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Ein Ort der Finanzen

geschrieben von Irene Lange im Oktober 2017

An der Münze 3 saniert die Sparkasse Lüneburg das historische Münzhaus

Seit Mitte September wird der Gebäudekomplex An der Münze 3, in dem sich die Sparkasse Lüneburg befindet, gründlich saniert. Etwa ein Jahr werden die Arbeiten voraussichtlich dauern. Wie Sparkassen-Vorstandsmitglied Michael Jurr versichert, wird besonderer Wert auf den Erhalt der wertvollen historischen Elemente des Gebäudes gelegt. Dazu gehört auch der älteste Gewölbekeller der Stadt, dessen Erbauung im Jahre 1304 und 1306 nachgewiesen ist.
Schon damals ging es in jenem Gebäudekomplex ums liebe Geld, denn dort lebte nicht nur der eins­tige Münzmeister, auch prägten die Vorfahren der heutigen Lüneburger hier ihre Münzen. Im weiteren Verlauf der Jahrhunderte erlebte das Haus verschiedene Nutzungen und war beliebter Anlaufpunkt für Händler und Kaufleute. Im Grunde ist das bis heute so geblieben, denn noch immer herrscht hier reges Leben und Treiben rund um das Thema Finanzen.
Bis 1732 befand sich das Gebäude im Besitz der Stadt, bis es an einen Privatmann, den Schornsteinfegermeister H. M. Phillipsen, verkauft wurde. Dieser verlieh der Architektur durch einen Umbau 1793 ihr heutiges Gesicht. Aus dieser Zeit sind noch mehrere Wand- und Deckenmalereien erhalten. Weitere bauliche Änderungen wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorgenommen, die allerdings nicht immer pfleglich mit der historischen Substanz umgingen.

Mit dem Ankauf des Gebäudes 1961 auf dem hinteren Teil des Grundstücks durch die Sparkasse setzte sich die Tradition des Geldverkehrs fort. Ab 1996 wurde auch das Erdgeschoss des denkmalgeschützten Wohn- und Geschäftshauses im vorderen Grundstücksteil genutzt. 2001 konnte schließlich das gesamte Gebäude nach dem Ab­leben der ehemaligen Eigentümerin von der Sparkasse Lüne­burg erworben werden. In 2016 verließ nun auch der letzte Mieter, die NBank, den Raum im Erdgeschoss.
Für die Sparkasse Lüneburg ist es ein wichtiges Anliegen, einen Beitrag zur Erhaltung der his­to­rischen Altstadt Lüneburg zu leisten und damit eines der ältesten Kulturdenkmäler zu erhalten. So wurde dafür ein Konzept entwickelt, das Fortschritt mit Tradition verbindet.

Mit der Planung und Durchführung von umfassenden Sanierungsarbeiten wurden Architekt Gunnar Schulze und mehrere ­lokale Handwerksbetriebe betraut. „Wertvolle his­torische Elemente des Gebäudes bleiben im Rahmen der denkmal­pflegerischen Maßnahmen erhalten“, versichern Silke Körting, Leiterin Gebäude­management, und Pressesprecher Steffen Müller.
So wird der historische Gewölbekeller, in dem die Menschen früher Münzen prägten und der über ­einen langen Zeitraum lediglich als Lagerraum ­genutzt wurde, künftig sein einzigartiges Ambiente zurückerhalten. Sichtbar bleiben die unverputzten Backsteinmauern, die in regelmäßigen Abständen von Nischen unterbrochen werden. Um einen Bezug zur Vergangenheit herzustellen, ist geplant, diese zu beleuchten, um hier mit Schrift- und Bildmaterial die Historie des Gebäudes und der Sparkasse zu veranschaulichen. Mächtige, alte Eichenbalken stützen die Decke. Der Raum soll dann für kleinere Veranstaltungen bis zu 20 Personen zur Verfügung stehen.

Bei einem Rundgang geht es zunächst über eine Holztreppe aus dem Jahr 1793 ins nächste Stockwerk, in dem sich bereits ein Besprechungsraum befand. Alte Dielenböden blieben erhalten; die barocken Stuckdecken sind weitgehend noch intakt, auch ein schöner alter Kachelofen hat die Zeit überdauert.Im Dachgeschoss befand sich eine Privatwohnung, in welcher nun Büroräume geplant werden. Von hier aus lässt sich ein Blick in den historischen Dachstuhl werfen, der noch eine zugemauerte Fensteröffnung — vermutlich aus dem Ursprungshaus — aufweist. Architekt Gunnar Schulze nimmt an, dass nicht nur der Gewölbekeller des ursprünglichen Kernbaus aus dem 14. Jahrhundert er­halten blieb – seiner Ansicht nach eine bedeutende denkmalpflegerische Entdeckung.
Für die Kundinnen und Kunden der Sparkasse Lüne­burg wird sich auch das Erdgeschoss attraktiver gestalten. Hier entstehen neue Räume für das Private-Banking und das Kompetenz-Center Heilberufe. Der bisherige Standort mit dem Team um Leiterin Anne Schmidt an der Apothekenstraße wird dafür voraussichtlich im Herbst 2018 aufgegeben.
Wie die Geschäftsleitung der Sparkasse Lüneburg betont, ergibt sich durch die Sanierung und Entwicklung des historischen Münzhauses eine „Win-­Win-Situation für alle bekennenden Lüneburger“. Eines der ältesten Lüneburger Kulturdenkmäler bliebe so erhalten und würde für die Zukunft fit gemacht. Unvorstellbar, wäre es zu dem in 1962 genehmigten Abriss gekommen, den man glück­licherweise abwenden konnte. Durch die um­fas­sen­de und denkmalpflegerische Sanierung dokumentiert das Münzhaus auch für künftige Genera­tionen die Geschichte Lüneburgs – und damit auch die der Sparkasse Lüneburg.(ilg)
Fotos: Andreas Tamme, Sammlung Hafo Boldt

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