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35 Jahre „Blechschaden“

geschrieben von André Pluskwa im August 2012

Die Big Band mit dem großen Herzen für Jazz

Eigentlich sollten Blechschäden ja nur von kurzer Dauer sein und höchstens als Ärgernis im Kopfe bleiben, anders sieht es natürlich aus, wenn der „Blechschaden“ die Band ist, genauer, DIE Lüneburger Big Band, die nun ihr 35-jähriges Bestehen feiern kann; beachtlich für eine Band, die als Schüler-Big-Band-Projekt des Gymnasiums Oedeme begann. Bandleader Detlef Schult erinnert sich: „In meiner Schulzeit spielte der Jazz — damals noch die Musik der Unangepassten — an Schulen keine Rolle; wer sich dafür interessierte und gar selbst Jazz spielen wollte, musste dies im Privaten tun. Die ersten deutschen Jazzer, das sind noch klassische Autodidakten! Bevor der Jazz aber gesellschaftlich und akademisch etabliert war, trat das Saxofon seinen Siegeszug an, gilt bis heute als das „Coolste“ der Blasinstrumente. Damit es überhaupt Gelegenheit zum Spielen gab, gründete ich 1977 die Schülerband, die dann 1990 den Schritt aus der Schule tat.“
Aus der Schülerband wurde eine echte Big Band, mit Engagements in England, Frankreich, Polen, Skandinavien, Israel und den USA, meist aber handelt es sich um Bookings im eigenen Lande, besonders im Norden. Man wird für allerlei große und kleine Anlässe gebucht, sei es der Geburtstag von Udo Lindenberg im Atlantic Hotel, sei es als „Begleitband“ für die Stücke anderer Künstler. „Blechschaden“ ist zu einer (semi)professionellen Band mit sehr gutem Ruf geworden. In der aktuellen Besetzung, die sich fast ausschließlich aus Hochschulabsolventen zusammensetzt, sorgen die besten Nachwuchsmusiker Norddeutschlands für einen hochkarätigen Sound.
„Einige der Musiker wie Matthias Rambach und Markus Jarms sind bereits seit den frühen Neunzigern dabei, gehören sozusagen zum Kern. Die Spannweite des Alters geht von 19 bis Anfang 50. Nur ich, ich bin noch etwas älter“, schmunzelt der Gymnasiallehrer, dem es dank „Blechschaden“ im Ruhestand nicht langweilig wird.
„Wir arbeiten bestenfalls kostendeckend, ein Gewinn ist mit einer Band dieser Größe meist nicht zu erzielen“, erklärt Schult die Wirtschaftlichkeit eines solchen Projektes. Den Bandmitgliedern ist „Blechschaden“ ans Herz gewachsen, Teil des Lebens geworden, nicht aber Teil der Arbeitswelt. Doch solch ein Projekt fordert natürlich viel Zeit, man denke nur an die Logistik bei Auftritten und die dafür notwendigen Vorbereitungen, zumal unser Vorgehen, uns Neues zu erarbeiten, eher unkonventionell ist. Wir bedienen uns dabei vieler Sparten, vom zeitgenössischen Jazz über Soul und Latin bis zu den Swing-Klassikern.“
Lassen wir Namen sprechen: Die Liste der Blechschaden-Kooperationspartner, hier ein kleiner Auszug, weiß mit Namen wie Georgie Fame, Gitte Haenning, Nils Landgren, Bill Ramsey, Jasper van’t Hof, Maria Schneider und vielen mehr zu beeindrucken – große Namen, die im Laufe ihres künstlerischen Daseins zum „Blechschaden“ kamen und von Engagement und Fertigkeiten der Band begeistert waren. Stets kommen dabei 18 Musiker aus einem Pool von rund 30 zusammen, die, im Alltag weit über die Region verstreut, projektbezogen an einem Programm arbeiten.
Am 28. September gastiert „Blechschaden“ nun erneut im Kulturforum. Ab 20.30 Uhr werden Stücke des legendären Komponisten, Pianisten und Arrangeurs Dieter Reith gespielt, die auf der Soul-Tradition des Hammondorganisten Jimmy Smith zurückgehen. Als Solist konnte der Jazzpianist Joe Dinkelbach gewonnen werden.

Foto: H.-J. Wege

Konzert-Tipp
Blechschaden & Joe Dinkelbach
Kulturforum Lüneburg
Freitag, 28. September
19.30 Uhr