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Ein Buffet für Bienen

geschrieben von Christiane Bleumer im Juli 2018

Heike Schröder und Markus Tiemann sind dabei, Gisela und Henning Schnell gehören auch schon dazu und mit ihnen noch viele andere Lüneburger, die mithilfe einer kleinen Samen­tüte dazu beitragen möchten, das Bienen- und Insektensterben zu stoppen. Sie sind die „BienenBürger“ und haben es sich zur Aufgabe gemacht, in ihren Gärten oder Balkonkästen eine insektenfreundliche Umgebung entstehen zu lassen. In vielen Gebieten hat sich etwas verändert: Es summt und brummt längst nicht mehr so munter wie in früheren Jahren. Für die fliegenden und krabbelnden Lebewesen ist das Leben heute wahrlich kein Zuckerschlecken mehr. Immer mehr Blühpflanzen werden so gezüchtet, dass sie für unser menschliches Auge zwar noch attraktiv sind, die Staubgefäße für Bienen oder Hummeln aber unerreichbar bleiben. Gefüllte Blüten, pollenlose und damit für Bienen wertlose Sonnenblumen und natürlich der Insektizid- und Pestizideinsatz haben längst dazu geführt, dass es immer weniger Insekten gibt und rund 50% der Wildbienen in Deutschland vom Aussterben bedroht sind – eine dramatische Zahl.
Auch Heike Schröder hat sich auf einer Veranstaltung mit diesem Thema beschäftigt, seither lässt es sie nicht mehr los. „Ich war regelrecht schockiert“, beschreibt sie ihre Reaktion, als ihr das Ausmaß der Veränderungen in der Lebenswelt der Insekten klargeworden ist. Überall in Deutschland und natürlich auch in Lüneburg existieren vielfach nur noch grüne Wüsten. Viele Gärten bieten weder für Honig- noch für Wildbienen oder Hummeln Blüten­nahrung an. Alles wird gemäht, geschnitten und gepflegt, doch damit wird auch der Lebensraum der Insekten massiv eingeschränkt. „Uns stirbt hier alles weg, und wir tun nichts dagegen“, wurde Heike Schröder bewusst. Statt auf die Politik und die Behörden zu warten, ist sie selbst aktiv ge­worden. „Ich habe Mitstreiter gesucht und sehr schnell andere Menschen gefunden, die dieses Thema auch nicht kalt lässt“, erinnert sie sich an die Anfänge der BienenBürger, die inzwischen als eingetragener Verein firmieren

Zwei davon waren Markus Tiemann und Gaby Lux. Schnell sei die Idee entstanden, „Lüneburg mit Saatgut zu fluten“, berichten die drei. Mit hochwertigen Samenmischungen wollte man dafür sorgen, dass zumindest in vielen Privatgärten ein kleines Bienen-Paradies wachsen kann. „Das mag zunächst wie ein Tropfen auf den heißen Stein erscheinen“, lächelt Markus Tiemann, „doch wenn wirklich jeder ein kleines Stück seines Grundstücks in eine blühende Wiese verwandelt, ist schon viel gewonnen“. Der Reppen­stedter Biologe Dr. Wolfram Eckloff, ehemaliger Leiter des Lübecker Museums für Natur und Umwelt, gehörte ebenfalls von Anfang an zu den aktiven Helfern. Er erstellte einen Informationsflyer, der Daten und Fakten liefert. Um den Lüneburgern jedoch nicht nur einen theoretischen Unterbau zu liefern, sondern sie auch gleich zum aktiven Handeln zu motivieren, wurden bei der Saatzucht Bardowick 20.000 Samentüten mit je 100 g Saatgut in Auftrag gegeben. Je nach Mischung kann man damit entweder eine kleine Kräuterweide im Balkon­kasten oder Pflanztopf entstehen lassen oder — wenn der Platz es hergibt — eine größere Blühfläche aussäen. „Dabei erhielten wir Unterstützung von der Bingo-Umweltstiftung Nieder­sachsen,“ freut sich Gaby Lux. Noch bis Ende Mai wurden diese Tüten von vielen Helfern auf Wochen­märkten und vor Einkaufszentren in Lüneburg und Umgebung verteilt. Die engagierten Insektenfreunde hoffen daher schon in diesem Jahr auf viele blühende Wiesen. Da die Saat jedoch bis zu fünf Jahre lang immer wieder anders blühen kann, ist es auch eine Investition in die Zukunft.
Zwei Neu-Lüneburger, die sich von dieser Aktion sofort angesprochen fühlten, waren Gisela und Henning Schnell. Auf ihrem sonnigen Grundstück am Kreideberg wurde sogleich ein Teil des Gartens auserkoren, um die Blumensaaten auszubringen. „Inzwischen blüht es schon prächtig“, freut sich Gisela Schnell. Tatsächlich lockt die bunte Wiese mit ihren regionalen Wild- und Kulturblumenarten unzählige Insekten an. Neben möglichst vielen unterschiedlichen Pflanzenarten ist die Mischung so zusammengestellt, dass für die Bienen von Frühling bis Herbst etwas zu holen ist. „Mitten hinein haben wir zur Ergänzung noch einige Sonnen­blumen ausgesät, die von den Grünen verteilt wurden“, ergänzt Henning Schnell. Auch diese wachsen und gedeihen hinter dem Einfamilienhaus, so dass auch Enkelkind Nora ihre helle Freude hat.
Man sieht also: Der Weg vom einfachen Lüneburger zum engagierten BienenBürger ist denkbar einfach. Auch Heike Schröder betont: „Für uns ist jeder ein BienenBürger, der Lust hat, etwas für die brisant bedrohten Insekten zu tun, egal ob an den BienenBürger-Ständen, im eigenen Garten, auf der Mietshaus-Grünfläche oder auf dem kleinsten Balkon.“(cb)

Weitere Informationen den Verein:
www.bienenbuerger.de

Fotos: Christiane Sprinz

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