Magazin über das Leben in Lüneburg
Themen
Alle Themen und Artikel

Lüneburger Klönschnack mit Werner Perschke

geschrieben von Irene Lange im März 2014

Teil 2: Meister der Bühnen — Werner Perschke war der jüngste Bühnenmeister Deutschlands

Einen Spitznamen hat er – noch! — nicht: Werner Perschke, der mit seinen 85 Jahren zwar der älteste Stammtischfreund ist, jedoch „fit wie ein Turnschuh“, wie er selbst bestätigt, und erst vor wenigen Monaten in die Runde aufgenommen wurde. Er fiel den anderen auf, da er täglich allein am Tisch in besagtem Restaurant saß. Man war sich schnell einig und lud ihn kurz entschlossen an den runden Tisch. Werner Perschke folgte der Einladung gern. Seither kann er mit einer Fülle von Erinnerungen zur Unterhaltung beitragen. Auf verschlungenen Wegen kam der 1929 in Erfurt Geborene nach dem Krieg nach Düsseldorf, wo er sich zunächst als einfacher Kulissenschieber im Alten Schauspielhaus betätigte. Schon während dieser Anfangsjahre am Theater faszinierten ihn die Begegnungen mit den großen Schauspielern jener Zeit: Fritz Kortner, Elisabeth Flickenschildt und anderen. Der große Gustav Gründgens war damals sein Chef. Doch Perschke wollte weiterkommen, ließ sich in Abendkursen zum Bühnenmeister ausbilden.
Als er schließlich seinen Dienst im 1951 neu eröffneten Düsseldorfer Varieté und Kabarett „Palla­dium“ antrat, war er mit seinen gerade einmal 22 Jahren der jüngste seines Faches in Deutschland. In den folgenden zehn Jahren lernte er sie alle kennen, die Menschen, die das deutsche Bühnen- und Fernsehgeschehen prägten: Willy Millowitsch, Heinz Ehrhardt, Vico Torriani, Ilse Werner, die Kessler-Zwillinge, Johannes Heesters, um nur einige zu nennen. Sie alle sind ihm in guter Erinnerung geblieben. Mit Johannes Heesters aber sollte ihn und seine spätere Frau Edith seither eine lebenslange Freundschaft verbinden.

Er lernte viele persönlichkeiten kennen; Mit Johannes Heesters verband ihn und seine spätere Frau Edith eine lebenslange Freundschaft.

Nach der Schließung des Palladiums heuerte ­Perschke als technischer Leiter des Düsseldorfer „Kommödchens“ an, bevor er als Geschäftsführer in gehobenen Gastronomiebetrieben tätig wurde. Die Verbindung mit einer rheinischen Millionärin brachte ihn schließlich in die Schlagzeilen, als diese ein gigantisches Vergnügungszentrum plante; ein Vorhaben, das damals viel Aufsehen erregte. Der Düsseldorfer Architekt Franjo Pooth sen. (Vater von Franjo Pooth jun., Ehemann von Verona Pooth, geb. Feldbusch) hatte dafür ein Modell angefertigt. Auch der damalige Scheich von Dubai war an dem Projekt interessiert und lud alle Beteiligten, so auch Werner Penschke, in seinen Palast ein. Letztlich wurde die Planung jedoch seitens der Politik abgeschmettert.

Die Verbindung mit einer rheinischen Millionärin brachte ihn schließlich in die Schlagzeilen, als diese ein gigantisches Vergnügungszentrum plante.

Seine große Liebe Edith, eine ehemaligen Tänzerin aus dem Palladium, hatte er schon während seiner Bühnenmeister-Zeit dort kennen gelernt. Doch verlor man sich aus den Augen, fand sich Jahre später wieder und heiratete schließlich. Ein verspätetes Happy End, das ihm die schönsten Jahre seines Lebens bescherte, so erzählt der agile Stammtischbesucher. In 2010 verstarb sie, und noch immer schwelgt Werner Perschke in Erinnerungen an diese glückliche Zeit, die ihm mit ihr vergönnt war. Ganz besonders denkt er da an ihre verspätete Hochzeitsreise. Es ging nach Venedig im luxuriösen Orientexpress, der 1998 zu seiner letzten Fahrt von Düsseldorf aus startete – mitsamt dem Ehepaar Perschke an Bord. Seine erlebnisreiche Vergangenheit ist dem rüstigen Ruheständler immer noch gegenwärtig, unzählige Fotos und Dokumente erinnern ihn daran. Doch ist Vergangenheit Vergangenheit, es gibt auch ein Heute, und da hat er das glamouröse Bühnenleben gegen ein solides Handwerk getauscht: das Kerzengießen. Früher gehörte auch die Ölmalerei dazu. „Langeweile kommt bei mir nicht auf“, sagt er. Und so genießt er auch die Gemeinschaft in der COMODO-­Klönschnackrunde, in der er immer wieder so manches Anekdötchen aus seiner interessanten Vergangenheit zum Besten gibt.(ilg)

Fotos: Enno Friedrich

Anzeige