Faszination „Down Under“
geschrieben von Caren Hodel im Januar 2013FELSEN BESTEIGEN, KORALLEN BESTAUNEN, HÖHLEN ERFORSCHEN: WER IN 20 TAGEN DURCH AUSTRALIEN REISEN WILL, HAT VIEL VOR — UND AM ENDE DER REISE UNVERGESSLICHE ERINNERUNGEN IM GEPÄCK

Als die Clownfi sche fröhlich zwischen den Anemonen tanzen und der Teppich aus Korallen farbenfroh im Sonnenlicht schimmert, weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe – auch wenn mir vor meinem ersten Tauchgang ordentlich die Beine zitterten. Doch in Australien gewesen zu sein, ohne die Farbenpracht von Papageienfi schen zu erleben, wäre unverzeihlich, wobei man dafür im Grunde nicht mal den Kopf unter Wasser stecken muss. Schon auf der Fahrt zum Riff können Tauch- und Schnorchelfreunde durch riesige Bullaugen die leuchtende Unterwasserwelt bestaunen – tolle Erfi ndung, diese Glasbodenboote!
FARBRAUSCH UNTER WASSER

Eindrucksvolle 15.000 Jahre hat das australische Great Barrier Reef auf dem Buckel und erhebt sich wie ein langgestrecktes Gebirge vom Meeresboden. Auf die Fläche bezogen ist es fast so groß wie Deutschland. 400 Korallenarten gibt es hier — und wir sind mittendrin. Ein neugieriger Napoleonfi sch lässt sich von uns vertraulich streicheln. Er fühlt sich an wie weiches Gummi und macht keine Anstalten davon zu schwimmen. Bei Sonnenuntergang schaukelt unser Katamaran wieder in Richtung Küste. Auch hier, an Land, haben wir noch einiges vor und nur 20 Tage Zeit. Also packen mein Mann und ich bereits nach wenigen Tagen wieder unsere Rucksäcke und fliegen von der Startposition Cairns in die rote Wüste nach Alice Springs, dem Tor zum so genannten Outback und von dort aus zum sagenumwobenen Uluru, besser bekannt als Ayers Rock.
ROTER WÜSTENZAUBER

Kein anderer Felsen wird häufi ger fotografi ert als er. Das wundert nicht: Schließlich misst der riesige Koloss stolze 348 Meter Höhe und einen Umfang von 9,4 Kilometern. Wer mag, kann ihn beim morgendlichen Joggen in einer Stunde umrunden. Doch das Heiligtum der Aborigines hat weit mehr zu bieten als nüchterne Fakten. Vor allem eines: Ausstrahlung. Das wird uns spätestens klar, als wir im Zuge einer dreitägigen Wüstentour live erleben, wie der Fels seine weltberühmte Show abzieht: Bei Sonnenaufgang legt er seinen grauen, geheimnisvollen Schleier ab und tauscht ihn gegen ein glutrotes Kleid ein. Die nahegelegene Bergkette Olgas, auch Kata Tjuta genannt, kann in Sachen Farbspiel locker mithalten und hat zudem noch einen entscheidenden Vorteil: Sie ist weit weniger Touristenziel. Wir wandern durch das „Valley of the Winds“ , was bei über 40 Grad eine schweißtreibende Angelegenheit ist. Vorbei an Buschland führt ein schmaler Pfad in einen Spalt, in dem die Olgas wie riesige Köpfe dicht aneinander geschmiegt in der Wüste liegen. Als schließlich die Felsen in der Dunkelheit verschwinden, kuscheln wir uns in die Schlafsäcke. Vor uns das Lagerfeuer, über uns ein atemberaubender Sternenhimmel. Schöner kann man nicht einschlafen.
CROCODILE DUNDEES HEIMAT

Viel zu früh bricht unsere kleine Reisetruppe auf. Nächstes Ziel: Kings Canyon – die größte Schlucht des Red Centres und ein Teil des etwa 72.000 Hektar großen Watarrka National Park. Die spiegelglatten Sandsteinwände wirken, als ob sie mit einem scharfen Messer durchtrennt wurden. Diesmal wandern wir auf dem Kings Canyon Walk, vorbei an scharfkantigen Spinifexgräsern, trockenen Flussbetten und meterhohen Termitenhügeln. Über einen steilen Pfad geht’s zur Nordfl anke der Felsklippen, dann durchqueren wir den Kings Creek und erfrischen uns im grün bewachsenen Garden of Eden. Keine Frage, hier könnte man ewig bleiben, doch wir haben heute noch einen weiteren Programmpunkt: den Kakadu National Park, der zu den spektakulärsten Reisezielen des „Northern Territory“ zählt. Mit einer kleinen Maschine verlassen wir die rote Wüste und fl iegen in tropische Gefi lde nach Darwin, eine Stadt direkt am australischen Regenwald. 250 Kilometer von hier und nur einen Sprung von Asien entfernt, befi ndet sich der Nationalpark. Den Ubirr-Aussichtspunkt kann mit ein wenig Mühe erklimmen und unterwegs die eindrucksvollen Höhlenmalereien bestaunen, die vom Leben der Aborigines berichten. Vom Plateau kann man kilometerweit auf die Flussauen des Kakadu Nationalparks schauen. Jetzt, während der Trockenzeit, gibt es zahlreiche dieser „Billabongs“ und die sind vor allem eins: beliebte Rückzugsorte für Salzwasserkrokodile. Einige von ihnen lernen wir auf unserer Fahrt auf dem Mary River persönlich kennen. Komisches Gefühl, wenn zwischen den Seerosen plötzlich ein paar grüngraue Nasenlöcher auftauchen. Rechts am Ufer sonnt sich ein weiteres stattliches Exemplar, locker vier Meter lang. Leise gleitet das Boot an scheuen Vögeln vorüber. Wir begegnen dem Jaibiru, Australiens einzigem Storch, und dem schnatternden Magpie-Gänserich, der gleich zwei Gänsedamen beschäftigt, ihm das Nest zu richten.
NUSSIGE NERVENNAHRUNG

Wieder an Land machen wir uns auf den Weg zu den
Twin Falls – und dort wartet gleich das nächs te
Abenteuer auf uns, denn auf das Plateau, von dem
aus sich die Wassermassen herunterstürzten, gelangt
nur derjenige, der zuvor eine tiefe, steile
Felsspalte hinunterklettert. Schwankend tasten
wir mit den Füßen nach Halt, doch die Kletterpartie
wird belohnt: Vom Plateau hat man einen phänomenalen
Ausblick auf die Schlucht, an dessen
Ende sich die Wasserfälle in einen runden, von
Sandstränden umgebenen See ergießen. Zufrieden
zupfe ich meine Lunchbox mit den Macadamias
aus dem Rucksack. Schon die Aborigines wussten
die edlen Nüsse als Energiespender zu schätzen.
In großen Schritten rückt er näher, der gefürchtete
Tag 20. Dröhnend zieht unser Flugzeug über die
Landebahn, erhebt sich – und plötzlich bekommt
alles eine ganz neue Dimension. Da ist der breite
Alligator River, der sich wie eine Arterie durch den
Park zieht. Bizarre Wüstenformationen, Mangrovenwälder,
Dromedar-Herden, uralte Felsen, nur denen
zugänglich, die sich in tagelangen Fußmärschen
dahin durchschlagen. Ich presse meine Nase an
das kühle Fensterglas. Alles wird immer kleiner,
bis der australische Kontinent ganz hinter den
Wolken verschwindet. Was bleibt, ist ein Gefühl
von Glück — und eine Tasche voller Macadamia-
Nüsse.
FOTOS: CAREN HODEL (2); FLICKR.COM © PIERRE ROUDIER

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