Magazin über das Leben in Lüneburg
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Show hin - Schau her

geschrieben von Hansi Hoffmann im April 2012

Achtung – Satire! Ketzerisches aus den TV-Studios von Showbiz-Insider Hansi Hoffmann mit Illustrationen von Charly Krökel

Eisen im Feuer

Florian Silbereisen (30), Bayer mit blonden Strähnen in der perfekt sitzenden Fön-Frisur, begann seine Karriere als Akkordeon-Spieler bei den „Lustigen Almdudlern“. Der Held der bundesdeutschen Volksmusikfraktion hält in seinen „Festen der Volksmusik“ den Schrammelkapellen die Treue. Ständige Gäste zwischen seinem Gewusel von Akrobatik, Sketchen und Schlagern sind „Die Zipfelbuben“, „Die Tiroler Schnalzer“ und „Die Blaser-Dirndl“. Silbereisen, das „be­ängstigende Schunkel-Phänomen“ (Der Spiegel) löste einen Aufschrei im Blätterwald aus, als er in seiner Sendung seine Verlobte, den Sing-Zwerg (158 cm) Helen Fischer, vor laufender Kamera innigst und ausdauernd küsste. Dabei weiß doch die Nation, dass der Liebling der Schwiegermütter bereits 2008 im „Sommerfest der Volksmusik“ in einer Minute 117 Frauen küsste und im „Guinessbuch der Rekorde“ landete. Karl Moik, der gefürchtete Grantler hinter den Kulissen und der kumpelhafte Charmebolzen in seinem „Musikantenstadl“, entdeckte den Florian mit seinem Akkordeon bereits 1991, doch erst 2004 durfte er als Test-­Moderator vor die Volksmusik-Kamera der ARD, nachdem Carmen Nebel zur Konkurrenz abgewandert war. TV-Movie schrieb: „Die Notlösung Silbereisen stocherte unsicher im Nebel seiner Vorgängerin herum!“ In den ersten drei Jahren seiner Volksmusik-Moderation lernte Silber­eisen jedes Wort seiner Ansagen — inklusive Kommata – auswendig, so wie es sein Ghost­writer vorgeschrieben hatte. Busladungen voller Rentner erlebten als Publikum, wie der Florian wagemutig vor seiner zuckrig-kitschigen Kulisse übermütig einen Motorrad-Stunt versuchte und sich bei einer Notlandung das Schienbein brach. Höhepunkt jeder Silber­eisen-Sendung ist sein Finale-Song „Weil wir uns so gut verstehen, müssen wir uns wiedersehen“. Diese Drohung ist ernst zu nehmen!

Loddar im Soap-Fieber

Lothar Matthäus (50), Ex-Trainer bei sieben Vereinen und unheilbarer Womanizer, startet seine eigene TV Doku-Soap auf Vox. Endlich hat unser „Loddar“ nach seinem Rauswurf als Trainer der bulgarischen Nationalelf wieder einen Job. Acht Folgen sollen den Alltag des Dreifach-Vaters und Vierfach-Gatten dem Fernsehvolk näher bringen. „Ein Lothar Matthäus kann es sich leisten, sich zu blamieren!“ (Zitat des Rekord-Nationalspielers L.M.). Nach den Gattinnen Sylvia, Lolita, Marijana und Liliana verzichtet unser Ehrenspielführer der Nationalmannschaft mit seiner derzeitigen Lebensabschnittsgefährtin, dem polnischen Wäschemodel Joanna Tuczynska, auf jegliche Intimszenen vor der Kamera in Bad und Bett. „Auf dem Rasen war er ein Held, in der Liebe ist Matthäus ein Sozialfall“, titelte das „Focus“-Magazin. Der lange Zeit von einem Insolvenzverwalter zwecks Zustellung einer Klageschrift in ganz Europa gesuchte Loddar hat immer noch seinen Wohnsitz in Budapest, turtelte dort wenige Stunden nach der Scheidung von der Studentin Liliana mit der Studentin Ariadne Ioannou aus Zypern und wenig später mit dem tschechischen Jung-Model Valerie Puschkowa. Keine Liebe hielt länger als ein Fußballspiel. Matthäus, das verkannte Sprachgenie, stellte sich vergangenes Jahr beim Fußballclub „Cosmos“ in New York mit dem Satz vor: „I hope, we have a little lucky with us!“ Der US-Vertrag kam nicht zustande. Unverdrossen schaut Matthäus nach vorne, hofft auf einen Trainervertrag in Westafrika und sagt im Interview mit dem Sender „Ostseewelle“: „Wir dürfen den Sand nicht in den Kopf stecken!“

Totgecastet

Castingshows, Auffangbecken für Wünsche, Hoffnungen, Erwartungen – und Enttäuschungen, verschönen einem Millionenpublikum den langweiligen Alltags-Abend. Seit zehn Jahren werden Minderbemittelte und Untalentierte bei RTL in „Deutschland sucht den Superstar“ von Chefjuror Bohlen mit fiesen Sprüchen vorgeführt. Zu jeder Staffel melden sich rund 35.000 schmerzfreie Kandidaten und bis zu zwölf Millionen schauen zu. Die Sieger schleppt Bohlen in sein Studio und die Karriere verläuft „Heute ein Star, morgen eine Goldene Platte, übermorgen vergessen!“. Nicht viel anders bei der Vox-­Sendung „Das Supertalent“, in der sich die kuriosesten „Talente“ wie Nackttänzer, Pan-­Flötisten und Pimmel-Pianisten vor acht Millionen Zuschauern produzieren. Mit nur vier Millionen vor dem Bildschirm musste RTL 2 bei „Popstars“ zufrieden sein, wo der Ex-Werkzeugmacher und Wichtigtuer Detlef D. Soost als Jury regierte. Fast 25.000 Be­werber drängelten sich in die Vox-Sendung „X Factor“, doch nur knapp drei Millionen ertrugen das übertriebene Gesäusel der Delmenhorster Singemaus Sarah Connor als Jury-Chefin; der Sieger, Polizist David Pfeiffer: Hauptsache im Fernsehen und lieber ein bekannter Loser als ein unbekanntes Nichts! Wohltuend hebt sich die Gemeinschafts-Produktion von Sat1/Pro 7 „The Voice of Germany“ mit der Traumquote von 31 Prozent Marktanteil von allen Castingshows ab. Nena, die 51-jährige Esoterik-Bot­schafterin der reinen Liebe für die Ü40-Generation, und der bekennende Christ Xavier Naidoo, Mr. Glaubwürdig unter den deutschen Soulstars, beweisen mit ihren Jury-Mitstreitern, dass es auch komplett ohne Lästerei, Zynismus, Menschenverachtung und der voyeuristischen Lust am Scheitern geht. Kein Wort des Neides und der Missgunst bei den Kandidaten – alle haben sich lieb. Und der Erfolg gibt ihnen recht!

Rekorde der Extraklasse

Dschungel-Königin Brigitte Nielsen schaffte es im Schulden-Camp von RTL in 51 Sende­minuten genau 94 Mal, laut und mit großer Hollywood-Gestik zu schreien: „Oh, mein Gott!“

„Playboy“-Boss Hugh Hefner bekommt nach Erscheinen seiner US-Fleischbeschau-Ausgabe regelmäßig über 12.000 Leserbriefe zu seinen bunten Nackedei-Girls, aber nur knapp 200 Briefe zu den exklusiven, elitären Interviews.

It-Girlie Paris Hilton öffnete für das US-Magazin „People“ ihr 31 Quadratmeter großes Ankleidezimmer in Beverly Hills: rekordverdächtig die 247 Paar Schuhe, Stiefel und exklusiven Sandaletten, dazu 119 Handtaschen und vier breite Schubladen mit Modeschmuck.

„Mörtel-Richie“ Richard Lugner, Wiener Bau-Unternehmer mit Opernball-Loge, hat dem Finanzamt dargelegt, dass er in den vergangenen zehn Jahren knapp vier Millionen Euro als Werbekosten für seine Opernballgäste wie u. a. Pamela Andersen, Berlus­coni Bunga-Bunga-Callgirl Ruby und Dschungel-Queen Brigitte Nielsen geltend macht. Das Finanzamt antwortete mit einer Steuernachzahlung von 1,8 Millionen Euro.

Das Allerletzte

Auf Eis gelegt ist der Prinzessinnen-Traum des Silikon-Models Gina-Lisa Lohfink. Der adoptierte Viagra-Prinz Frederic von ­Anhalt wollte das durchgefallene Heidi-Klum-Model und TV-Klamauk-Darstellerin in der Doku-Soap „Die Alm“ adoptieren, damit er als ihr „Hollywood-Berater“ an den Gagen der Ex-Miss Frankfurt mitverdient. Karriere-Stop sind die fatalen Mängel der englischen Sprache – für eine „Nadja Anna Gina-Lisa Prinzessin von Anhalt, Herzogin zu Sachsen und Westfalen, Gräfin von ­Askanien“, reicht ihr Model-Schlachtruf „Zack! Die Bohne!“ eben doch nicht aus.