Fahren, wenn’s glatt wird
geschrieben von Cristane Dittmer im Februar 2012Auf dem Fahrsicherheitsgelände in Embsen werden Autofahrer fit gemacht für die kalte Jahreszeit – ein Selbstversuch

Es ist dunkel, es ist glatt und Schnee bedeckt die Fahrbahn. Während der Fahrt taucht aus dem Nichts ein Hindernis auf und Claudia muss ausweichen. Sie reißt das Lenkrad zu weit herum und das Heck bricht aus. Durch weiteres Gegenlenken macht sie es nur noch schlimmer. Doch dann fängt sich das Fahrzeug und fährt wieder in der Spur. Gut, dass kein Baum und keine Fahrzeuge in der Nähe sind – geht auch nicht, denn Claudia (43) sitzt im Kia Soul und fährt auf dem Testgelände des ADAC Fahrsicherheitszentrums Hansa/Lüneburg; sie ist eine von 13 Teilnehmern des Pkw-Winter-Trainings.
Los geht`s!
Trainer Detlef Behrens begrüßt am Nachmittag im Seminarraum alle zu seinem sechsstündigen Kursus, der 99 Euro kostet. Einige Teilnehmer wollen mit ihrem eignen Fahrzeug fahren, um das Auto in Gefahrensituationen besser einschätzen zu können. „Ich hatte im letzen Winter einen Unfall, seitdem fahre ich ängstlicher“, erzählt Judith. Jens hingegen fährt im Jahr etwa 35 000 Kilometer und möchte sicher auf der Straße sein: „Im letzten Winter hatte ich einige Situationen, die mich ins Schleudern gebracht haben.“ „Ich freue mich voll auf ein Power Drifting“, lacht Volker. Claudia möchte ihr Fahrverhalten im Winter verbessern. Nachdem sich alle vorgestellt haben, geht es endlich raus. Jeder bekommt noch einen Funkempfänger für die Kommunikation vom Trainer. Um Strecke und Auto kennen zu lernen, fahren alle den Parcours ab: „Es sind optimale Trainingsbedingungen, denn es liegt Schnee und wird gleich dunkel“, sagt Detlef Behrens und ergänzt: „Wenn es nicht schneit, gibt es spezielle Gleitflächen, die Glatteis simulieren.“ Zuerst dürfen die Teilnehmer das Fahrverhalten des Autos bei Slalom testen. Erst bei geringer Geschwindigkeit, dann schneller. Claudia ist erstaunt, wie stabil das Fahrzeug bleibt. Die Technik regelt so einiges für den Fahrer: Das ESP – Elektronische-Stabilität-Programm – sorgt für Stabilität und kann gezielt einzelne Räder abbremsen. So bleibt der Wagen auf Kurs und auch ein Durchdrehen der Räder ist nicht möglich. Das ABS – Anti-Blockier-System – ermöglicht das Lenken während des Bremsens. Und ASR – die Antriebsschlupfregelung – verhindert, dass die Räder beim Beschleunigen durchdrehen, es drosselt den Motor so lange bis die Reifen wieder Grip haben.
Nach dem Slalomparcours ruft der Trainer die Gruppe zusammen und bespricht das Fahrverhalten. Die Sitzpostionen sind nicht immer optimal. Einige schaukeln hin und her, andere greifen beim Lenken über. Detlef zeigt allen, wie man richtig sitzt. Das Kupplungsbein ist leicht angewinkelt und der Oberkörper aufrecht, die Hände fassen in einer Viertel-vor-Drei-Stellung ans Lenkrad, dabei sind die Arme leicht gebeugt.
Wieder im Auto geht es zur nächsten Station: die Vollbremsung bei Glätte. Claudia traut sich gleich, den Wagen auf 39 Kilometer pro Stunde zu beschleunigen und dann an der Markierung zu bremsen. Nach mehreren Durchgängen folgt das Umfahren eines Hindernisses. „Bei jedem Mal wurde ich ein wenig mutiger“, freut sie sich, „man hat hier richtig Platz, um sich auszuprobieren.“ Fast alle überstehen das Hindernis gut, sollen dann durch ein Hütchentor fahren und kommen dabei ins Schlingern. Detlef fordert zu einer zweiten Variante auf: Alle bremsen vor dem Hindernis, das ABS greift dann ein und durch leichte Lenkbewegungen soll das Hindernis umfahren werden. Das Bremsen klappt sofort: „Nur die Lenkbewegung ist noch zu stark, so dass das Gegenlenken schwerer wird“, berichtet Claudia. Durch die Wiederholungen entwickelt sich ein besseres Fahrgefühl und mit jedem Durchgang traut sie sich mehr zu.
Gerlernt und angewendet
Nach einer Pause geht es dann weiter mit einer Bergabfahrt mit sieben Prozent Gefälle und glattem Untergrund. Den gleichen Berg dürfen dann alle wieder hinauffahren. „Das ASR kommt mir jetzt zugute“, bemerkt Claudia. Anschließend folgt Bremsen im Kreis und zum Abschluss darf jeder noch mal auf freier Asphaltfläche Gelerntes anwenden und ausprobieren. Final treffen sich alle mit roten Wangen und glänzenden Augen im Seminarraum. Claudia ist stolz, alle Übungen mitgemacht zu haben: „Ein Supertraining, ich fühle mich jetzt tatsächlich sicherer im Schnee und weiß die Technik im Auto richtig zu nutzen.“(cd)
Foto: REDELEIT UND JUNKER
Sämtliche Fahrtrainings finden Sie unter
www.fsz-lueneburg.de
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