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Show hin - Schau her

geschrieben von Hansi Hoffmann im Juli 2013

Achtung – Satire! Ketzerisches aus den TV-Studios von Showbiz-Insider Hansi Hoffmann

mit Illustrationen von Charly Krökel

Schöner Kindergärtnern

Ross Antony, der peinlichste Brite in Europa, gescheitert in der Casting-Band „Bro’Sis“, Dschungelkönig und Gatte eines Opersängers, ist nun in einer neuen Sendereihe von RTL 2 der „Kinder­gartenboss“. Die Aufgabe des tuntigen Paradiesvogels ist es, marode Kindergärten kostenfrei in prächtige Spielstätten zu verwandeln. Wie ein modischer Flummy hüpft der zum Bauherrn avancierte Selbstdarsteller durch die Bruchbuden, aus denen in fünf Tagen kleine Kinderparadiese entstehen sollen. Dem Zuschauer wird vorgegaukelt, dass Ross es schafft, einen Malerbetrieb drei ­Tage gratis – Farbe inklusive – in die Essener Kita „Himmelszelt“ zu locken, dass eine Glaserei große, geschliffene Spiegel „for free“ montiert und die Gärtner einer Baugesellschaft eine Schrotthalde zum blühenden Spielplatz – plus Gewächse – „für lau“ gestaltet. Erreicht alles durch den Charme des Grinsebärs Ross, das zumindest behauptet der Sender. Doch in Wirklichkeit ist dieser Bluff eine Dauerwerbesendung! Alle „Spender“ dürfen plakativ ihren Betrieb präsentieren, mit Lieferwagen zum Bauplatz fahren, dort als Langzeitparker mit großflächigen Logos und Firmennamen in Großaufnahme für Neukunden werben.

Beischlaf-Therapie

„7 Tage Sex“ – geht’s noch schräger? RTL verkuppelte schon unattraktive Nerds mit Amateur-Models, der Bachelor knutschte in Afrika, verzweifelte deutsche Männer suchten ihre Traumfrauen in Osteuropa und einsame Bauern wollten endlich Bäuer­innen finden. Doch jetzt sendet RTL eine Doku-Soap, die kaum an Peinlichkeit zu übertreffen ist: Sex-Zwang gegen Liebesflaute, Beischlaf nach Terminplan vor Millionenpublikum. Die pralle Renate will ihre Tagesration Sex von dem arbeitslosen, stets müden Peter vor laufender Kamera einfordern, die Spreewäldlerin Nadine und ihr Mann Marcel verpflichten sich zu täglichem Sex, damit „das Feuer unserer Liebe nach dem Kind wieder lodert“. Im heimischen Bett, auf dem Zeltplatz, im Auto turteln und kosen die Terminplan-Sexisten. „Wir hoffen, dass es anderen Paaren Mut macht, ihre Probleme im Bett auszusprechen“, hofft Nadine nach erfüllter Tagesration. Keine Scham vor der elfjährigen Tochter? „Die weiß über Sex Bescheid“, plaudert Nadine, in schwarze Spitze gehüllt. „Und man sieht auch nicht mehr, als an jedem Strand im Sommer“. Frage an Nadine: „Haben die sieben Tage Sex die Gefühle wieder in Schwung gebracht?“ – „Wir schlafen jetzt nicht mehr jeden Tag miteinander, aber wir unterhalten uns wieder mehr“.

Pochers TV-Desaster

Nach dem Motto „Besser gut geklaut als schlecht selbstgemacht“ versuchte der knapp 170 cm kleine Comedien-Zwerg Oliver Pocher im glücklosen Abklatsch des Pro 7-Quotenhits „Schlag den Raab“ gegen drei Große bei körperlichen und geistigen Wettkämpfen zu punkten. Mit dem Slogan „Deutschlands Großmaul Nr.1. muss endlich zum Schweigen gebracht werden“ suchte RTL drei Herausforderer, lockte mit 100.000 Euro Gewinn. Pocher, B-Promi, Twitter-König, Profi-Scherzkeks und kalauernder TV-Schreck, fuhr bisher jede seiner Sendungen an die Wand. Bei der neuen RTL-Show zünden weder die gequälten Gags, noch haben die Spiele Spannung, selbst die Quizfragen liefern Kindergartenniveau. Profi-Kritiker vermuten, dass die Spiele, die bei Raab abgelehnt wurden, bei Pocher als Highlights auftauchten. Die bisherige Höhepunkte der Sendung: als Wrestler „Demolotion Davies“ den Verlierer Pocher höchst schmerzhaft auf die Bretter knallte oder die Promi-erfahrene Ex-Gattin Sandy als Joker in einen mit Senf gefüllten Krapfen biss. „Woraus Raab die derzeit beste Unterhaltungssendung gemacht hat, daraus machte Pocher ein peinliches Vierstunden-Ungetüm ohne Sinn und Verstand“, urteilte der „Tagesspiegel“.

Wer will denn wissen …,

... dass der 70-jährige griechische Schnulzen-­Troubadour Costa Cordalis sich aus dem Po Eigenfett in das von Botox überfütterte Gesicht spritzen lässt, um jugendlich zu wirken? „Gesicht im A…!“ schrieb Bild am Sonntag am 19.4.2013.

... dass der stets glattgebügelte Fußballprofi Günter Netzer als Nackedei rumliefe, wenn seine Gattin ihm nicht jeden Morgen Socken, Unterhose, Hemd und Krawatte griffbereit hinlegen würde? (Landeszeitung 11.5.2013).

... dass die seit Jahren hitlose Delmenhorster Singdrossel Sarah Connor einen neuen Weg ge­funden hat, ihre Musik an die Frau zu bringen? Für eine Damenbinden-Firma hat sie einen Slip-­Schlager komponiert, den Käufer aus dem Netz downloaden können. (HH-MoPo 2.5.2013).

... dass der heiße Schneider Wolfgang Joop seit Jahren schmollend im Streit mit seiner Tochter Jette liegt, weil diese die Türschlösser in der eins­tigen Familienvilla ausgewechselt hat? Mit einer Fotografen-Armee wurde jetzt die Versöhnung inszeniert. (Bild 8.5.2013)

... dass die regionale C-Prominente Eva Habermann auf der steten Jagd um Aufmerksamkeit und Schlagzeilen nach einer einfachen Blinddarm-OP umgehend die Redaktionen über einen „lebensbedrohlichen Eingriff“ informierte? (In Touch, 10/
2013).

... dass die lautstarke Walküre Barbara Schöne­berger jetzt ihre Kinder mit einem Guten-Morgen-­Lied weckt, ihr gutbezahltes Geburtstagsständchen für eine Windelfirma? Die alerte Talkerin hat zwei Kinder im Wickelalter von ihrem versteckt gehaltenen kleinadligen Gatten. (BZ-Berlin 21.5.2013)

... dass der Enzian-Blondie und Uralt-Rocker Heino jetzt preisgibt, warum er als schlicht gestrickter Bäckerbursche nichts über Literatur weiß? Der über 70-Jährige hat außer der Schulfibel und seinem Sparbuch nie ein Buch gelesen, nur Liebesfilme geschaut. (Bild 21.5.2013).

Das Allerletzte

Jetzt wird Klartext gesprochen! Cordula Stratmann, eine der lustigsten Frauen im deutschen Fernsehen, ist derzeit neben Olli Dittrich in der neuen ARD-­Satiresendung „Frühstücksfernsehen“ der Star. In einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ ist für die Comedy-Königin jetzt aber Schluss mit lustig. Mit einem gezielt verbalen Tiefschlag rechnet die studierte Familien-Therapeutin mit den Casting-­Shows ab: „Ich hasse Casting-Shows, da werde ich komplett humorlos. Ich verachte es zutiefst eine Öffentlichkeit herzustellen, um jemandem zu sagen, wie scheiße er ist. Heidi Klum beispielsweise ist Gesicht und Seele einer solch kaltherzigen Produktion. Das einstige Fräuleinwunder Klum peitscht ihre teils noch minderjährigen Möchtegern-Models im Kasernen-Ton von einem Shooting zum nächsten, befiehlt: „Zieh dich aus oder such dir einen anderen Traum!“ Nach so einer Gehässigkeit muss niemand entsetzt fragen, wie Mobbing auf die Schulhöfe und ins Netz gelangt. Frau Klum ist die beste Trainerin in Gehässigkeit und Herablassung.“