Gut Ding braucht Weile(r)
geschrieben von Caren Hodel im November 2013Herrlich selbstironisch schreibt Jan Weiler über den ganz normalen Alltagswahnsinns. Nun kommt der Erfolgsautor von „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ am 3. Dezember nach Lüneburg. Was uns da erwartet?„Berichte aus dem Christstollen“ und ein geballter Angriff auf die Lachmuskeln

Spätestens dann, wenn der Adventskalender hängt, läuft der Countdown: Weihnachten droht mit allen Konsequenzen für Figur und Nervenkostüm. Und natürlich wird das Fest nicht stiller, wenn auch noch der italienische Schwiegervater zu Besuch kommt, um als Hexe verkleidet die Kinder zu bescheren. Davon wird Erfolgsautor Jan Weiler am Dienstag, dem 3. Dezember ab 20.00 Uhr in der Ritterakademie erzählen – in gewohnt „Weiler“scher Manier.
QUADRAT: Stört es Sie eigentlich, wenn Ihre Leser das, was sie lesen für Ihr wahres Leben halten?
Jan Weiler: Nein, das ist eher ein Kompliment. Die Leute erkennen sich in den Geschichten wieder, und dadurch entsteht ein Gemeinschaftsgefühl. Hinzu kommt: Die Grundkonstellation meiner Geschichten ist ja tatsächlich authentisch.
Zum Beispiel Ihre angeheiratete italienische Familie. Was unterscheidet diese von einer typisch deutschen?
J. W.: Italienische Familien haben eine sehr enge Bindung und ein anderes Temperament. Oft denkt man, sie streiten, weil sie so laut und durcheinander reden. Meist entpuppt sich dies dann als eine stinknormale Abendunterhaltung.
Wie gestaltete sich die erste Begegnung mit Ihrem Schwiegervater?
J. W.: Ungefähr so, wie ich sie im Buch beschrieben habe – nur ohne Hand anhalten. Er hat mich von oben bis unten gemustert und mich angesehen, als würde er mich am liebsten umbringen wollen.
Q.: Aber Sie haben tatsächlich das Herz des Antonio Marcipane erobert.
J. W.: Ja, ich weiß allerdings gar nicht genau wie. Vielleicht, weil wir beide große Fußballfans sind. Oder er hat einfach gemerkt, dass ich gar nicht so ein typisches deutsches Professoren-Söhnchen bin.
Sondern?
J. W.: Typ Brad Pitt: guter Geschmack, gebildet, Humor und unglaublich bescheiden dabei …
Waren Sie mit der Verfilmung von „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ einverstanden?
J. W.: Natürlich war ich skeptisch, schließlich ging es um die Transformation einer Sache, die ich selbst erfunden hatte. Da wird ein Film gemacht von Leuten, die dafür ganz andere Bilder im Kopf haben. In der Situation hat man nur zwei Möglichkeiten: Entweder macht man es wie Patrick Süskind und gibt alles aus der Hand oder man arbeitet mit.
Sie haben sich fürs Mitmachen entschieden …
J. W.: Ja, weil es autobiografische Figuren sind und ich nicht wollte, dass jemand irgendeinen Quatsch damit macht. Es gab viele Diskussionen. Ich habe dann irgendwann bei mir den Aufregungsstecker gezogen und mich nur noch eingemischt, wo es wirklich wichtig war.
Zum Beispiel?
J. W.: Die wollten meiner Hauptfigur Jan Sandalen anziehen, da habe ich gesagt: Unmöglich, ihr dürft aus dem keinen doofen Touri-Spießer machen. Der ist kein Spießer, der ist nur neurotisch.
In „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ geht es maßgeblich um die Esskultur. Was verachten Sie auf kulinarischer Ebene?
J. W.: Meeresfrüchte, rote Beete und Zitronat – wenn es eines Tages ein Gericht gäbe, in dem all das drin ist, wäre es tödlich für mich.
Und wobei werden Sie schwach?
J. W.: Bei gutem Whiskey und Pralinen. Das flasht mich immer wieder, wenn ich da reinbeiße und gucke, was drin ist.
Dann ist die Weihnachtszeit ja sehr verlockend für Sie. Wie feiern Sie denn überhaupt?
J. W.: Irrsinnig deutsch, ich kaufe eine Tanne, die wir am 24. Dezember gemeinsam mit Strohzeugs und roten Kugeln schmücken. Es gibt Lachstoast mit Meerrettich und Champagner. Und es ist der einzige Tag im Jahr, an dem ich vormittags Bier trinke.
Bevor es soweit ist, freuen wir uns auf Ihre Lesung in Lüneburg. Was wird’s da geben?
J. W.: Ein „Best of“ der Weihnachtsgeschichten aus „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ und „Mein Leben als Mensch“.(ch)
Dienstag, 3. Dezember, 20 Uhr, Ritterakademie
Foto: Enno Kapitza
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