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Quadrat im Gedächtnis der Nation

geschrieben von Christiane Bleumer im März 2019

Seit 2009 werden sämtliche Quadrat-Ausgaben in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt und Leipzig gesammelt. Warum?

a liegt es. Wohlgeordnet in riesigen, unterirdischen und brandgeschützten Magazinen. Etwa so groß wie drei Fußballfelder ist die Fläche, die benötigt wird, das so genannte kulturelle Gedächtnis der Nation zu bewahren. Dazu gehören nicht etwa nur die Bücher angesehener Geistesgrößen oder die neuesten Bestseller. Die Aufgabe, die die Deutsche Nationalbibliothek als ­Institution des Bundes in Frankfurt und Leipzig erfüllt, ist es vielmehr, so gut wie alle deutschsprachigen Medienwerke, Übersetzungen deutschsprachiger Medienwerke in andere Sprachen und fremdsprachige Medienwerke über Deutschland im Original zu sammeln – hier in der zentralen Archivbibliothek in der Bundesrepublik.
Die Sammlung – und alles was damit zusammenhängt – ist per Gesetz geregelt. Denn obwohl die Bezeichnung zugegebenermaßen etwas sperrig wirkt, ist die Aufgabe, die hier festgelegt wird, von nationalem Interesse. Es ist die „Verordnung über die Pflichtablieferung von Medienwerken an die Deutsche Nationalbibliothek“ vom Oktober 2008. Im Klartext bedeutet dies, dass jeder gewerbliche oder nicht-gewerbliche Verleger in der Bundesrepublik Deutschland zwei Exemplare seiner Medienwerke an die Deutsche Nationalbibliothek abliefern muss. Das sind die so genannten Pflichtexemplare, die kostenlos und vor allem auch unaufgefordert versandt werden müssen. Zumindest, wenn – wie es so schön im Behördendeutsch heißt – „ein öffentliches Interesse an der Sammlung dieser Werke“ besteht. Beim Quadrat besteht genau dieses Interesse. Daher wird seit den zehn Jahren seines Bestehens die jeweils aktuelle Ausgabe des Lüneburger Stadt­magazins elf Mal im Jahr auf die postalische Reise geschickt. Auch wenn das jedes Mal mit Aufwand verbunden ist, sind die Macher doch auch ein bisschen stolz darauf, denn es gibt andere in Lüneburg erscheinende Druckwerke, für die mangels öffentlichen Interesses keine Ablieferungspflicht besteht. Das Quadrat aber lagert nun für alle Zeiten in sämtlichen Ausgaben sowohl in Frankfurt als auch in Leipzig und ist damit ein – wenn auch nur kleiner – Teil des kulturellen Gedächtnisses der Nation.
Ist das Quadrat eine Woche nach Erscheinen wie gefordert in unbenutztem Zustand und in „marktüblicher Ausführung“ in Frankfurt angekommen, durchläuft das Magazin den üblichen Weg. Der Titel wird aufgenommen und die Mitarbeiter der Deutschen National­bibliothek sorgen für den bibliographischen Nach­weis des Heftes.

So sind sämtliche Titel in der Online-Suche vom heimischen Computer aus aufzu­finden, denn auf der Internetseite der DNB kann jedermann mit einem Passwort kostenfrei in der Daten­bank der Deutschen Nationalbibliothek recher­-
chieren. Die Deutsche Nationalbibliothek selbst ist eine reine Präsenzbibliothek. Die Bestände dürfen also nur im Lesesaal benutzt werden, wovon jedes Jahr etwa 200.000 Menschen Gebrauch machen. Zu den vordringlichsten Aufgaben der DNB gehört es schließlich auch, alle Medienwerke der Öffentlichkeit zur freien Verfügung zu stellen.
Der Gesamtbestand der Deutschen Nationalbibliothek belief sich Anfang 2018 auf rund 34,2 Millionen Einheiten. Damit ist sie ist die größte Bibliothek der Bundesrepublik Deutschland und im deutschen Sprachraum und eine der größten Bibliotheken der Erde. Jeden Tag kommen etwa 2.000 Werke dazu. Dafür benötigt man die unvorstellbare Menge von gut 370 Regalkilometern. Pro Jahr steht aus dem Haushalt der Staatsministerin für Kultur und Medien eine Summe von zurzeit rund 51 Millionen Euro bereit.
Die Deutsche Nationalbibliothek hat eine lange Geschichte mit mehreren Vorgängereinrichtungen: 1912 wurde die Deutsche Bücherei mit Sitz in Leipzig gegründet, 1946 nach dem Krieg die Deutsche Bibliothek Frankfurt am Main. Seit 1970 ist das in Berlin gegründete Deutsche Musikarchiv Teil der Deutschen Nationalbibliothek, denn auch die Bearbeitung und bibliografische Verzeichnung der Musikalien und Musiktonträger gehört zum nationalen Gedächtnis. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands wurden diese Einrichtungen zu einer Gesamtinstitution vereinigt, die 2006 einen erweiterten gesetzlichen Auftrag und einen neuen Namen erhielt: Ab diesem Zeitpunkt etablierte sich der Name Deutsche National­bibliothek.
Gelagert werden die Quadrat-Ausgaben genauso wie alle anderen gesammelten Druckwerke „für immer und ewig“. Darum sind die Bedingungen in den unterirdischen Magazinen genau festgelegt. Alle Räume sind klimatisiert, so dass die Zeitschriften und Bücher bei einer Luftfeuchtigkeit von maximal 50 Prozent und etwa 15 bis 16 Grad Celsius aufbewahrt werden. Damit ist die Archivierung für die kommenden Generationen gesichert und das kulturelle Gedächtnis der Nation bleibt weiter lebendig. Sollte also irgendwann einmal eine bestimmte Quadratausgabe nicht mehr verfügbar sein – in Leipzig oder Frankfurt existiert auf jeden Fall noch ein Exemplar.

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