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Animalisches

geschrieben von Natascha Mester im September 2013

Die „Treuköpfe und Sturköpfe“ des kreativen Lüneburgers Philipp Pahl und der beiden Hamburger Fotografen Christian Lohfink und Phillip Gätz sind mal naturalistisch mal frech-frivol ab dem 3. September in der IHK Lüneburg-Wolfsburg zu sehen

rgendwann war sie da, die Idee von den treuen und den sturen Köpfen, die Monate später auf Leinwänden und Fotopapier eine Liaison eingehen sollten. Auf der Sonneninsel Mallorca nahm sie ihren vorsichtigen Anfang – eine kleine Auszeit war „Schuld“, in der der Lüneburger Philipp Pahl nach langer Zeit die Muße fand, zu Pinsel und Acrylfarben zu greifen. Das Ergebnis: Porträts von Hunden – vom eigenen namens Amy und von den Vierbeinern aus Freundes- und Bekanntenkreis – farbenfroh umgesetzt, mal als naturalistisches Porträt mit Pop Art-Anleihen, mal als Persiflage, darunter Esel und Hund in trauter Zweisamkeit vor einem Mikrofon – quasi als singende Auskopplung der Bremer Stadtmusikanten. Und irgendwann tauchte scheinbar aus dem Nichts ein wild lebender Esel auf dem Grundstück der Finca auf und schrie sich allmorgendlich um fünf in Pahls Träume – die Nacht erklärte er damit offiziell für beendet.
Für Pahl, der in der Heide mit Hunden und Pferden aufwuchs, sind diese Tiere ein Faszinosum – „und Esel“, so sagt er, „sind vom Pferd nicht allzu weit entfernt“. Beide, Hund und Esel, können treue Begleiter sein – aber auch ebenso sture. Aus diesen ihren Wesensarten ist schließlich der Name für das Kunstprojekt entstanden: Treuköpfe und Sturköpfe.

Einfach nur malen aus Lust an der Freud’, das ist Philipp Pahls Sache nicht. Er ist schließlich Werber und als ein solcher hat er das ziel- und ergebnis­orientierte Denken sozusagen im Blut. Zurück in Deutschland begeisterte er die Hamburger Fotografen Christian Lohfink – renommierter Foodfotograf — und Phillip Gätz, der sich auf People und Fashion spezialisiert hat, für das Thema. Man ging in medias res, lotete aus, was machbar ist, und vor allem, was verstanden wird.
Von der Idee bis zur Umsetzung brauchte es dann gute acht Monate, in denen lange Gespräche, konstruktive wie destruktive, und zuweilen auch hitzige Diskussionen an der Tagesordnung waren, bis man den gemeinsamen roten Faden gefunden hatte. Ein ganzes Wochenende lang ging es ins Studio, mit zweibeinigen und vierbeinigen Models, mit Freunden und deren Tieren und auch mit gebuchten „Filmstars“. Oberste Prämisse: Die Tiere dürfen keine Scheu haben, müssen sich bei dem was sie tun wohlfühlen. Tempo, Lust und Laune gaben folglich die Vierbeiner vor. Artgerechtes Shooting sozu­sagen. Vom Katja Elsässers Filmtierhof in Bleckede kam Esel-Beau Jacob angereist; „Jacob ist ein kleiner Star“, so Pahl. Seinetwegen haben wir ein extra großes Studio angemietet, denn er liebt es, frei herumzulaufen und aus dem Fenster des Hamburger Studios zu schauen.“ Er selbst will entscheiden, wann es für ihn Zeit ist, sich in Pose zu werfen. Dann aber mit vollem Einsatz. So auch bei dem Motiv mit dem Jockey Eduardo Pedroza, der zu den erfolgreichsten seiner Zunft gehört.

Reitend einen Esel dank Angel und Möhre über die Ziel­linie zu führen, das wird auch für ihn eine Weltpremiere gewesen sein.
Wie sich die Arbeit mit Tieren von der mit Zwei­beinern unterscheidet, wissen die drei Kreativen mittlerweile sehr genau: „Das Fotografieren von Tieren ist nahezu unsteuerbar, vieles, was dabei entsteht, ist purer Zufall“, resümiert Phillip Gätz. „Man arbeitet sehr stark mit der Persönlichkeit der Tiere und eben auch mit ihrem Sturkopf. Hat ein Tier gerade keine Lust, muss man sich darauf einlassen. Mit Glück hat man das Motiv, das einem vorschwebte, final im Kasten – oder eben ein Zufalls­produkt, das manchmal noch viel besser ist. Nach etwa 15 Minuten lassen Lust und Konzentration nach, da ist schnelles Arbeiten gefragt“, weiß Pahl.
Entstanden sind eindrucksvolle Fotografien und auf Leinwand gemalte Großformate und Prints, die allesamt das gewisse Überraschungsmoment enthalten, ihnen allen liegt so etwas wie ein Bruch der Sehgewohnheiten zugrunde: Mal in fotorealistischer Manier, mal frech-frivol mit einer gehörigen Portion Zynismus werden sie entweder zum Sinnbild des treuen Haustiers, zum allzu menschlichen Fotomodell oder zur humoristischen „Witzfigur“ und damit zu einer Persiflage ihrer selbst. Zum zehnjährigen Jubiläum der Lüneburger Werbeagentur „TOREROS“ zeigte sich die Ausstellung erstmals vom 7. bis 9. Juni 2013 der Öffentlichkeit in der Hamburger Fabrik der Künste. In den Räumen der IHK Lüneburg-Wolfsburg wird ein Auszug vom 3. September bis zum 25. Oktober zu sehen sein. Wenn auch Ihnen der Sinn nach Animalischem steht, sind Sie herzlich zur Vernissage am 3. September um 18.30 Uhr eingeladen.(nm)

Fotos: Christian Lohfink, Philipp Pahl, Phillip Gätz

www.treukopf.de

„Treuköpfe und Sturköpfe“
Malerei & Fotografie
IHK Lüneburg-Wolfsburg; Vernissage:
Dienstag 03.09.2013, 18.30 Uhr