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Letzte Ruhestätte für treue Gefährten

geschrieben von Iene Lange im September 2018

Der Tierfriedhof in Adendorf ist ein Ort des Erinnerns. Trauernde können hier von ihrem tierischen Wegbegleiter würdevoll Abschied nehmen

Für viele Menschen ist ihr Haustier nicht nur Wegbegleiter, sondern gleichsam Familienmitglied, manchmal auch Partner. Sein Tod bedeutet einen schmerzhaften Verlust, für dessen Bewältigung es manchmal einen Ort der Erinnerung braucht. Auf dem Tierfriedhof „Tierfrieden“ in Adendorf finden Hund, Katze, Karnickel, Kanarienvogel und viele weitere Hausgenossen ihre letzte Ruhestätte.
Den Anstoß, auch Haustieren eine angemessene Grabstätte zu geben, gab 2002 der Adendorfer Hans Otto Rudloff. Der Hundefreund stelle ein 3.000 qm großes Gelände aus eigenem Besitz für die Eröffnung eines Tierfriedhofes zur Verfügung. Vor fünf Jahren übernahm Michael Borell du Vernay das Gelände als Betreiber. Der heute 65-Jährige wuchs in Bayern auf, war beruflich in ganz Deutschland unterwegs, bis es ihn vor Jahren ach Hamburg verschlug. Da ihn das Rentnerdasein nicht ausfüllte, machte er sich als Aushilfe bei Hans Otto Rudloff auf dem Tierfriedhof nützlich. Nach dessen Tod vor zwei Jahren blieb er, um dessen Werk als Tierbestatter fortzuführen. „Ich bin der Ansicht, dass ein treues Tier einen würdigen Abschied verdient hat“, sagt der Tierfreund mit Nachdruck. So sorgt er heute dafür, dass ihrer auf dem Tierfriedhof „Tierfrieden“ in Adendorf mit liebevoll geschmückten Grabstätten gedacht wird. Falls gewünscht, holt Michael Borell du Vernay persönlich das tote Tier „rund um die Uhr“ ab, um es vor der endgültigen Bestattung in seinem Bürohäuschen auf dem Gelände aufzubahren. Die Besitzer haben dort die Möglichkeit, in Ruhe Abschied zu nehmen.

Wer eine Erdbestattung für seinen Liebling wählt, kann sich entweder für ein Pflegegrab entscheiden, das individuell gestaltet werden kann. Alternativ ist eine Beisetzung in einem Reihen- oder anonymen Grab möglich. Manch einer entscheidet sich für eine Einäscherung und die Beisetzung der Urne im eigenen Garten oder in einem Urnengrab. Grabsteine, Platten, Porzellanbilder und vieles mehr sorgen dafür, dass die Erinnerung lebendig bleibt. Bei einem Gang durch die Reihen der zahlreichen kleinen Gräber fallen einige besonders liebevolle Sprüche auf, wie jener auf dem Grabstein von Rocky: „Für die Welt warst du irgendjemand, aber für uns warst du die Welt“. Beinahe zu jeder Ruhestätte weiß Borell du Vernay eine Geschichte zu erzählen, oft wird er zum geduldigen Zuhörer, wenn Trauernde das Gespräch suchen.
Viele, deren Fellnasen „über die Regenbogen­brücke“ gegangen sind, begreifen den Tierfriedhof „Tierfrieden“ als einen Ort der Besinnung und der Begegnung mit anderen Tierfreunden, um ge­meinsam den Verlust bewältigen zu können. Wie schwer das oft ist, wusste schon der Philosoph und Pudel-Liebhaber Arthur Schopenhauer: „Wer nie einen Hund gehabt hat, weiß nicht, was lieben und geliebt werden heißt“.(ilg)
Fotos: Enno Friedrich

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