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Samba ist ein Lebensgefühl

geschrieben von Marietta Hülsmann im Februar 2017

„Diese Musik braucht Sommer und Sonne“: Seit zehn Jahren sorgt die Lüneburger Gruppe „Samba das Salinas“ mit ihren lateinamerikanischen Rhythmen für Urlaubsfeeling im Norden

Die Felle der Trommeln vibrieren, es wummert in der Brust, Füße klopfen auf den Boden; die Musik ist laut und sie ist mitreißend. Nach und nach baut „Dirigent“ Johannes Schneider mit seiner Trommelgruppe „Samba das Salinas“ ein südamerikanisches Musikstück auf. Es wird komplexer: Eine der großen Basstrommeln, so genannte Surdos, erklingt bereits. Jetzt soll die zweite folgen. Mitspielerin Nadja Wienck hört konzentriert zu, als Schneider den Rhythmus auf der Trommel vorklopft. Jetzt ist sie dran. Kurz schaut die Musikerin zu ihren Mitspielern, um mit ihrem Instrument in den Rhythmus zu finden.
Vieles läuft übers Hören und den Augenkontakt. Noten hat ­keiner der Spieler, nur der musikalische Leiter ­Johannes Schneider hat eine Partitur. Dennoch ist es keine Probe wie bei einem Chor oder einem ­Orchester, eher eine Session im Proberaum an der Goseburgstraße 27. Während alle spielen, geht Schneider zum Instrumentenschrank und nimmt ein so genanntes Reco-reco heraus. Metallfedern sind auf einen Rahmen gespannt, es entsteht ein sägender, markanter Ton, als er mit einem Stab darüber streicht. Ein Großteil der Instrumente hat einen südamerikanischen Ursprung, auch das ­kleine Tamborim, mit seinem hellen, unverwechselbaren Ton, die großen Timbas, die mit der Hand gespielt werden oder die Caixas, die einer kleinen Trommel ähneln. „Samba das Salinas“-Mitglied Carolin Lindenau schlägt nicht nur aufs „Fell“, sondern erzeugt auch mit Holzsticks tanzbare Rhythmen auf dem Rahmen der Caixa. Die junge Frau hat bereits in der Schule Schlagzeug gespielt, wie viele andere ist sie über Bekannte zu den Lüneburger Samba-Trommlern gekommen. Stevie Blaurock ist von Anfang an dabei und blickt auf mittlerweile zehn Jahre mit „Samba das Salinas“ zurück. Viel ist in der Zeit passiert – leider nicht nur Schönes. Klaus-Dieter Neumüller, Gründer und erster musikalischer Leiter der Trommelgruppe, starb 2015. Unter Schmerzen brachte er in dem Jahr noch den Auftritt bei den Sülfmeistertagen hinter sich, dann verlor der leidenschaftliche Musiker den Kampf gegen den Krebs. Niemand wusste zunächst, wie es weitergehen sollte. Der 63-Jährige, den alle „Tüte“ nannten, war die Seele von „Samba das Salinas“. Doch es war klar: „Tüte“ hätte gewollt, dass seine Gruppe weiterlebt

Also wurde der Jazz­musiker und Musikpädagoge Johannes Schneider gefunden. Er führt Tütes Idee einer stilistisch vielfältigen Samba-Truppe weiter: „Wir spielen nicht nur klassischen Samba, sondern haben auch Rock-, Pop- und Reggae-­Stücke im Repertoire“, erklärt Blaurock. Beruflich ist er Geschäftsführer, privat leidenschaftlicher Percussionist. Er besitzt selbst einige Trommeln, um sein Spiel auch außerhalb der Proben zu verfeinern. Pflicht ist dies nicht, die Rhythmen lassen sich auch hervorragend auf dem Küchentisch üben. Zumindest aber sind die wöchent­lichen Proben mittwochs um 19.30 Uhr in der Goseburg verbindlich. Für Einsteiger gibt es um 18.30 Uhr einen Anfängerkurs, in dem die wichtigsten Rhythmen geübt und Instrumente vorgestellt werden. Viele, die länger dabei sind, sind Multi-Percussionisten, sie spielen so ziemlich alles, auf dem sich ein Takt vorgeben lässt. „Samba das Salinas“ hat mehrere Auftritte im Jahr, auch bei der „Kulturellen Landpartie“ im Wendland, bei den Sülfmeistertagen oder der Eröffnung des neuen Museums in Lüneburg. Seit einiger Zeit geht die etwa 20-köpfige Truppe auch auf Konzert­reise, zuletzt hat sie am Timmendorfer Strand und in Cuxhaven gespielt. Die Auftritte finden fast immer unter freiem Himmel statt, „dafür ist Samba gemacht“, erklärt Leiter Johannes Schneider. Diese Musik brauche Sommer und Sonne, schließlich tanze es sich in leichter Kleidung einfach besser! Zuhörer und Musiker jedenfalls können sich kaum der Energie lateinamerikanischer Rhythmen entziehen. „Die Musik bringt einen in Bewegung“, findet Nadja Wienck. Wie alle Musiker bei der Probe steht sie nicht still beim Spielen. Die Füße sind in Bewegung, die Körper gehen mit. Da liegt es nahe, dass das Logo der Musikgruppe einen stilisierten Trommelspieler zeigt, der befreit durch die Welt zu tanzen scheint. Die Figur findet sich auf vielen der bunten Trommeln und zeigt, dass Samba nicht nur ein Musikstil, sondern ein ganzes Lebensgefühl ist: intensiv und unmittelbar. Einen Bogen in die norddeutsche Heimat spannt man mit dem Namen, „Samba das Salinas“ bezieht sich natürlich auf die Salzstadt Lüneburg.(mh)

www.samba-das-salinas.de

Fotos: Enno Friedrich

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