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Im Notfall schnell versorgt

geschrieben von Irene Lange im Juli 2018

In der Lüneburger Notaufnahme werden rund um die Uhr, an 365 Tagen im Jahr,Patienten mit akuten gesundheitlichen Problemen von einem professionellen Team versorgt

Wohl jeder hofft, dass es ihm erspart bleiben möge, zum ärztlichen Notfall zu werden. Mich hatte es vor einigen Wochen erwischt. Ein gesundheitliches Problem veranlasste mich, zu nachtschlafender Zeit gegen 5.30 Uhr die Notaufnahme des Lüneburger Klinikums aufzu­suchen. In der entsprechenden Abteilung angekommen, wurde mir — ohne jegliche Wartezeit! — ein Behandlungszimmer zugewiesen. Ein zu dieser frühen Stunde bereits gut gelaunter junger Arzt übernahm die erste Behandlung in Form einer Blutabnahme, später abgelöst von einer Ärztin. Von Anfang an hatte ich das Gefühl, in guten und kompetenten Händen zu sein. Weil weitere Untersuchungen unternommen und deren Ergebnis abgewartet werden musste, wurde mir empfohlen, zunächst in die stationäre Behandlung zu wechseln. Auch hier wurde ich von freundlichem und fröhlichem Pflegepersonal empfangen und fürsorglich betreut.
Im Laufe des Tages hatte sich mein gesundheitliches Problem deutlich verbessert, so dass ich meinte, nun könnte ich das Klinikum verlassen. Doch bei der Arztvisite wurden mir weitere Untersuchungen empfohlen, um die Angelegenheit abzuklären, um Folgeschäden ausschließen zu können. Obwohl ich dem Klinikum gern den Rücken gekehrt hätte — immerhin fühlte ich mich deutlich besser —, fügte ich mich meinem „Schicksal“. Es ist schon erstaunlich: Geht es einem schlecht, ist man für jede ärztliche Hilfe dankbar. Kaum aber gehören die Beschwerden Vergangenheit an, entpuppt man sich als äußerst undankbarer Patient, der nur einen Wunsch hat: schnell nach Hause!
Der folgende Tag war mein Entlassungstag. Versorgt mit einem umfassenden Bericht für meine Haus­ärztin und mit einer guten Erfahrung mehr im Gepäck konnte ich gen Heimat aufbrechen. Grundsätzlich wird an den Notaufnahmen viel Kritik geübt, hier gab es hingegen jede Menge Positives zu berichten – Grund genug, mit einem Artikel für die äußerst freundliche Aufnahme durch Ärzte und Pflegepersonal, angefangen von der Notaufnahme bis hin zur Station für Innere Medizin, danke zu sagen.
Chefarzt und Leiter der Inneren Medizin, Professor Dr. med. Torsten Kucharzik, erklärte sich gern bereit, über die Abläufe in der ihm ebenfalls unterstehenden Medizinischen Notaufnahme Auskunft zu geben. Diese sei grundsätzlich rund um die Uhr besetzt, tagsüber mit drei und nachts jeweils mit zwei Ärzten. Für die Patientenaufnahme stehen neben einem großen Raum für vier Patienten zusätzlich noch fünf Einzelräume zur Verfügung. Die oberärztliche Leitung für die internistische Notaufnahme obliegt der Internistin Kristina Lanz.

Professor Dr. Kucharzik weiß, dass langes Warten in der Notaufnahme häufig auf Unverständnis und zu Beschwerden führt. Da ist es hilfreich, Einblick in die Abläufe der Notaufnahme zu erhalten: Jeder eintreffende Patient wird zunächst von einer erfahrenen Krankenschwester „durchgecheckt“, wichtige Fragen werden geklärt. Erst dann wird nach einem dem Ampelsystem ähnlichen Verfahren entschieden. Rot bedeutet lebensbedrohlich. Herzinfarkte und Patienten mit schwerster Atemnot haben folglich Priorität und kommen unverzüglich in die ärztliche Behandlung. Die orange­farben gekennzeichneten Patienten erhalten ebenfalls sehr rasch eine Vorstellung bei einem Arzt. Als gelb eingestuften Patienten warten ein wenig länger, während die „Grünen“ je nach Andrang die längste Wartezeit einplanen müssen. Wer mit Blau als nicht dringlich eingestuft wird, muss zum Teil ebenfalls lange Wartezeiten in Kauf nehmen, da die akuten Krankheitsfälle vorgezogen werden. Patienten mit Bagatellerkrankungen, die sich leider immer wieder in der Notaufnahme einfinden, können sich natürlich auch an den Hausarzt oder an die Notfallpraxis in der Jägerstraße wenden. „Auch bei uns landen immer wieder Patienten in der Not­aufnahme, die streng genommen keine Notfälle sind, sondern ebenso gut ihren Hausarzt konsultieren könnten“, hat Prof. Kucharzik festgestellt. Er freut sich auf die Eröffnung der neuen zentralen Notaufnahme im Neubau im Dezember. „Dann werden viele Abläufe verbessert und die notfallmäßige Versorgung der Patienten kann weiter optimiert werden“.
Nach der sogenannten Triage (Ampelsystem), dem international anerkannten System der eingeschätzten Behandlungsdringlichkeit, wird der behandelnde Arzt benachrichtigt. Auf dem Monitor erfährt er, in welchem Bereich der jeweilige Pa­tient auf ihn wartet. Er entscheidet, ob für diesen eine weitere stationäre Behandlung erforderlich ist oder ob er mit einem Bericht für den Hausarzt nach Hause gehen kann. Wenn nötig, werden auch die erforderlichen Medikamente empfohlen, zum Teil auch gleich ausgehändigt.
Ein großes Problem, so der Fachmediziner, sei die immense Kostenintensität der Notaufnahme. Die Krankenkassen würden nur eine Minimalpauschale zahlen, die kaum die Laboruntersuchungen decke. In diesem Bereich könne folglich nicht kostendeckend gearbeitet werden. Diesen Mangel im Gesundheitssystem müssten die Krankenhäuser ausbaden. Dennoch – die Patienten im Lüneburger Klinikum würden nicht darunter leiden.(ilg)

Foto: Enno Friedrich

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