Show hin - Schau her
geschrieben im März 2012Ketzerisches aus den TV-Studios von Showbiz-Insider Hansi Hoffmann
mit Illustrationen von Charly Krökel
Bock zwischen Zicken
Der Bachelor (übersetzt: Junggeselle) und Rum-Vertreter Paul Janke (30) aus Hamburg sucht in der RTL-Sendung keinesfalls die große Liebe – es geht nur um die Einschaltquote. In einer Luxusvilla in Südafrika startete bereits in der ersten Folge der Zicken-Krieg der 20 gecasteten Kandidatinnen um die letzte Rose, mit der nach acht Wochen die Siegerin den Bachelor abschleppen darf. Die paarungswillige Schar schöner Frauen – zwischen 22 und 35 Jahre alt – fuhr schon bei der Begrüßung ihre lackierten Krallen aus. Die intrigante, rothaarige Studentin Georgina (21) schoss sich auf die kesse, kickboxende Chinesin Jinjin (22) ein, die im superkurzen Chinahemdchen den Bachelor mit selbstgebackenen Glückskeksen so lange traktierte, bis ihm die eingebackenen Kalendersprüche „auf den Keks“ gingen. „Zehn Euro-Nutte vom Thai-Strich“ urteilte Georgina. Ex-Penthouse-Model Katja (26) bot dem Gockel Paul ungefragt „einen flotten Dreier“ an und Architektin Veronika (29) versuchte mit der Aussage zu punkten, dass sie fünf Jahre keinen Sex hatte. Aufgerüscht wie zum Dorfdisco-Ausflug stellten die Jägerinnen ihre Reize zur Schau, drapierten sich auf den Sitzpolstern wie Hühner auf der Stange, und wenn beim Wettrennen um den Kerl eine zum „persönlichen Date“ abgeschleppt wurde, begleiteten den Auserwählten Blicke wie Dolche. Als die „Playboy“-Nackte Bernadette (27) solo mit Paul auf dem Kapstädter Tafelberg picknickte oder die Versicherungs-Vertreterin Sissi (33) mit dem Hamburger einen kitschigen Elefantenritt durch einen Wildpark absolvierte, wurden sie zur „persona non grata“ im feudalen Weibercamp. Mit Getuschel und Argusaugen wurde das Objekt der Begierde verfolgt, als es mit zwei Bikini-Schönen im Whirlpool mit Champagner auf Tuchfühlung ging. Mit Lachen, Lechzen und Lästern wetzen die Ladies die Messer, kreischen pausenlos „cool“, „geil“ und „Oh, mein Gott!“ „Bacardi“-Paul – so sein Spitzname — genießt das feudale Leben in der exklusiven Villa, die warme Sonne und die willigen Weiber, bevor er wieder in seine kleine Ein-Zimmer-Bude in das kalte Hamburg zurück muss.
Das doppelte „Ö“-chen
Harald Glööckler (46), der billige Jakob mit seinem modischen Kramladen „Pompöös“, hat sich in Berlin eine neue Residenz zugelegt. Der Gastwirtssohn aus dem Dorf Zaisersweiher residiert jetzt in einer zweistöckigen 1.400 Quadratmeter-Wohnung mit 22 Zimmern, neun Bädern und drei Küchen am Prachtboulevard „Unter den Linden“ – Miete: schlappe 20.000 € monatlich! 41 Kronleuchter – sogar in der gläsernen Sauna – plus 53 Spiegel in allen Größen und knapp 300 Bilder und Kunstwerke schaffen das Ambiente für den kreativen Selbstdarsteller mit den knallrot überschminkten Lippen, dem Mongolenbart und der Spitzturm-Firsur. Sein Papillon-Zwergspaniel Billy King ruht auf Samt und Seidenkissen in einer vergoldeten Kaminattrappe. Glööckler bietet die von ihm entworfenen „Pompöös“-Artikel über die Teleshopping-Kanäle HSE24 und QVC an, lockt mit Werbesprüchen wie „Luxus zum kleinen Preis – Glamour inklusive“ oder „Diese Looks machen Sie zum Superstar“ zum Kauf von Kleidern ab 29,95 €. In seinem Gemischtwarenladen verramscht „Mister Pompöös“ Bekleidung, Schmuck und Bettwäsche, Schuhe, Porzellan, Parfüm und Dessous. Bei seinen kitschig-skurrilen Entwürfen scheiden sich die Geister der Fachwelt: „Designer oder Hofnarr“? Die FAZ titelte „Wie Coco Chanel auf LSD!“ Glööckler prahlt, mit sieben Jahren bereits für seine Tante zum Feuerwehrball im Dorf ein Kleid geschneidert zu haben. Selbst in der Jury von „Let’s Dance“ 2010 inszenierte sich der König des Bling-Bling mit Ringen wie Totschlag-Werkzeuge an beiden Händen und mit infantilen Worthülsen. Natürlich kann das bundesdeutsche Trash-TV an einem so unikaten Überflieger nicht vorbeiziehen: Vox produziert derzeit eine Doku-Serie mit dem „Pompöös“-Millionär, über den die „Zeit“ titelte: „Las Vegas auf zwei Beinen“.
Til auf Streife
Til Schweiger (47), deutscher Komödienstar mit Hollywood-Erfahrung, spaltet die bundesdeutsche Fernsehnation. Nachdem der NDR bestätigte, dass der smarte Sonnyboy als „Tatort“-Kommissar demnächst in Hamburg agiere, forderte Spiegel online „Mach uns den Schimanski, Till“! Die Gewerkschaft der Polizei hingegen bezweifelt die charakterliche Eignung des Schauspielers, der vor TV-Kameras und Fotografen bei der „Querdenker“-Verleihung volltrunken eine Schwachsinns-Rede stammelte und damit prahlte, als 14-Jähriger von einer hübschen Metzgersfrau entjungfert worden zu sein. Schweiger, als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent von komödiantischen Kino-Blockbustern à la „Keinohrhase“ oder „Kokowääh“, ist als Vorstand seiner Patchwork-Familie (Exfrau Dana, vier Kinder, Stammfreundin Svenja Holtmann) der absolute Liebling der Frauen, aber die Zielscheibe hämischer Kritiker. Hamburg statt Hollywood, Action-Held statt Frauenschwarm, Bildschirm statt Superbreitleinwand – ist eine neue Herausforderung für einen, der zum Karrierestart Hardcore-Pornos synchronisiert hat und sich erinnert: „Ich habe so viel schmuddelige Sachen gestöhnt – Wahnsinn!“ Inzwischen übersiedelte Til mit seiner Model-Svenja von Berlin nach Hamburg, soll als Kommissar bei der Hamburger Kripo angesiedelt werden und den Hamburger „Tatort“ aus seinem Schattendasein befreien. Was empfahl das Satireblatt „Titanic“ als Drehbuchvorlagen: „Keinalibimörder“ oder „Messerimrückentutwääh“!
Kluge Sprüche – echte Zitate
„Geeister Melonensalat? Ich bin zwar blond, aber schreibt man Geister nicht mit einem „E“? Oder ist das die neue Rechtschreibung?“ (Daniela Katzenberger im TV-“Promi Dinner“)
„Wie kann die Akropolis 2.500 Jahre alt sein? Wir haben doch erst 2012!“ (Jet-Seterin Carmen Geis in der TV-Serie „Die Geissens“)
„George Clooney sieht jeden Tag besser aus. Und wir schrauben alle fünf Jahre eine schwächere Birne ins Badezimmer!“ (Barbara Schöneberger in der NDR-Talkshow)
„Bitte nicht verwechseln: Brigitte Nielsen war mit einem Schauspieler verheiratet, Natascha Ochsenknecht nicht!“ (Dirk Bach im RTL „Dschungelcamp“)
„Dummheit schließt Erotik aus!“ (Iris Berben im BILD-Interview)
„Zuerst glaubte ich, der Florian Silbereisen macht mit seinen Volksmusik-Sendungen auf Satire, bis ich erkannte: Der meint es ernst!“ (Thomas Gottschalk in „Bunte“)
„Der schönen Zeit gedenk ich, da alle Glieder gelenkig, bis auf eins. Die Zeiten sind vorüber, steif sind alle Glieder, bis auf eins!“ (Johann Wolfgang Goethe)
Das Allerletzte
Paris Hilton, Großmeisterin in der Selbstvermarktung, verlor drei Prozesse, um das 2003 von ihrem damaligen Freund Rick Salomon selbstgedrehte Heimvideo „Eine Nacht in Paris“ aus dem Internet zu verbannen, denn das Filmchen zeigt keineswegs einen Nachtbummel über den Montmartre, sondern das heiße Liebesspiel der splitternackten Starlet-Blondine mit ihrem Freund im Hotelbett. Jetzt hat die millionenschwere Werbeikone doch noch einen Prozess gewonnen: Sie bekommt 50% aller Einnahmen aus dem Verkauf der Senderechte und der DVD. Rückwirkend!
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