wurden die „Fundskerle“: Der Förderkreis der Gesundheitsholding Lüneburg sammelt Spenden für zunächst zwei Projekte

Um besondere Projekte in die Realität umsetzen zu können, bedarf es manchmal ungewöhnlicher Wege. Unter Umständen muss man sogar ein neues Wort erfinden, das es in dieser Zusammensetzung vorher nicht gab. „Fundskerle“ ist so ein Begriff, der aus „Fund­raising“ und „Pfundskerl“ gebildet wurde und der seit Ende September an zahlreichen Stellen in ­Lüneburg auftaucht. Als Bannerwerbung — wie ­etwa am Filmpalast — oder auf Flyern und Plakaten prägt das Kunstwort seither das Lüneburger Stadtbild. Auch einige Fahrzeuge der Gesundheits­holding sind damit bedruckt und weisen auf diese Weise auf den neuen Förderkreis der Gesundheitsholding Lüneburg hin. Dieser hat sich das so genannte projektgebundene Sammeln von Spenden zur Aufgabe gemacht und be­nötigt nun möglichst viele „Funds­kerle“, um aktiv werden zu können. Ein echter Pfundskerl ist schließlich jemand, der gerne anpackt, auf den man sich verlassen kann und der weiß, wann seine Unterstützung benötigt wird. Ein Mensch also, der sich für die Gesellschaft engagieren möchte und Spaß daran hat, Gutes zu tun. Und genau solche Menschen werden jetzt in Lüneburg gebraucht, um sich darum zu kümmern, dass für die Versorgung im Krankheitsfall weitere Möglichkeiten entstehen, die über die Finan­zierung des Gesundheitssystems nicht abgedeckt sind.

Ein echter Pfundskerl ist schließlich jemand, der gerne anpackt, auf den man sich verlassen kann und der weiß, wann seine Unterstützung benötigt wird.

Sowohl das Klinikum Lüneburg als auch die Psychia­trische Klinik sind in Trägerschaft gemeinnütziger Gesellschaften. Das bedeutet auch, dass alles Erwirtschaftete reinvestiert und zum Beispiel für Neu- und Ersatzanschaffungen verwendet wird, erläutert Claudia Bitti, die für das Fundraising zuständig ist. „Jedes Jahr steht dem vorhandenen Budget ein wesentlich größerer Bedarf gegenüber“, verdeutlicht sie das Dilemma. Nun will die Gesundheitsholding Lüneburg möglichst viele Menschen in der Region dafür begeistern, für die „Fundskerle“- Projekte zu spenden und damit ein Teil der Fördergemeinschaft zu werden. Gestartet wird zunächst mit je einem Projekt in der Psychiatrischen Klinik und im Städtischen Klinikum. Das erste unter dem Motto „Kinder stark machen“ hofft der Förderkreis schon im kommenden Sommer verwirklichen zu können. Dabei geht es um einen Niedrigseil-Klettergarten für die Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Anders als Erwachsene lernen Kinder und Jugendliche vor allem über Erfahrungen, die sie selbst ­machen. Ein Klettergarten bietet den Patienten einen geschützten, spielerischen Bereich, der die verschiedensten positiven Erlebnisse möglich macht. Die Jungen und Mädchen lernen Vertrauen zu sich selbst und zu anderen Menschen zu haben. Auch das Zulassen eigener Gefühle wie Angst und Stress wird in einer solchen Umgebung spielerisch erprobt. Therapeutisch kann mit einem Klettergarten viel erreicht werden. Kein Wunder also, dass dieses Projekt ganz oben auf der Wunschliste steht. „Der schöne Wald und die richtigen Bäume sind schon da“, sagt Claudia Bitti. Nun fehle nur noch das nötige Geld. 20.000 Euro kostet der Parcours insgesamt. „Dank einer großzügigen Spende der „wir leben“-Apotheken und vieler kleinerer Beträge haben wir bereits rund 7.500 Euro gesammelt“, freut sie sich.

Jedes Jahr steht dem vorhandenen Budget ein wesentlich größerer Bedarf gegen­ über“, verdeutlicht Claudia Bitti von der Gesundheitsholding das Dilemma.

Der Titel des zweiten Projekts lautet „Herzenssache“. Ziel ist die Anschaffung eines speziellen Intravaskulären Ultraschallgerätes, um damit eines der modernsten Diagnostikverfahren in der Lüneburger Kardiologie einsetzen zu können. Gefäße können damit schnell und schonend untersucht werden, was besonders für Risikopatienten entscheidend ist. Denn je genauer die Bildgebung ist, desto höher sind die Erfolgs- und damit die Überlebenschancen. 150.000 Euro werden für die Anschaffung benötigt. Das ist eine gewaltige Summe, weiß auch Claudia Bitti, doch sie hofft auf die Solidarität und Spendenbereitschaft der Lüneburger. „Durch viele großzügige „Fundskerle“ können wir auch diese Ziele erreichen“, ist sie sich sicher.
Mit den „Fundskerlen“ geht die Gesundheitsholding einen neuen Weg, der in Deutschland noch weitgehend unbekannt ist. „Wir sind seit Jahrzehnten an unser Gesundheitssystem gewöhnt, in dem die meis­ten Kosten einer Klinikbehandlung von den Krankenversicherungen getragen werden“, erläutert Claudia Bitti. Trotz Klinikinsolvenzen hoffen alle, dass es irgendwie immer so weiter geht. Der Weg des Fundraising ist für die Gesundheitsholding daher eine vernünftige Vorsorge für die Zukunft, um für die Bürger aus Lüneburg und Umgebung weiterhin bestmöglich aufgestellt zu sein. „Werden auch Sie ein ‚Fundskerl‘“, appelliert Claudia Bitti daher an alle potentiellen Förderer unserer kommunalen Gesundheitsversorgung. Jeder, der sich für eines der „Funds­kerle“-Projekte stark machen möchte, kann ent­weder durch eine Überweisung oder auch direkt online spenden. Infos unter www.fundskerle.org.(cb)

Foto: Enno Friedrich

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