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Der Arbeiter-Samariter-­Bund Lüneburg

geschrieben von Irene Lange im September 2017

„Menschen helfen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer politischen oder religiösen Zugehörigkeit“ – so lautet der Grundsatz des ASB seit seiner Gründung 1888

Diejenigen, die schon einmal einen Notfall erlebt haben und auf rasche Hilfe über einen Notruf angewiesen waren, wissen den professionellen Einsatz der modernen Samariterinnen oder Samariter zu schätzen. Auch in der Stadt und im Kreisgebiet Lüneburg sind die rettenden Engel des Arbeiter-Samariter-Bundes e.V. (ASB) unterwegs, um Menschen in Notlagen zu helfen. Träger des Rettungsdienstes ist der Landkreis Lüneburg, der den ASB und das DRK mit dessen Durchführung beauftragt hat. Die Rettungs­wachen sind so ausgerichtet, dass innerhalb von 15 Minuten der Rettungsdienst vor Ort erscheinen sollte.
„Wir helfen Menschen unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer politischen oder religiösen Zugehörigkeit“ lautet der Grundsatz des ASB seit seiner Gründung 1888. Zum Ende des 19. Jahrhunderts setzte verstärkt die Industrialisierung ein. Damit einher ging auch eine hohe Anzahl von Arbeitsunfällen, bei denen es in den meisten Fällen für die Arbeiter keine Hilfe gab. Das sollte sich ändern, als sich sieben Zimmerleute zusammenfanden, um eine entsprechende Hilfsorganisation zu gründen, der sich auch zahlreiche Ärzte anschlossen. Dies war der Gründungstag des Arbeiter-Samariter-Bundes in Form eines Vereins, dessen Mit­gliederzahl in den folgenden Jahren rasch anstieg. Da man sich jedoch keiner politischen Richtung anschließen wollte, wurde der ASB seitens des ­nationalsozialistischen Regimes ab 1933 verboten. 1946 jedoch wurden seine ehemaligen Mitglieder erneut aktiv und reaktivierten ihren Verein. In Lüne­burg fand der ASB im Jahr 1952 ein Zuhause und ist heute mit seinen über 15.000 Mitgliedern im Stadt- und Landkreis der größte Regionalverein.
Seit über 40 Jahren ist Harald Kreft ein „Samariter“. Angefangen hat er mit einer Ausbildung zum Trans­portsanitäter, nachdem er einige Jahre ehrenamtlich aktiv war. Es folgten Einsätze im Sanitätsdienst, dem Katastrophenschutz und Rettungsdienst, den er einige Jahre leitete. Nun ist er seit über zwölf Jahren als Geschäftsführer des Kreisverbands und als oberster Katastrophenschützer im Land Niedersachsen tätig. Unter seiner Mitwirkung ist der kleine ASB Lüneburg, der mit nur einem Krankenwagen auskommen musste, zu einem der größten Dienstleister des Gesundheitswesens in Stadt und Landkreis Lüneburg geworden. Dieses Engagement wurde im Rahmen einer kleinen Feier­stunde anlässlich seines Dienstjubiläums vom Ersten Vorsitzenden Wolfgang Schurreit entsprechend mit der Aussage „Auf Harald ist Verlass. Ein Mann, ein Wort“ gewürdigt.
Die Herausforderung besteht darin, wirtschaftliche und ganz alltägliche Vereinsaufgaben unter einen Hut bringen. „Das ist manchmal nicht ganz einfach“, bekennt er. Schließlich sind gut 140 fest­angestellte Mitarbeiter und etwa 100 ehrenamtliche Helfer nicht nur für den Einsatz mit haupt­amtlichem, qualifiziertem Fachpersonal im Rettungs­dienst und Krankentransport im Einsatz, wobei das Klinikum einen Notarzt stellt.

Wenn der Rettungsdienst an seine Grenzen stößt, übernimmt der ASB auch die Evakuierungsmaßnahmen, die medizinische oder psychologische Betreuung.

Der ASB verfügt zudem über ein breites Spektrum weiterer Leistungen im sozialen Bereich. Dazu zählt beispielsweise auch die ambulante Krankenpflege, die Senioren und Kranke im häuslichen Bereich aufsucht. „Tagsüber gemeinsam und abends wieder zu Hause“ — das bietet die Tagespflege des ASB im Sozialzentrum im Moldenweg und auch im Hanseviertel an. Für viele Senioren ist das eine willkommene Alternative zur stationären Einrichtung. Ziel ist es, die Menschen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu belassen und zudem soziale Kontakte – auch für Pflege­bedürftige und demenziell Erkrankte — zu ermöglichen. Dabei ist nicht nur die pflegerische Versorgung gewährleistet; vielmehr werden durch Angebote von verschiedenen Aktivitäten wie Kochen und Backen, Ausflüge und Spaziergänge, Gedächtnis- und Orientierungstraining oder Gymnastik und vieles mehr die Tagesabläufe bereichert. „Unser Bestreben ist, dass unsere Gäste sich wohlfühlen und sagen: Schade, dass ich wieder nach Hause muss“, bemerkt Harald Kreft. Ein weiterer Aspekt sei es, dass auch pflegende Angehörige zeitweise entlastet würden. Auch der Hausnotruf gehört zu den Dienstleistungen des ASB, der es ermöglicht, schnelle Hilfe in Notfällen per Knopfdruck herbeizurufen, sowie das Wohnen mit Service in einer modernen Wohnanlage.
Ein weiteres Aufgabengebiet ist der Katastrophenschutz. Der tritt immer dann auf den Plan, wenn der Rettungsdienst an seine Grenzen stößt – bei Hochwasser zum Beispiel, wo eventuelle Evakuierungsmaßnahmen, medizinische oder psychologische Betreuung notwendig werden. Hierbei kommen auch Ehrenamtliche zum Einsatz, die durch hauptamtliche Ausbilder geschult werden.
Darüber hinaus ist der ASB bei diversen Auslands­einsätzen dabei. In einigen Regionen der Welt kommt es immer wieder zu Naturkatastrophen wie Erdbeben oder extremer Dürre. Hier gilt es, Menschenleben zu retten und Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. In vielen Krisen- und Katastrophenregionen weltweit sind ASB-Helfer vor Ort, engagieren sich auch in der Flüchtlingshilfe. So habe man bei der großen Flüchtlingswelle 2015/16 innerhalb von einigen Tagen zwei große Flüchtlingsnotunter­künfte eingerichtet: bei Lüchow für 420 und im ehemaligen Krankenhaus Scharnebeck für 120 Personen, einschließlich medizinischer Unter­suchung und Registrierung.
Ein wichtiges Thema für den ASB ist auch die Jugendarbeit. Die Jugendlichen sind in einem selbständigen Verband – ASJ – zusammengefasst. Spielerisch und mit attraktiven Freizeitangeboten werden bei den Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 16 Jahren Toleranz, Verantwortungsbewusstsein, Menschlichkeit, aber auch Selbstbewusstsein vermittelt. Der Wille, anderen zu helfen, sollte dabei im Vordergrund stehen. Leider verzeichne der ASJ in Lüneburg zur Zeit einen kleinen Einbruch, so Harald Kreft. Durch ­einen Personalwechsel im Führungsteam stabilisiere sich die Situation jedoch langsam wieder.
Auch der ASB sucht dringend Mitstreiter, hauptsächlich im Rettungsdienst und im Bereich Pflegerische Maßnahmen. Es bieten sich gute berufliche Chancen. Voraussetzung für fachbezogene Tätigkeiten ist ein Schulabschluss.
Weitere Informationen erhalten Sie unter (04131) 20 86 60 oder unter www.asb-lueneburg.de.(ilg)

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