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OTT-o, o Otto!

geschrieben von Katerine Engstfeld im November 2017

Als wäre es nicht genug, dass wir uns süchtig surfen, gibt es auch noch verflixt gute Gründe, die Glotze zu ersetzen

Lange diente der Fernseher als heimisches ­Lagerfeueräquivalent. Otto, der Normalverbraucher, schaute Otto, den Film, und dachte dabei nicht wie Herr Jandl, Ernst an Möpse (nun ja, zumindest nicht an asthmatische, kotzende kleine Hunde). Otto im Allgemeinen und mit Fernsehen im Besonderen kam mir so in den Sinn, als ich technische Details recherchierte. Denn ist nicht alltäglich wie die elektrische Zahnbürste inzwischen das Fernsehen übers Internet? Wer nicht gerade – wie ich – im konkret Poetischen steckengeblieben ist, freut sich auf die von der Bundesregierung angekündigte Glasfaserrevolution, mit der das einwegige Glotzen endgültig ein Ende hat. Der Bildschirm starrt zurück und mutiert zum Raumschiff, die Fantasie hebt ab; so ‚over the top‘ wie dieses Bild ist nur die Technik, die tatsächlich heißt: „Over-the-top“ (OTT).
Damit ist gemeint, dass das Internetfernsehen ohne Inhaltskontrolle vonstatten geht, Audio-, Video- und sonstige Multimedia-Inhalte werden von den Anbietern direkt verbreitet und der Nutzer bestimmt mit seinem Gerät, wie gut die Qualität ist. Was dann allerdings geschaut werden kann, ist bekanntermaßen trotzdem beschränkt, da für viele Angebote wie Spielfilme, Dokumentationen etc. Rechte eingekauft werden müssen. Regulationswelt­meister, die wir sind, dürfen wir Deutschen mit Wohngebühr – ehemals GEZ – Tatort & Co. nach ver­passter Sendung nur in einem engen Zeitrahmen online streamen und die Gema sorgt für lustige Einschränkungen auf Youtube. Vergeblich harren wir für unser Geld der öffentlich-rechtlichen Diens­te, wie sie den Österreichern vom ORF mit glotzdirekt.at geboten werden. Unsere Nachbarn haben eben mehr Sinn für Unverhohlenes (siehe Jandl).
Wir dafür haben Geld, sagt man, weshalb viele Deutsche Netflix, Amazon prime, Sky usw. klaglos bezahlen. Dabei lautet die zeitgemäße Sucht „Serie“. Ihr zu frönen sollte nicht die Welt kosten und daher sei an dieser Stelle auf den von Focus.de veröffentlichten Artikel „So streamen Sie TV-­Serien online kostenlos und legal“ verwiesen. Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie bei Bedarf Ottos Mops.


Foto: 123rf.com © daviles

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