Magazin über das Leben in Lüneburg
Themen
Alle Themen und Artikel

Hier braut der Dachs

geschrieben von Natascha Mester im Mai 2012

Aus der Nähe von Dahlenburg kommt ein ganz besonderes Bier, das in alter Braukunst entsteht –Vollmundig und süffig und handmade in Klein Sommerbeck

Sollten Sie sich zufällig einmal auf dem Weg von Lüneburg in Richtung Dahlenburg be­finden, so verlassen Sie doch einfach einmal die ausgetretenen Pfade und biegen von der B 216 hinter Bavendorf scharf links ab. Lassen Sie sich hernach weiter entlang der Wiesen und Wälder treiben, so gelangen Sie alsbald in einen Ort – Flecken wäre die richtigere Bezeichnung –, der nicht mehr als aus einer einzigen Straße besteht: Willkommen in Klein Sommerbeck Nr. 4. Hier braut sich seit 2009 im wahrsten Wortsinn so einiges zusammen, denn hier hat eine kleine, gefragte Privatbrauerei ihren Sitz, wo in großen Braukesseln das Sommerbecker Dachs-Bier zu einem süffigen Gerstensaft heran­reift, der in Geschmack und Herstellung seines­gleichen sucht. Im Markenwappen, das auf einem Banner über der alten Scheunentür hängt, prangt – wie sollte es anders sein – der Dachs, darunter in makellosem Latein die Worte „Meles meles cervisia MMIX“ (Dachs Bier 2009). Nein, es war nicht etwa der Dachs, der sich hier mit Hase und Fuchs eine gute Nacht wünscht, vielmehr ist der Name auf eine studentische Wort- und Namensspielerei zwischen zwei der vier Inhabern, David Hoffmann und Frank Pischke, zurückzuführen.

Hier kann man noch jeden einzelnen Vorgang verfolgen, wie aus Hopfen, Malz und frischem Wasser ein süffiges, leicht naturtrübes Bier entsteht.

Die Idee, in Norddeutschland ein Bier zu brauen, das alles andere als norddeutsch-herb, stattdessen süffig, spritzig und leicht die durstige Kehle beglückt, die gab es bereits vor vielen Jahren. Über Arbeitsmangel konnten sich die beiden studierten Kommunikationswirte Hoffmann und Pischke in ­ihren Ursprungsberufen nicht beklagen. Doch oft schlägt das Leben unvermutet Kapriolen und entführt denjenigen zu gänzlich neuen Ufern, der unbewusst nach diesen Ausschau hält.
Marc Brammer war schließlich der Dritte im Bunde, mit ihm bolzte Pischke schon als Steppke über den Fußballplatz. Man traf sich nach langen Jahren in der Heimatregion beim Einkauf, tauschte Neuigkeiten aus, und so fand sich dann schnell ein Gebäude, das die Brammersche Familie für ein Brauereivorhaben zur Verfügung stellte. Marc Brammer selbst ist Brauer – so fügte sich eines zum anderen. Als dann dessen Schwager Mathis Dorn dazu stieß, war das Unternehmer-Kleeblatt perfekt. 2009 begann man an den Rezepturen zu tüfteln, bis man im Frühjahr 2010 das erste frisch perlende Dachs-Pils in die Kessel füllen konnte.
Gebraut wird, so gebietet es die Firmenphilosophie, ausschließlich mit Rohstoffen aus biologischem Anbau und nach alter Brauerkunst und deutschem Reinheitsgebot. Hier kann man noch bei jedem einzelnen Vorgang zusehen, wie aus Hopfen, Malz und frischem Wasser ein süffiges, leicht naturtrübes Bier entsteht. Das teils süßliche, teils röstige Malz gibt die Würze, der Hopfen sorgt für das fein-herbe ­Aroma. In welchen Anteilen diese schließlich beim Brauvorgang zusammenkommen, ergibt den finalen Biergeschmack. Selbst Wasser mit seinen unterschiedlichen Härtegraden, weiß Frank Pischke, spielt hierbei eine wesentliche Rolle; und wenn er dann hört, er habe da ein richtiges „Mädchenbier“ kreiert, ist dies das größte Kompliment, denn dann weiß er – der es selbst weniger herb liebt –, dass er ­genau richtig lag. Dabei ist das Dachs-Bier längst auch von passionierten Biertrinkern entdeckt worden, die gern mal persönlich vorbeischauen und nach einem Plausch gleich einige Fässchen auf Vorrat erstehen.
1.000 Liter pro Tag können vom hellen, spritzigen Pils und dem etwas dunkleren, vollmundigen Märzen zurzeit hergestellt werden. Dann muss es rund sechs Wochen lagern, bis es, leicht naturtrüb, reif für den Verkauf ist. Die Nachfrage ist mittlerweile höher als die mögliche Lager- und Produktionskapazität; wie ein Lauffeuer machte die Nachricht die Runde, dass es sich hier um ein ganz besonderes Bier ­handelt. Zahlreiche Märkte und Gastronomien fragen bereits an, wann ein Abverkauf in größeren Mengen möglich wird. Bisher wird das Dachs-Bier vor allem direkt ab Brauerei an den Endverbraucher verkauft und an wenige, ausgewählte Gastronomien. Mit dem neuen glänzend-schwarzen Ausschankwagen bieten die Jungs ihre „Blondes“ auch auf besonderen Veranstaltungen und Festen an, beispielsweise auf der Lüneburger Umweltmesse oder auf dem nahen­den Hansetag.
Mit einer Expansion lassen sich die Vier aus Klein Sommerbeck bewusst Zeit, denn auch diese will wohl überlegt sein. Vielmehr besinnt man sich auf die Anfänge und gibt dem Zufall eine Chance.

Gut Ding will bekanntlich Weile haben. In den wenigen Jahren wuchs die Brauerei Quadratmeter für Quadratmeter, Braukessel für Braukessel, und schon jetzt ist aus dem ehemaligen Hobby ein seriöses Unternehmen mit Zukunftsperspektive geworden.
Wer in Klein Sommerbeck vorbeischaut, erhält — so jemand vor Ort ist — eine charmante Führung durch einen der Teilhaber – den Probeschluck inbegriffen. Hier kann man jeden Handgriff nach verfolgen — bis zum Etikettieren der Fässchen, denn auch diese werden noch per Hand beklebt.
Wir sehen uns sicher im Juni am diesjährigen Tag der offenen Tür, der genaue Termin wird unter www.sommerbecker-dachs.de bekannt gegeben. Bis dahin: „Zum Wohl“!

Sommerbecker Brauerei GbR
Klein Sommerbeck 4
21368 Dahlenburg

Fotos: Enno Friedrich