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Aus Liebe zum „grünen“ Beruf

geschrieben von Irene Lange im Oktober 2017

Cathrin Meyer ist die 33. Einwohnerin von Vindorf bei Boitze und alsBezirksförsterin zuständig für die Pflege von gut 2.500 Hektar Wald

m östlichen Zipfel des Landkreises Lüneburg liegt das Dörfchen Boitze mit seinen gut 400 Einwohnern. Im Ortsteil Vindorf lebt seit gut einem halben Jahr dessen 33. Einwohnerin, die Bezirksförsterin Cathrin Meyer. Ihre Wohnung, die sie von einem Waldbesitzer in einem etwas abseits gelegenen Doppelhaus gemietet hat, ist gleichzeitig ihr Dienstsitz und gehört zur Bezirksförsterei Dahlenburg der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
Die 27-Jährige überrascht mich mit ihrer frischen und aufgeschlossenen Art; irgendwie hatte ich mir eine Person, die sich für dieses Berufsbild entschieden hat, gänzlich anders vorgestellt — raubeiniger vielleicht, älter ganz sicher. Wenn Cathrin Meyer von ihrem beruflichen Werdegang erzählt, bleibt kein Zweifel daran, dass sie schon als Jugendliche ganz genau wusste, dass sie ausschließlich in einem „grünen“ Beruf arbeiten wollte. Ihre Familie führt einen landwirtschaftlichen Betrieb in Bienenbüttel, sie wuchs dort mit zwei Geschwistern auf: Ihr Bruder wird später als nächste Generation den Hof weiterführen, Cathrin Meyers Schwester zog es zur Traube. Sie ist Winzerin in Rheinhessen geworden.
Noch vor ihrem Abitur am Lüneburger Johanneum absolvierte sie ein Schulpraktikum bei einem Förster in Bargdorf. Dies gefiel ihr so gut, dass ihr Entschluss feststand: Försterin wollte sie werden. Zum Studium ging es für dreieinhalb Jahre nach Rottenburg am Neckar ins Baden-Württembergische. Zwei Jahre blieb sie nach ihrem Bachelor im „Ländle“, war größtenteils im Innendienst unterwegs. „Das war mir zunächst ganz recht, da ich mir die Arbeit im Wald als Berufsanfängerin noch nicht so recht zutraute. Außerdem konnte ich mir durch Kontakte ein gewisses Netzwerk aufbauen“, erinnert sie sich. Durch Praktika in Staatsforsten des Schwarzwaldes erweiterte sie ihre Berufskenntnisse.
Diese wertvollen Erfahrungen im Innen- wie im Außendienst bildeten die Basis dafür, dass sie vor einem halben Jahr die Forstaufgaben für rund 200 Waldbesitzer übernehmen konnte; rund 90 % kommen von landwirtschaftlichen Betrieben aus der Umgebung, etwa 10 % führen sie in Richtung Hamburg. Auf ihren ausgedehnten Streifzügen wird Cathrin Meyer von ihrem jungen, gut ausgebildeten Deutsch-­Langhaar-Jagdhund „Jonte“, begleitet. „Früher war der Wald reiner Bauernwald“, weiß die Bezirksförsterin. „Heute kommen Waldbesitzer auch aus anderen Berufen, sind Unternehmer, Akademiker oder Ärzte.“ Organisiert sind die regionalen Waldbesitzer im Forstverband Dahlenburg, der wiederum zur Forstwirtschaftlichen Vereinigung Lüneburg „Waldmärker“ zählt. Für den großen Vertrauensvorschuss, den man ihr entgegenbringt, ist sie unendlich dankbar.
Etwa 2.500 Hektar Wald hat sie forstfachlich zu betreuen, wovon sie im letzten halben Jahr gerade die Hälfte sichten konnte. Ihr Aufgabenbereich ist immens, zudem sind viele Gebiete selbst mit ihrem Geländewagen nicht zu befahren und können ausschließlich zu Fuß erreicht werden. Mancher Waldbesitzer kennt „seinen“ Wald nicht, geschweige denn dessen Grenzen. Diese gilt es dann nach Kartierungen oder auch Markierungen erst einmal zu finden.

Alles, was mit der hauptsächlich im Winter stattfindenden Holzernte in Zusammenhang steht, gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Försterin. Dazu zählt auch die Vorbereitung: Bäume müssen für die Fällung gekennzeichnet werden, die gesunden und vitalen „Zukunftsbäume“ werden ebenfalls mit einer entsprechenden Markierung versehen. Die Zeiten, in denen man die Stämme einzeln fällte sind längst passé. Heute wird dieser Arbeit zu einem Großteil von Maschinen übernommen, die durch sogenannte „Rückegassen“ den Wald befahren. Cathrin Meyer übernimmt hier das „Qualitätsmanagement“, kontrolliert die marktgerechte Sortierung und das Aufmaß des Holzes, sowie die Führung des Nummernbuches.
Damit ein Wald ein intaktes Ökosystem bleibt, will er gepflegt werden. Dies schließt die Aufforstung im Frühjahr — hauptsächlich mit Mischkulturen aus Laub- und Nadelholz — ein. Eine wichtige Arbeit ist auch die Kalkung des Bodens, um eine Übersäuerung zu vermeiden. Sorgen bereitet ihr derzeit das fortschreitende Absterben der Eschen, ein Großteil ist durch einen eingeschleppten Pilz aus Asien befallen. Der Sommer wiederum steht unter dem Zeichen der Kulturpflege.
Als Bezirksförsterin obliegen Cathrin Meyer zudem Aufsichtsfunktionen. „Jedem Erholungssuchenden oder Jogger ist es erlaubt, auch Privatwald zu betreten“, klärt sie auf. „Waldfrüchte dürften jedoch nur so viele mitgenommen werden, wie sie in den eigenen zwei Händen Platz finden. Wer also mit mehreren Körben zur Pilzsuche aufbricht, Pflanzen für den eigenen Garten ausgräbt oder aber nach kostenlosem Kaminholz Ausschau hält, wird von der Försterin über das Gleichgewicht aufgeklärt, das in einem Wald nicht gestört werden darf, so er am Leben bleiben soll.
Der Försterberuf fuße auf drei Begriffen, so sagt sie: Ökonomie, Ökologie und Sozialfunktion. „Alles dies versuche ich, in Einklang zu bringen.“
Neben ihrem großen Aufgabenbereich, dem sie sich mit großem Engagement und Einsatz widmet, ist sie zudem als Waldbrandbeauftragte im Dienst. In ihrer begrenzten Freizeit spielt sie in ihrem alten Heimatverein in Bienenbüttel Handball und stellt derzeit Überlegungen an, auch in die Feuerwehr Boitze einzutreten. Der Kontakt mit anderen Menschen sei für sie ein wichtiger und wertvoller Ausgleich zu einem Beruf, in dem sie meist auf sich allein gestellt ist.(ilg)
Alles, was mit der hauptsächlich im Winter stattfindenden Holzernte in Zusammenhang steht, gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Försterin. Dazu zählt auch die Vorbereitung: Bäume müssen für die Fällung gekennzeichnet werden, die gesunden und vitalen „Zukunftsbäume“ werden ebenfalls mit einer entsprechenden Markierung versehen. Die Zeiten, in denen man die Stämme einzeln fällte sind längst passé. Heute wird dieser Arbeit zu einem Großteil von Maschinen übernommen, die durch sogenannte „Rückegassen“ den Wald befahren. Cathrin Meyer übernimmt hier das „Qualitätsmanagement“, kontrolliert die marktgerechte Sortierung und das Aufmaß des Holzes, sowie die Führung des Nummernbuches.
Damit ein Wald ein intaktes Ökosystem bleibt, will er gepflegt werden. Dies schließt die Aufforstung im Frühjahr — hauptsächlich mit Mischkulturen aus Laub- und Nadelholz — ein. Eine wichtige Arbeit ist auch die Kalkung des Bodens, um eine Übersäuerung zu vermeiden. Sorgen bereitet ihr derzeit das fortschreitende Absterben der Eschen, ein Großteil ist durch einen eingeschleppten Pilz aus Asien befallen. Der Sommer wiederum steht unter dem Zeichen der Kulturpflege.
Als Bezirksförsterin obliegen Cathrin Meyer zudem Aufsichtsfunktionen. „Jedem Erholungssuchenden oder Jogger ist es erlaubt, auch Privatwald zu betreten“, klärt sie auf. „Waldfrüchte dürften jedoch nur so viele mitgenommen werden, wie sie in den eigenen zwei Händen Platz finden. Wer also mit mehreren Körben zur Pilzsuche aufbricht, Pflanzen für den eigenen Garten ausgräbt oder aber nach kostenlosem Kaminholz Ausschau hält, wird von der Försterin über das Gleichgewicht aufgeklärt, das in einem Wald nicht gestört werden darf, so er am Leben bleiben soll.
Der Försterberuf fuße auf drei Begriffen, so sagt sie: Ökonomie, Ökologie und Sozialfunktion. „Alles dies versuche ich, in Einklang zu bringen.“
Neben ihrem großen Aufgabenbereich, dem sie sich mit großem Engagement und Einsatz widmet, ist sie zudem als Waldbrandbeauftragte im Dienst. In ihrer begrenzten Freizeit spielt sie in ihrem alten Heimatverein in Bienenbüttel Handball und stellt derzeit Überlegungen an, auch in die Feuerwehr Boitze einzutreten. Der Kontakt mit anderen Menschen sei für sie ein wichtiger und wertvoller Ausgleich zu einem Beruf, in dem sie meist auf sich allein gestellt ist.(ilg)
Foto: unsplash.com © Gustav Gullstrand

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