Hölzerne Göttin für den Luna Brunnen
geschrieben von Christiane Bleumer im April 2017Wiederkehrender Diebstahl fordert eine Entscheidung: Der Künstler Jan Balyon arbeitet an einer neuen Figur aus Eichenholz

Es ist ein ständiges Ärgernis. „Immer wieder machen sich dreiste Diebe an unserem Lunabrunnen zu schaffen“, empört sich Lüneburgs Bürgermeister Eduard Kolle. Vor wenigen Monaten ist die bronzene Mondgöttin erneut ihrer Insignien — Pfeil und Bogen — beraubt worden, nachdem diese erst kurz zuvor durch eine Spende des QUADRAT-Verlages ersetzt werden konnten. Nun steht die Statue mitten auf dem Marktplatz wieder einmal ohne ihre wichtigsten Attribute da. „Das kann kein Dauerzustand sein“, so der Bürgermeister. Im April, wenn die Touristensaison beginne, müsse Lüneburg darauf achten, dass sich alles in der Stadt perfekt präsentiere, ist der einhellige Tenor aus dem Lüneburger Rathaus. „Wie sieht das denn sonst aus?“, fragt sich nicht nur Kolle. „Da haben wir schon keinen Ratskeller mehr und dann auch noch eine halb zerstörte Version unseres schönen Brunnens.“
Im Zentrum der Stadt gelegen war dieses Wahrzeichen der Hansestadt schon häufiger Opfer von Dieben. Die Statue, die den Brunnen heute ziert, ist eine Kopie. Die Originalfigur stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und stellt die römische Jagdgöttin Diana dar, die in der griechischen Mythologie auf den Namen Artemis hört und ursprünglich eine Frauen- und Mondgottheit war — daher der Name „Luna“ für den „Mond“. Diana trägt Pfeil und Bogen — und wegen des Bezugs zur Mondgottheit über ihrem Kopf einen Halbmond. 1970 ist die Figur entwendet worden und wurde nicht wiedergefunden. Nur die Füße blieben übrig, alles andere hatten Unbekannte in der Höhe der Fußknöchel abgesägt. Die Göttin wurde nach komplizierten Vorarbeiten nachgegossen, so dass man zwei Jahre später diese originalgetreue Kopie aufstellen konnte.
Doch deren Tage sind nun gezählt. Den Vandalen, die sich in der Vergangenheit immer wieder an Luna zu schaffen machten, soll nun das Handwerk gelegt werden. „Jetzt ist wirklich Schluss“, sagt Eduard Kolle und freut sich auf die begeisterten Augen der Lüneburger, wenn sie ab Ostern sehen, wie man den Frevlern ein Schnippchen schlagen will. „Wir haben den Künstler Jan Balyon beauftragt, eine neue Luna aus schönem, festem Eichenholz zu schnitzen.“ Der Lüneburger, der sonst eher für filigrane Malerei auf Papier oder Leinwand bekannt ist, freut sich über diese außergewöhnliche Herausforderung. „Ich habe schon früher auf der Kunstakademie Plastiken gemacht“, erinnert sich der gebürtige Holländer, der sich längst einen festen Platz in der Kunstszene der Hansestadt innehat. Aber eine solch bedeutsame Figur aus Holz herstellen zu dürfen, sei eine große Ehre.
Seit etwa zwei Monaten arbeitet Balyon in seinem Atelier in der westlichen Altstadt an der neuen Skulptur, bis jetzt hinter verschlossenen Türen. Das Multitalent verrät nur so viel: Die neue Luna soll erheblich größer werden als die jetzige Figur, die etwa 70 Zentimeter misst. Das haben er und die Stadt gemeinsam beschlossen. Dadurch gewinne der Markplatz ein deutlich markanteres Aussehen, die Details der Figur kämen besser zur Geltung.
„Es ist vor allem eine kostengünstige Dauerlösung, die die Stadtkasse deutlich weniger belasten wird als die vorherige Göttin“, freut sich Eduard Kolle auf die neue Figur. Schließlich arbeitet Jan Balyon aus Liebe zu seiner neuen Heimatstadt kostenlos, lässt sich lediglich das verwendete Material bezahlen. Das gut abgelagerte heimische Eichenholz kommt direkt aus der Stadtförsterei und ist von außergewöhnlicher Qualität. „Es ist wunderschön, fein gemasert und lässt sich perfekt verarbeiten“, so der Künstler. Die jetzige Figur, die noch bis Ostern über dem Marktplatz thront, kann nach ihrer Demontage im Museum Lüneburg besichtigt werden. Übrigens: Damit die neue Eichenholzfigur nicht das gleiche Schicksal erleiden muss wie ihre Vorgängerin, haben die Stadt und Jan Balyon entsprechende Vorkehrungen getroffen. „Im Inneren befindet sich ein Mikrochip, der sofort Alarm auslöst, sobald sich jemand an der Luna zu schaffen macht“, erläutert Eduard Kolle. So wird die neue Figur wohl endlich ihren dauerhaften Frieden finden.(cb)
Fotos: Hajo Boldt, Enno Friedrich

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